2024-05-17T14:19:24.476Z

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Nach 18 Jahren hört Friedel Henßen im Sommer auf.
Nach 18 Jahren hört Friedel Henßen im Sommer auf. – Foto: Max Media Solutions

Friedel Henßen verlässt Beeck nach 18 Jahren

Regionalliga West: Der Sportliche Leiter des FC Wegberg Beeck, Friedel Henßen, hört im Sommer auf. Das Ende einer Ära.

Mit Mike Schmalenberg und Stephan Houben als Trainerduo macht der FC Wegberg-Beeck dagegen weiter. Norman Post ist der nächste Abgang. Marc Kleefisch hat sich in Velbert einen Schienbeinbruch zugezogen, Justin Hoffmanns ist bis zum Saisonende suspendiert. Am Samstag kommt Lippstadt.

Der FC Wegberg-Beeck ohne Friedel Henßen? Das kann sich so mancher nur schwer vorstellen. Immerhin ist der Brachelener schon seit Juli 2006 im Verein: erst als Torwart, dann als Co-Trainer und Torwarttrainer, nach dem Tod von André Sieberichs 2012 sieben Jahre als Cheftrainer – und seit Juli 2019 als Sportlicher Leiter. Nach 18 Jahren geht die Ära Henßen in Beeck im Sommer nun aber dennoch zu Ende. „Die Entscheidung wurde erforderlich, da der Vertrag von Friedel Henßen zum 30. Juni ausläuft. Der Vorstand möchte sich ausdrücklich bei Friedel Henßen für seinen jahrelangen Einsatz bedanken. Er hat sich mit viel Engagement und Herzblut für den Verein eingesetzt“, schreibt dazu Beecks Vorsitzender Marcus Johnen in einer offiziellen Mitteilung des Vereins ein wenig schwurbelig.

Licht ins Dunkle bringt da Henßen selbst: „Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die künftige sportliche Ausrichtung. Daher stehe ich nicht mehr zur Verfügung, auch wenn mir Beeck nach 18 Jahren natürlich ans Herz gewachsen ist.“

Beeck strukturiert sich um

Zu der künftigen sportlichen Ausrichtung beim designierten Regionalliga-Absteiger zählt zweifellos auch die Trainerfrage, die der Vorstand nun geklärt hat: Das Duo Mike Schmalenberg/Stephan Houben, das lange Zeit lediglich interimsmäßig auf den im Februar entlassenen Mark Zeh gefolgt war, ehe es Beecks Boss Werner Tellers Anfang April auch offiziell bis zum Saisonende inthronisierte, wird auch in der neuen Saison die sportlichen Geschicke leiten – dann mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben in der Mittelrheinliga. „Die beiden haben uns ein überzeugendes Konzept für den Neubeginn vorgelegt“, erläutert Johnen. Der Posten des Sportlichen Leiters wird nicht neu besetzt: „Diese Aufgaben übernimmt ebenfalls das Trainerduo“, so Johnen. Am Montagabend teilte er diese Neuigkeit der Mannschaft vor dem Training mit.

Zugleich versichert der Vorsitzende, dass Tellers über den Sommer hinaus dem Verein erhalten bleibe – sowohl als Hauptsponsor zu freilich deutlich reduzierten Bezügen als auch als Mitglied des Vorstands. Ob in der bisherigen Funktion als 1. Geschäftsführer – und damit auch Mitglied des geschäftsführenden Vorstands – dazu möchte Johnen freilich nichts sagen.

Wohl aber kündigt er eine arbeitsmäßige Entlastung für Tellers an, der sich in den vergangenen Monaten als Mädchen für alles um sehr vieles kümmern musste, für alles von jedem angesprochen wurde und so locker auf eine 20-Stunden-Arbeitswoche in Beeck kam. Beispielsweise musste Tellers auch noch höchstpersönlich vor dem Spiel gegen Meister Alemannia Aachen 700 zusätzliche Eintrittskarten zur Aachener Geschäftsstelle bringen.

Es wird kräftig gespart

„Für ihn ist es eine andere Aufgabe, eine Erste Mannschaft zu unterstützen und die Geschäftsführung eines Vereins zu gestalten, als als Ansprechpartner für den gesamten Verein zu fungieren –was Jugend, Gastronomie, Geschäftsstelle, Platzwart und so weiter eben mit einschließt“, führt Johnen aus. Ab sofort wolle er für die Jugendabteilung selbst der erste Ansprechpartner sein. „Am Donnerstag treffe ich mich dafür mit dem Jugendvorstand, um die Dinge anzugehen.“

Klar ist aber auch, dass massiv gespart werden muss. Unabhängig von der Spielklasse hat der FC durch den Unterhalt für das vereinseigene Stadion enorme Fixkosten an der Backe, an denen keine massiven Einschnitte vorgenommen werden können. Der Platzwart zum Beispiel ist in der Mittelrheinliga nicht preiswerter als in der Regionalliga, ganz zu schweigen von den Energie- und weiteren Unterhaltskosten. „Wir müssen intensiv gucken, wo wir noch Einsparpotenziale haben. Das wird ein Thema in der nächsten Vorstandssitzung sein“, kündigt Johnen an. Die findet am 16. Mai statt.

