Fans bestimmen SSV-Termin schon wieder

Das nächste Punktspiel des SSV Reutlingen findet nicht am Wochenende, sondern erst am Montag um 19 Uhr gegen den Karlsruher SC II statt. Der Grund ist ebenso einfach wie grotesk: Die KSC-Profis spielen zur selben Zeit in der 2. Bundesliga beim 1. FC Nürnberg, sodass die Ultras aus Baden nach Franken und nicht nach Reutlingen fahren dürften. Bekanntermaßen sind die Ultras des SSV Reutlingen mit denjenigen der Karlsruher verfeindet, zumal die "Szene E" dem Stuttgarter "Commando Cannstatt" nahesteht. Die heftigen Streitereien zwischen den organisierten Fangruppen bestimmen abermals den Spielplan. Leidtragende sind alle anderen Fußballfreunde, die sich dem Diktat der Ultras und des Fußballverbands WFV zu unterwerfen haben.

Auf dem Rasen gibt es ebenfalls Zündstoff. Denn der KSC II möchte Revanche für die sensationelle DFB-Pokal-Pleite (1:3) der Karlsruher Profis nehmen und ist hochmotiviert. Trainer bei den Badenern ist Stefan Sartori. Der KSC II hat fünf Punkte mehr als der SSV Reutlingen, doch die Donkov-Schützlinge stellen mit 30 Toren die zweitbeste Offensive der Oberliga. Zuletzt halfen auch Spieler aus dem Karlsruher Profilager wie Köpke (Sohn des Bundestorwarttrainers Andreas) und Thoelke aus. Sartori arbeitet seit Juli 2014 beim KSC II, zuvor trainierte er die U 19, er ist Joe Zinnbauers Nachfolger. Ob er eine Chance hat, Cheftrainer der Profis im Wildpark zu werden, wenn Markus Kauczinski im Juni 2016 aufhört, ist offen. Er war schon Trainer beim 1. FC Pforzheim und der U19 des FSV Mainz 05. Als Spieler kickte Sartori beim SC Freiburg, ehe ein Knorpelschaden ihn mit 24 Jahren zum Sportinvaliden machte. Das Talent-Team des Zweitligisten trainiert am Dienstag und Donnerstag zweimal unter Profibedingungen. Beim SSV Reutlingen sind die DFB-Pokal-Wunden nach dem 0:4 gegen Eintracht Braunschweig geleckt - nun stehen drei Oberliga-Heimspiele in drei Wochen bevor.

Die Reutlinger Ultras der "Szene E" waren übrigens gegen Eintracht Braunschweig trotz Verbots der Polizei in ihrem Block E auf der Haupttribüne, sie hatten sich Karten besorgt. Der SSV Reutlingen Fußball hat hierbei keine Handhabe. Die Polizei war nicht erfreut, suchte das Gespräch mit SSV-Hauptvereinspräsident Karsten Amann, der seit Wochen mit der "Szene E" vermittelt. Ab Montag dürfen die SSV-Ultras wieder in ihren Block E.