Gegentore Schärfen Sinne

Ausgeglichenes Punktekonto bei vier Niederlagen in neun Partien - Nürtingen hat "kein Spiel mit mehr als einem Tor Differenz verloren", warnt SC-Trainer Uli Haug. Nur für den Fall, dass das Umfeld gegen einen Aufsteiger ein Schützenfest erwartet. Haug tut das nicht, seine Mannschaft denkt wie er.

Sie macht sich darauf gefasst, morgen ab 15.30 Uhr viel Anlauf zu nehmen. "Wir werden bohren müssen - womöglich ziemlich lange", schwant Haug ein zähes Ringen gegen einen Gegner, dem er eine "unheimlich gute Defensive" sowie "schnelles Umschaltspiel" attestiert. Neun Gegentore in ebenso vielen Spielen weisen die Nürtinger als Facharbeiter an der Betonmischmaschine aus. Geduld haben die Geislinger zuletzt "gut hingekriegt", lobt Haug seine jungen Zöglinge, die mittlerweile gelernt haben, erwachsen zu spielen.

Sechs Siege und ein Unentschieden aus den vergangenen sieben Partien, sechs davon ohne Gegentor, steigern das Selbstvertrauen. Beim 2:1-Sieg in Echterdingen musste Torhüter Jonas Gebauer nach 588 Minuten mal wieder hinter sich greifen, im Nachhinein gewinnt sein Trainer dem Gegentreffer sogar etwas Positives ab. Das 0:1 wirkte wie ein Wachmacher, zuvor hatten sich die Geislinger am vergangenen Freitag lange im sicheren Gefühl der Unverwundbarkeit gesonnt.

"Irgendwann kann man sich eben nicht mehr durchmogeln", erklärt Haug die Zwangsläufigkeit dieses Gegentreffers und freut sich über die Reaktion seiner Zöglinge. Die haben nach dem Rückstand "endlich Fußball gespielt" und die Partie noch umgebogen. So gesehen findet es der SC-Trainer "vielleicht ganz gut", dass seine Mannschaft "mal wieder einen reingekriegt" hat, solche Erlebnisse schärfen die Sinne.

Neuling Nürtingen kommt morgen mit dem Frust einer unerwarteten 0:1-Heimniederlage gegen das bis dahin sieglose Schlusslicht TSV Buch. Für das Geschehen im Eybacher Tal erwartet Haug keine Auswirkungen. Selbst im Falle eines Sieges gegen Buch, mutmaßt er, wären die Nürtinger "nicht nach Geislingen gekommen, um auf Teufel komm' raus zu stürmen". Der Aufsteiger wird sich auf seine Stärken im Spiel gegen den Ball fokussieren.

Gegen defensiv stabile Gegner braucht es Kreativität, Technik und notfalls eine Einzelaktion - alles Attribute, für die beim SC Pascal Volk wie kein anderer steht. Ausgerechnet seinen wichtigsten Offensivspieler droht Haug morgen ersetzen zu müssen. Volk lag gestern noch krank im Bett, ein Telefonat heute Abend gibt Haug erst Aufschluss, ob er seinen Edeltechniker morgen einsetzen kann. Der SC-Trainer rechnet eher nicht damit und geht davon aus, dass Volk ebenso ausfällt wie der Langzeitverletzte Karlo Petricevic, Uwe Grupp (Rückkehr kommende Woche geplant), Heiko Mühlhäuser (privater Termin) sowie Luca Bonnet (Trainingsrückstand). Volk würde der Trainer morgen besonders vermissen, weil der "auch mal Eins gegen Eins einen ausspielen kann".

Der FV 09 Nürtingen darf seine Statistik verteidigen und muss auch nach Abpfiff kein Spiel mit mehr als einem Tor Differenz verloren haben. Der SC will ja gar nicht mehr als andere Teams. "Ein Tor Unterschied wäre okay", sagt Haug.