Bereits am Montagabend hat das Trainerduo die Gespräche mit den aktuellen Spielern aufgenommen. „Die Entscheidung war uns da ja gerade erst mitgeteilt worden, wir müssen uns alle jetzt erst mal sortieren“, sagt Houben, dessen Zeit als Trainer der A-Jugend und Jugend-Cheftrainer nun zu Ende geht. Zugleich deutet er aber schon mal einen „großen Umbruch“ an. Fakt ist, dass aus dem Team mit Nils Hühne lediglich ein Akteur einen durchlaufenden Vertrag bis 2025 hat – alle anderen Verträge laufen im Juni 2024 aus.

Viel Bewegung im Kader

Dazu stehen die drei ersten Abgänge fest: Wie schon berichtet wechselt Kapitän Maurice Pluntke, der fußballerisch deutlich kürzertreten möchte, zu Landesligist Holzheimer SG. Aus dem wohl gleichen Grund verlässt aber auch ein echtes Urgestein den Verein: Norman Post, seit 2008 in Beeck und zweifellos einer der Identifikationsfiguren, wird ebenfalls gehen. Bei ihm ist das Ziel zwar noch nicht offiziell, aber er wird mit A-Ligist Dynamo Erkelenz in Verbindung gebracht – dorthin soll auch sein Bruder Milan (noch SC Wegberg) im Sommer zurückgehen. Dazu verlässt Ersatzkeeper Yannik Hasenbein den FC – er dürfte zu Mittelrheinligist SV Bergisch Gladbach wechseln.

Klar dürfte zudem auch sein, dass die im Winter verpflichteten Leihspieler Timo Bornemann (Energie Cottbus) und Merlin Schlosser (Hessen Kassel) im Sommer zu ihren Klubs zurückkehren – dort stehen sie ja auch weiterhin unter Vertrag.

„Wir werden Gespräche mit externen Spielern erst dann aufnehmen, wenn wir mit allen Spielern des jetzigen Kaders gesprochen haben. Ich denke, dass wir bis zum Wochenende damit durch sind. Wir machen im Grunde nur das, was in so einer Situation auch logisch ist“, führt Houben aus. Auf dem Suchradar stehen neben einigen erfahrenen Akteuren gerade auch junge Spieler. „Und zwar solche mit einem großen Weiterentwicklungsdrang“, präzisiert Houben. Zudem soll die Verzahnung mit der U19 wesentlich enger als bislang werden. Das war freilich auch schon in der laufenden Saison das Ziel. „Das klingt schön, ist aber im Grunde Fußballromantik, in der Regionalliga nur schwer umzusetzen“, räumt Houben ein.

Kellerduell gegen Lippstadt

Generell hätten die vielen Misserfolge der jüngeren Vergangenheit (sieben Niederlagen in Serie) eine Menge Frust bei allen Beteiligten verursacht. Am Samstag gibt es die Chance, die desaströse Rückrundenbilanz (sechs Punkte aus 14 Spielen) ein wenig aufzuhübschen. Dann kommt der SV Lippstadt, der auf Hoffnungsplatz 15 steht und auf den der FC bereits fünf Punkte Rückstand hat – angesichts von nur noch drei Spielen muss Beeck diese Partie also unbedingt gewinnen, um die Minimalchance auf den Ligaverbleib zu wahren. „Da wollen wir uns selbst beweisen, dass wir auch noch ein Spiel gewinnen können“, sagt Kapitän Pluntke.

Hinter dessen Einsatz steht freilich noch ein Fragezeichen (Leistenprobleme). Definitiv aus fallen Marc Kleefisch, der sich beim 1:2 in Velbert einen Schienbeinbruch zugezogen hat, Hühne (Sehnenteilabriss, ebenfalls Saisonende) und Joel Cartus (gelbgesperrt). Mehr als fraglich sind zudem die Einsatzchancen von Sebastian Wilms, Bornemann, Yannik Leersmacher und Leon Pesch. Houben: „Niemand lässt sich hier aber hängen, wir wollen uns in Würde aus der Liga verabschieden.“

Die Rotsperre von Justin Hoffmanns ist zwar nun abgelaufen, aber der wurde wegen einiger Vergehen inzwischen suspendiert. „Justin ist bis zum Saisonende freigestellt“, bestätigt Henßen. Er selbst kann sich ab Sommer ein neues Betätigungsfeld bei einem anderen Verein gut vorstellen – sowohl als Trainer als auch als Sportlicher Leiter: „Ich brauche keine Auszeit. Wenn eine Aufgabe kommen sollte, die mich reizt, würde ich das auch machen.“

Und Beecks Boss Werner Tellers? Der möchte zur Abwechslung zu all den neuen Entwicklungen mal gar nichts sagen und schweigt. Ungewöhnlich.

Aufrufe: 02.5.2024, 12:00 Uhr
Mario EmondsAutor