Die Saison des Deniz Bindemann hat sich mittlerweile komplett gewandelt. Wer dem 22-Jährigen vor Monaten noch erzählt hätte, was er momentan als Fußballer erleben darf, den hätte Bindemann sicherlich für verrückt erklärt. Am Anfang der laufenden Regionalliga-Serie setzte der Offensivspieler von Fortunas U23 aufgrund einer Sprunggelenksverletzung die ersten acht Spiele aus, Einsatzminuten rückten für ihn damals in weite Ferne.
„Die Verletzung zu Beginn war ein herber Rückschlag, ich musste aber weitermachen und positiv denken. Das habe ich geschafft, habe bei der U23 wieder regelmäßig gespielt und auch das eine oder andere Mal das Tor getroffen“, sagt Bindemann und ergänzt: „Dadurch holt man sich alles zurück, und dann ging alles ganz schnell.“ So schnell, dass der gebürtige Münsteraner plötzlich zum Profikader von Fortuna, der derzeit äußerst viele verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen hat, gehört und unter Cheftrainer Daniel Thioune zuletzt sein Zweitliga-Debüt feierte.
„Es war sehr spontan. Am Donnerstag habe ich noch in der U23 trainiert. Danach ist mir gesagt worden, dass ich am Freitag zu den Profis gehe – so war klar, dass ich auch mitfahre“, erzählt Bindemann im Rückblick auf die Partie vom Samstagabend beim 1. FC Kaiserslautern (1:3), in der er in der Schlussphase auf dem Rasen gestanden hatte. „Ich war glücklich darüber, dass ich überhaupt mitfahren durfte, und dass ich eingewechselt wurde, war sogar noch besser. Die Enttäuschung war aber groß, weil wir das Spiel verloren haben und ich auch dazu hätte beitragen können, dass es vielleicht 2:2 steht“, erklärt der Akteur zu seiner Chance kurz vor dem Abpfiff und fügt dazu an: „Es ging alles sehr schnell.“
Möglicherweise könnte Bindemann es bereits am kommenden Samstag besser machen – ausgerechnet gegen den Verein aus seiner Geburtsstadt, wenn die Düsseldorfer in der Zweiten Liga Preußen Münster empfangen. So eine Konstellation hätte sich der Stürmer vorher niemals ausgemalt. „Damit habe ich auch nicht gerechnet. So ist das manchmal im Fußball. Man muss dann da sein“, sagt Bindemann.
Die Partie gegen seinen früheren Verein, mit dem er als Meister der Regionalliga in die Dritte Liga aufstieg und den Westfalenpokal gewann, ordnet er allerdings trotzdem als ganz normal ein: „Für mich ist das erst einmal ein Fußballspiel, da ist es ganz egal, gegen wen es geht. Dann muss man schauen, wie der Trainer sich entscheidet und ob er mich ranlässt oder ich nur zugucken darf.“
Mit Blick auf Bindemanns Bilanz liegt ihm das Kräftemessen zwischen Münster und Fortuna ziemlich gut, für die Preußen traf er viermal in fünf Partien gegen Fortunas „Zwote“ und steuerte in der Vergangenheit in der B-Junioren-Bundesliga einen Treffer für seinen Jugendverein gegen Düsseldorfs U17 bei. Trifft er nun erneut in diesem Duell, diesmal aber für die Flingerner? „Ich hätte nichts dagegen und würde es direkt so unterschreiben“, meint Bindemann mit einem Lächeln.
Ob er wieder mitwirken darf, entscheidet sich dann während des Spiels, dem in Düsseldorf am Samstag auch Bindemanns engster Kreis bewohnen wird. „Mir haben schon ein paar geschrieben, dass sie Tickets bekommen haben. Ein paar Kollegen sind auch da, sie werden zahlreich erscheinen“, sagt der Akteur, der sich über die Entwicklung seines früheren Klubs freut. „Ich bin dort geboren, und klar ist das schön für die Stadt und den Verein, dass er so hoch Fußball spielen kann. Ich schaue da schon drauf“, erklärt Bindemann, der aber auch klarstellt: „Am Wochenende geht es aber nur um Fortuna.“