2024-06-24T10:12:48.875Z

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Die Bambini trainieren fleißig Torschüsse unter Aufsicht von Weisodin.	Foto: Vonderheid
Die Bambini trainieren fleißig Torschüsse unter Aufsicht von Weisodin. Foto: Vonderheid

,,Alle Kinder sind mir willkommen"

+++ Rund 25 Kinder aus Flüchtlingsfamilien nehmen am Fußballtraining des VfL Lauterbach teil +++ Begegnungsfest am 25. Juli +++

LAUTERBACH. Es ist ein großes Gewusel montagnachmittags auf dem Sportplatz des VfL Lauterbach. Kleine Ronaldos, Götzes und Ballacks jagen dem Fußball hinterher - für manche ist es eine der ersten Trainingseinheiten, andere spielen schon ein oder zwei Jahre. Erich Lenhardt leitet das Bambini-Training und seit ein paar Monaten spielen auch einige Kinder aus Flüchtlingsfamilien mit, die in Lauterbach Zuflucht gefunden haben.

Da es sehr warm ist, versucht der Trainer, einen Teil der Übungseinheit im Schatten zu absolvieren. In Gruppen eingeteilt, schießen die kleinen Nachwuchskicker auf das Tor, aus näherer Entfernung mit dem Innenrist, von weiter weg darf es auch mal der Vollspann sein. Man sieht deutlich, welche Kinder schon länger trainieren, doch es gelingt Lenhardt gut, auch diejenigen zu motivieren, die noch ein wenig mehr üben müssen. Beim Training wird der Coach eifrig unterstützt von Weisodin Feiz Mohamadi. Er ist Flüchtling aus Afghanistan, lebt seit Dezember in Lauterbach und betreut eine Kindergruppe. ,,In meiner freien Zeit komme ich her und helfe, schließlich spielt mein Sohn hier auch mit. Es ist eine gute Möglichkeit, die Kinder zu integrieren", erklärt er auf englisch. In Afghanistan hat Mohamadi selbst auch Fußball gespielt, beim VfL ist er bei den Alten Herren mit dabei. Auch zwei weitere Väter von Flüchtlingskindern helfen mit, wenn sie Zeit haben.

Nach dem Bambinitraining findet bis zu den Sommerferien noch ein Extra- Training für die Flüchtlingskinder - Jungs und Mädchen - statt. Rund 25 Kinder - von den Bambini bis zur C-Jugend - sind neu dazugekommen ,,In der Schule hatte sich das mit dem Fußballtraining herumgesprochen und dann kamen plötzlich alle ins D-Jugend-Training, auch wenn sie altersmäßig gar nicht hineingepasst haben", erzählt VfL-Sportvorstand Bernd Zengler. ,,Wir wussten erst gar nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollten, du kannst ja auch kein Kind heimschicken." Um aber auch ,,den Neuen" sportlich gerecht zu werden, hat sich Erich Lenhardt angeboten, dieses Zusatz-Training ebenfalls zu übernehmen. ,,Die ersten zwei, drei Mal war es noch etwas schwierig mit der Sprache, aber dann war es eigentlich kein Problem mehr. Die Kinder lernen sehr schnell", schildert der Trainer.

Und noch einen anderen Aspekt hat das Training, das freut auch die Eltern: Die Kinder lernen Deutsch. Fußballtraining ist also in vielerlei Hinsicht hilfreich. Für Erich Lenhardt ist ganz klar: ,,Alle Kinder sind mir willkommen." Er hat sich auf manche Besonderheit eingestellt, normalerweise verteilt er Gummibärchen nach dem Training, doch da manche Kinder sie wegen der Gelatine nicht essen dürfen, bringt er auch Gebäck mit, Kleinigkeiten, doch die Kinder freuen sich.

Auch wenn sie noch dem Fußballnachwuchs angehören, haben sie schon ihren eigenen Kopf wie die Großen: Der eine möchte am liebsten die ganze Zeit ins Tor, beschwert sich aber, dass er keine Handschuhe hat. Der Nächste hätte gern festere Pässe. Wenn es Erich Lenhardt mal zu bunt zugeht, wird er ein bisschen energischer und dann klappt alles. Besonders engagiert sind die Kinder beim Kopfballtraining, nur mit den Flanken hapert es manchmal noch ein wenig. Doch das tut der Spielfreude keinen Abbruch.

Als die Kinder vom hinteren Teil des Sportplatzes in die Mitte des Feldes kommen und dort Bernd Zengler entdecken ist ihre erste Frage: ,,Sind unsere Pässe da?" Eine Frage, die den VfL Lauterbach nun schon seit mehreren Monaten beschäftigt. Für Flüchtlingskinder Pässe zu bekommen ist eine langwierige Angelegenheit. ,,Man kann gar nichts machen, es dauert Monate, für ein deutsches Kind sind es normalerweise zwei Tage", erklärt Bernd Zengler. ,,Man benötigt lediglich die Geburtsurkunde, ein ärztliches Attest und muss einen Antrag ausfüllen. Für die Flüchtlinge braucht man dann schon sieben Sachen und das Problem ist auch, dass viele von ihnen keine Geburtsurkunde haben und das verkompliziert die Sache. Es geht dann nur über die Pässe der Eltern", berichtet der Sportvorstand. Bei zwei Kindern habe er den Antrag im März gestellt, jetzt erst seien die Pässe da. Doch: ,,Wenn der Pass da ist, wissen wir, wie alt die Kinder sind, und dann ordnen wir sie der altersentsprechenden Jugend zu. Obwohl sie teilweise auch schon am Training teilnehmen. Doch erst mit Pass sind sie auch spielberechtigt", erläutert Zengler.

,,Wichtig ist aber wegen der Versicherung, dass die Kinder bei uns im Verein angemeldet sind, den Beitrag bezahlt das Sozialamt", erklärt Bernd Zengler. Um die Kinder richtig auszustatten, gab es eine Spende in Höhe von 9000 Euro der Sparkasse Oberhessen, dafür hat der VfL Schuhe, Trikots, Schienbeinschoner und sonstige Ausrüstung gekauft, die dann an die Kinder verteilt werden. ,,Das bekommen aber nicht nur Flüchtlingskinder, sondern auch die aus sozial schwächeren Familien. Es ist für alle, die Hilfe brauchen", betont Zengler. Und er sieht es auch als eine Pflicht des Vereins, in solchen Situationen zu helfen. ,,Hautfarbe und Nationalität spielen keine Rolle, wir schicken keinen weg."

Der VfL Lauterbach veranstaltet am Samstag, 25. Juli, ein Begegnungsfest für Jung und Alt. Einlass ist ab 12 Uhr, offizieller Beginn um 14 Uhr. Der Tag dient der Integration und es geht darum, neue Freunde kennenzulernen. Eingeladen ist jeder, der Lust hat vorbeizukommen. Am Nachmittag findet ein Benefizspiel statt.



Aufrufe: 017.7.2015, 18:00 Uhr
Tina VonderheidAutor