2024-09-18T12:22:00.113Z

Ligabericht
Michael Bieler (rechts) erhält vom FKV Neu-Ulm einen Scheck zur Anschaffung eines individuell angepassten Rollstuhls. Foto: Eugen Straub
Michael Bieler (rechts) erhält vom FKV Neu-Ulm einen Scheck zur Anschaffung eines individuell angepassten Rollstuhls. Foto: Eugen Straub

FKV Neu-Ulm: Der etwas andere Verein

Keine Punkte, aber ein großes Herz: Tolle Spendenaktionen des Vereins

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In Ausnahmefällen können auch Niederlagen das Image verbessern. Bestes Beispiel: Der FKV Neu-Ulm. Das Schlusslicht der Fußball-Kreisliga B/Iller zeigt sich auch außerhalb des Rasens gönnerhaft.

Null Punkte, 30 Niederlagen, 178 Gegentore - das ist die nüchterne Bilanz des FKV Neu-Ulm im ersten Jahr nach seiner Gründung in der Fußball-Kreisliga B/Iller. Dennoch sind die Verantwortlichen, Trainer und Mannschaft keineswegs schlecht gelaunt. Sie freuen sich auf die neue Saison, die sie nach ihrem Umzug auf das Sportgelände des VfR Unterfahlheim in der Donau-Staffel fortsetzen werden.

Nicht nur der Name FKV (Fußball Kultur Verein) ist einmalig und bisher im deutschen Fußball nicht zu finden. Einzigartig ist auch, dass der Klub für kulturelle Einrichtungen und bedürftige Personen aus der Region immer wieder Spendengelder bereitstellt. So hat der Klub, der bisher in Nersingen seine Heimspiele ausgetragen hat, die Delphin-Therapie eines behinderten Kindes bezuschusst, einem Musikverein Gelder für neue Instrumente zur Verfügung gestellt, einem Obdachlosen eine Brille bezahlt, die er sich selbst nicht hätte leisten können, der Kirchengemeinde Nersingen eine Spende für bedürftige Mitbürger zukommen hat lassen, einer Tanzgruppe aus der Region einen Zuschuss für eine Kulturreise nach England gewährt und einer Musikband aus Ulm einen Beitrag für ein neues Fahrzeug gegeben.

Nach einem Bericht des Rundfunksenders SWR 4 hatte sich auch eine Behindertenwerkstatt aus dem fränkischen Altdorf gemeldet, die neue Werkzeuge benötigte. Auch hier wurde geholfen, obwohl der Ort nicht in der Region liegt. Aus Dankbarkeit wurde in Altdorf der erste FKV-Fanclub gegründet.

Jüngstes Beispiel großzügiger Zuwendung: Dei Aktion für Michael Bieler, Rollstuhl-Basketballer beim Zweitbundesligisten TSG Söflingen. Der 28-Jährige Sabres-Akteur ist seit seinem 21. Lebensjahr wegen einer Tumorerkrankung am Rückenmark querschnittsgelähmt. Als sei dies noch nicht genügend Handicap, musste ihm das rechte Bein, das ebenfalls von einem Tumor befallen war, ab dem Oberschenkel amputiert werden. Bieler benötigte einen individuell angepassten Rollstuhl, um an den Übungsabenden teilzunehmen, was der FKV Neu-Ulm dem Behinderten nach zwei Jahren ermöglichte.

Die Idee, einen Kulturverein mit einem Fußballklub zu kombinieren, hatte Franz Kraus, Initiator und Mitbegründer: "Viele Firmen, die mit den Gründungsmitgliedern des Vereins geschäftlich zusammenarbeiten, unterstützen uns." Der Verein versucht, weiterhin Mitglieder zu bekommen. "Alle Einnahmen werden für bedürftige Personen oder Kultureinrichtungen in Ulm und Neu-Ulm verwendet", verspricht Kraus.

In der Vereinssatzung ist festgelegt, dass die Zuteilung der Spenden für aktuell Bedürftige von einem dreiköpfigen Beirat beschlossen und überwacht wird. Der besteht aus Initiator Franz Kraus, Notarassessor Werner Sellmayr und Marc Herrmann von Radio 7.

Um die sportlichen Belange des Fußballklubs kümmern sich Präsident Eugen Straub und Trainer Uwe Hämmerle, der in der zurückliegenden Saison als Mädchen für alles fungierte. Zu seiner Entlastung wurde in Jürgen Kölle nun ein Spielleiter für die kommende Spielzeit gewonnen.

Auf Grund seiner Spendenbereitschaft und seiner Kontakte zu Politikern, Sängern, Schauspielern und Tanzgruppen, ist es den Verantwortlichen des Vereins gelungen, das Musical "I am Jonny" von Berlin nach Ulm zu holen und am 16. Oktober in der Ratiopharm-Arena aufzuführen. Das Musical beschreibt das Leben des am 14. Oktober 2012 nach einer Prügelattacke verstorbenen Jonny K. "Leider ist dieses Thema auch drei Jahre nach Jonnys Tod immer noch aktuell, wie es der Fall um die 21-jährige Tugce A. in Offenbach zeigt", sagt Präsident Straub. "Wir wollen mit diesem Musical zeigen, dass Zivilcourage ein Thema ist, das alle Bürger betrifft."

In der neuen Fußballsaison will der FKV Neu-Ulm in der neuen Liga seinen spendablen Nimbus zumindest auf dem grünen Rasen erheblich einschränken und endlich die ersten Punkte auf seinem Konto verbuchen.

Aufrufe: 013.7.2015, 11:15 Uhr
WINFRIED VOGLER | SWPAutor