2024-06-24T10:12:48.875Z

Ligavorschau
Von der schnellen Entwicklung positiv überrascht: Holsteins U23-Trainer Ole Werner sah ein Team, das zu Saisonbeginn kaum Anlaufzeit benötigte.
Von der schnellen Entwicklung positiv überrascht: Holsteins U23-Trainer Ole Werner sah ein Team, das zu Saisonbeginn kaum Anlaufzeit benötigte.

Holstein Kiel II: Die Kieler Rotationsprofis und ihr Leader

Mit Rezan Acer hat Coach Werner einen unermüdlichen Antreiber im Mittelfeld

Die U23 hat die eigenen Erwartungen in der ersten Saisonhälfte übertroffen. Dem heftigen Aderlass vor der Saison zum Trotz – mit William Wachowski, René Guder, Louis Mandel und anderen verließen große Stützen die Mannschaft – spielen die „Jungstörche“ vorne mit.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell finden“, sagt Trainer Ole Werner. Als Saisonziel gab der Übungsleiter die individuelle Entwicklung der Spieler aus. Ein Vorhaben, das in einem ausgeglichenen Kader Folgen hat: Woche für Woche mischt der Coach sein Team durch, Rotation auf fünf oder mehr Positionen sind dabei keine Seltenheit. Selbst das Amt der „Nummer Eins“ zwischen den Pfosten teilt sich Tjark Grundmann mit Bernd Schipmann aus der ersten Mannschaft. Dazu kommen immer wieder andere Aushilfen aus dem Drittliga-Kader, die ihre Spielzeiten einfordern.

Einer der Wenigen, die sich in diesem Kollektiv aus talentierten Nachwuchsspielern und Gästen aus dem Profibereich zum Stamm zählen dürfen, ist Rezan Acer. Der 23-Jährige ist in seiner sechsten SH-Liga-Saison für Kiel als unermüdlicher Antreiber im Mittelfeld kaum noch wegzudenken. Mit zehn Toren hat er jetzt schon öfter getroffen, als am Ende aller anderen Spielzeiten zuvor. Die starke Gesamtleistung kommt dabei für den Freistoßspezialisten nicht trotz, sondern wegen des großen Umbruchs: „Wir wussten, dass wir das als Team kompensieren müssen und sind als Mannschaft enger zusammengewachsen. Jeder weiß, dass er für den anderen kämpfen muss. Das macht uns in dieser Saison so stark.“ Dass sich praktisch jedes Spiel ein neues Team um ihn herum formiert, ist für den Deutsch-Türken kein Problem: „Das sind alles Fußballer. Wenn sie spielen können, kann ich auch mit ihnen spielen.“

So torgefährlich wie nie: Rezan Acer (rechts), hier neben Narek Abrahamyan, durfte bereits zehn eigene Treffer bejubeln.Sieg*
So torgefährlich wie nie: Rezan Acer (rechts), hier neben Narek Abrahamyan, durfte bereits zehn eigene Treffer bejubeln.Sieg*
Ende Oktober folgten auf einen zwischenzeitlichen Lauf mit acht Siegen aus neun Spielen trotzdem auch schwächere Auftritte wie bei den aufeinander folgenden Pleiten beim PSV Neumünster und in Heide. Als letzter ernstzunehmender Verfolger von Überflieger Eutin ließen die Kieler aber erst nach der knappen 1:2-Heimniederlage gegen die 08er drei Wochen später abreißen. Schlichtes Lehrgeld, wie Acer befindet: „Da merkt man den Altersunterschied. Wir gehen mit etwas Glück 1:0 in Führung und anstatt ruhig zubleiben und weiterzuspielen verlieren wir den Faden. Erfahrene Spieler wie die von Eutin nutzen das sofort aus. Die haben aber nicht wegen ihrer Erfahrenheit gewonnen, sondern wir wegen unserer Unerfahrenheit verloren.“ Spiele wie gegen den klaren Tabellenführer sind Stationen einer Entwicklung, die das ganze Team durchmacht – auch der Trainer, der im August für zwei Wochen Interimstrainer in der 3. Liga war. „Man merkt schon länger wie dominant er auf dem Platz geworden ist, das war früher nicht so“, sagt Acer über seinen Coach. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit, wie Werner verrät: „Rezan ist ein super Typ, der die Mannschaft gerade zu Saisonbeginn komplett mitgerissen hat. Bei ein, zwei Dingen wie der taktischen Disziplin muss er noch besser werden, aber da arbeitet er schon an sich. Dann stehen ihm auch eine Liga höher die Türen offen.“

Für Acer selbst, der parallel eine Ausbildung im Kieler Citti-Park macht, ist das erst mal zweitrangig: „Ich möchte zweigleisig fahren und die Zusammenarbeit mit Arbeitgeber und Holstein passt momentan gut. Wenn sich eine gute Chance ergibt, will ich sie nutzen, aber nicht, wenn meine Ausbildung darunter leidet.“ Arbeit ist auch der einzige Grund, weshalb der Mittelfeldmotor mal nicht spielt. Beim 3:3 gegen den TSV Kropp Anfang Oktober stand Schicht statt Spieltag auf dem Programm. Acers einzige „Fehlzeit“ in dieser Saison. In der Rückrunde jedenfalls werden er und die „Jungstörche“ weiter in der SH-Liga wirbeln. Bei acht Heimspielen aus den letzten 13 Auftritten wird vor allem im Trainingszentrum in Projensdorf die eine oder andere Mannschaft ins Schwitzen geraten. Egal, in welcher Formation die U23 aufläuft.
Aufrufe: 029.1.2017, 07:00 Uhr
SHZ / Marius HeydenAutor