Sicher war Platz eins bereits einen Spieltag vor Schluss; da fegte Weinberg Eintracht Wetzlar mit 7:1 vom Platz und hatte vier Punkte Vorsprung. Danach dürfte der gesamte Verein einmal tief durchgeatmet haben, denn damit war das Ziel, das das Team in den letzten zwei Jahren jeweils knapp verpasst hatte, endlich erreicht – und der Vergleich mit den lang „Unaufsteigbaren“ von Greuther Fürth erledigt. Statt des Traumas hatte Weinberg sich den Traum erfüllt. Eine, die sich ganz besonders darüber freute, war Trainerin Petra Amslinger, die seit Sommer 2006 das Team betreute – und nach der Meisterschaft aufhörte. Der „Kindergarten“ mit einem Durchschnittsalter von knapp 17 Jahren ist unter ihrer Führung zu einer erfahrenen Mannschaft gereift, mit Persönlichkeiten im Kader, von denen viele bereits in der Jugend beim SVW spielten.
Darunter ist Christina Schellenberg die wohl Bekannteste, denn sie hat in mehreren Juniorinnennationalteams und auch kurzzeitig bei Bayern München gespielt. Die Fehlschläge vor allem aus der vergangenen Saison – als man zur Winterpause mit sieben Punkten vorn lag, am Ende aber wieder nur Zweiter war – haben die Spielerinnen gestärkt. Eine Systemumstellung von 4-4-2 auf 4-1-4-1 klappte auf Anhieb und brachte Vorteile. Sie übergibt Dieter Kreiselmeier eine funktionierende Mannschaft mit guten Perspektiven.
Kreiselmeier hat der Verein vor zwei Jahren verpflichtet. Ein Jahr war er Co-Trainer unter Amslinger, zuletzt Trainer der zweiten Mannschaft in der Landesliga. Sein großer Vorteil: Er hat die A-Lizenz – und die braucht ein Trainer in der Frauenbundesliga. Da er zudem den Wechsel von den Bezirksoberligaherren des TuS Feuchtwangen zu den Frauen ohne die üblichen Vorurteile vollzogen hat, war für ihn die Übernahme der „Ersten“ nur wieder eine neue Herausforderung. Aktuell befinden sich Trainer und Spielerinnen sozusagen in der „Findungsphase“, denn erst am 14. Juli hat das Training begonnen.
Kreiselmeier hat den Vorteil, dass er alle Spielerinnen kennt – auch die Neuen. Der Kader der vergangenen Saison bleibt fast komplett zusammen, verstärkt nur durch vier Spielerinnen aus der eigenen Reserve: Anna Grimm, Sara Hofmann, Barbara Schenk und Sabrina Lutz. Torfrau Kristina Höhn kommt nach langer Verletzungspause zurück, geblieben ist Nina Heisel, mit 27 Treffern die letztjährige Torschützenkönigin, nicht nur beim SVW, sondern auch in der Liga. Fehlen werden künftig Ilona Reichert und die vielfache polnische Nationalspielerin Maria Makowska, die ihre Laufbahn beenden. Kreiselmeier jedenfalls freut sich auf die neue Aufgabe, ist von der verständlichen Euphorie mancher im Verein aber weit entfernt und noch ziemlich gelassen. Aber das kann sich noch ändern. In der ersten Saison in der zweiten Bundesliga geht es für Weinberg natürlich zunächst einmal darum, die Klasse zu erhalten. Das Auftaktprogramm ist knallhart: Am 8. September kommt Titelfavorit SC Sand, dann muss Weinberg zum FC Bayern II, der 1. FC Köln, der Zweite des Vorjahrs, kommt am 6. Oktober, und danach geht’s zum Zwangsabsteiger SC Bad Neuenahr. Gespielt wird daheim übrigens nicht mehr in Weinberg, sondern im benachbarten Leutershausen, immer sonntags um 14 Uhr.