Die Fans von Eintracht Trier hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Der um ein Tor verpasste Zweitliga-Klassenerhalt 2005, der Absturz in die Oberliga 2006, die zwischen 2012 und 2014 in den Regionalliga-Rückrunden verspielten Chancen zur Qualifikation für die Aufstiegsrelegation. Mehrere Nackenschläge, die für Frust sorgten.
Und nun? "Steht auf, wenn ihr Trierer seid!", hallte es im vergangenen Heimspiel gegen den FK Pirmasens (3:0) durchs Rund. Die Zuschauer auf den Sitzplätzen folgten. Eine solch euphorische Stimmung hatte es im Moselstadion abseits von DFB-Pokalspielen schon lange nicht mehr gegeben.
Der Optimismus der Spieler überträgt sich aufs Publikum. "Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben. Andere Vereine haben mehr Geld, dafür ist bei uns der Teamgeist größer", sagt Christian Telch.
1000 Fans mehr pro Heimspiel
Der 27-Jährige ist einer von mehreren Spielern, die bei der Eintracht wieder wachgeküsst werden. Nach einem schwierigen Halbjahr beim Nord-Regionalligisten Goslarer SC blüht der gebürtige Mainzer auf:
"In Goslar musste ich notgedrungen links hinten spielen. In Trier kann ich auf meiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld zeigen, was ich kann." Im für ihn persönlich goldenen Oktober mussten das gleich mehrere Gegner schmerzlich erfahren. Vier Tore und zwei Vorlagen in den vergangenen fünf Einsätzen lassen manche Stürmer vor Neid erblassen.
Mit Kickers Offenbach hat Telch schon mal in der dritten Liga gespielt. Der Mittelfeldstratege verspürt große Lust, den Sprung nach oben nun mit Trier zu schaffen. "Wir werden alles daran setzen, unseren zweiten Platz in der Tabelle zu verteidigen", sagt der Fan von Andres Iniesta und Mickie Krause, der im beschaulichen Mertesdorf unweit von Trier eine Wohngemeinschaft mit Mitspieler Patrick Lienhard bildet.
Der aktuelle Erfolg weckt das Interesse anderer Vereine an Spielern des SVE. Triers sportlicher Leiter Heiner Semar will deshalb mit Säulen des Teams in den nächsten Wochen Gespräche über eine Vertragsverlängerung intensivieren. In der Winterpause soll es nach seiner Auskunft keine großen Veränderungen im Kader geben. Silvano Varnhagen fällt wegen eines Kreuzbandrisses wohl ein halbes Jahr aus. Dafür soll sich Holger Lemke nach einer überstandenen Kreuzbandverletzung endlich wieder zurückmelden.
Baldige Einigung mit Rubeck?
Für externe Neuzugänge, um vielleicht die Breite des Kaders zusätzlich zu stärken, sieht Semar keinen finanziellen Spielraum. Und das trotz des größeren Zuspruchs der Zuschauer. Aktuell beträgt der Schnitt 2600 Fans pro Heimspiel. In der Vorsaison lag er bei 1600.
Bleibt es dabei, generiert der SVE in dieser Spielzeit geschätzt rund 150 000 Euro mehr Zuschauereinnahmen. Die werden aber offenbar benötigt, um den aktuellen Saisonetat für die erste Mannschaft zu decken. Das Budget wurde im Sommer höher angesetzt als zunächst geplant, liegt aber wohl weiterhin unter einer Million Euro.
Semar hofft auf weitere Sponsoren, damit der SVE mehr als nur kleinere Fortschritte machen könne: "Wir müssen den sportlichen Erfolg auch in bare Münze umsetzen. Man hat mir immer gesagt: ,Trier ist ein schlafender Riese.‘ Das ist er immer noch. Der Riese braucht Futter, sonst ruht er weiter."
Optimistisch ist der sportliche Leiter indes, dass mit seinem Spezi Peter Rubeck eine baldige Einigung über ein Verbleib getroffen werden kann. Der Trainer soll ein weiteres Jahr beim SVE wirken.