2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Der FC Wegberg-Beeck braucht dringend Punkte gegen seinen Lieblingsgegner.
Der FC Wegberg-Beeck braucht dringend Punkte gegen seinen Lieblingsgegner. – Foto: Michael Schnieders

FC Wegberg-Beeck: Lieblingsgegner kommt

Gegen keinen anderen Verein hat Beeck in der Regionalliga eine derart gute Bilanz wie gegen den SC Wiedenbrück. Generell sieht es für den FC aber gar nicht gut aus – und in den vergangenen Jahren hat Beeck häufig entscheidende Spiele verloren.

Den Soundtrack zum Titelgewinn der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land 2007 hatte die Kölner Mundartgruppe „Höhner“ geliefert – mit dem Song „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Selbiges ist man auch geneigt zu fragen, wenn es um das nächste Spiel des FC Wegberg-Beeck geht.

Denn am Samstag kommt der Lieblingsgegner ins Waldstadion: Der SC Wiedenbrück hat dort in vier Versuchen noch kein Tor erzielt. Völlig konträr zum generellen Beecker Abschneiden in der Regionalliga ist die Bilanz gegen die Ostwestfalen auch im Gesamten positiv, hat der FC gegen den SC öfter gewonnen als verloren – das hat er sonst gegen keine andere Mannschaft in seinen nun fünf Regionalligajahren geschafft.

Passend dazu hat Beeck in der laufenden Saison seine einzigen Auswärtspunkte bislang auch in Wiedenbrück geholt: Der dortige 2:1-Sieg durch Tore von Shpend Hasani und Justin Hoffmanns war die große Ausnahme – alle weiteren 14 Partien in der Fremde gingen verloren.

Hoffmanns fehlt rotgesperrt

Hoffmanns, der jetzt noch rotgesperrt ist, hatte auch beim letzten Heimspiel gegen Wiedenbrück getroffen – da erzielte er das Tor des Tages, die KIeeblätter siegten 1:0. „Beeck ist schon so etwas wie unser Angstgegner“, bemerkte daraufhin Wiedenbrücks damaliger und auch heutiger Trainer Daniel Brinkmann.

Am Samstag kommen die Ostwestfalen aber mit sehr breiter Brust nach Beeck: Acht der elf Spiele im Kalenderjahr 2024 haben sie gewonnen, sind mit 26 Punkten drittbestes Rückrundenteam – und das, obwohl der jahrelange Hauptsponsor bereits im Winter seinen totalen Rückzug zum Sommer angekündigt hatte. „Das war für uns alle ein großer Schock. Wir mussten erst mal tief schlucken, das war eine Hiobsbotschaft, so deutlich muss man es sagen. Und natürlich war das in den Köpfen der Spieler lange Zeit präsent“, räumt Brinkmann ein.

SC Wiedenbrück auf Rekordjagd

Für den Charakter und den Zusammenhalt des Teams spricht dann aber eindeutig das bisherige Rückrunden-Abschneiden: von Resignation keine Spur – im Gegenteil: Der SCW ist nur noch vier Punkte von der Einstellung seines Rückrundenrekords entfernt, der bei 30 Punkten steht – das sollte in den noch folgenden fünf Partien also auch geschafft werden können. „Ich kann mich bei den Jungs nur bedanken, wie sie mit der Situation umgegangen sind“, sagt Brinkmann.

Ein freiwilliger Rückzug im Sommer dürfte beim SCW daher auch nicht anstehen, scheint es in der Regionalliga weitergehen zu können. Immerhin haben neun Akteure durchlaufende Verträge – und drei haben zudem schon verlängert.

Angesichts dieser Fakten kann man in Beeck schon ein wenig neidisch werden. Die letzten fünf Spiele hat der FC samt und sonders verloren, mit nur sechs Punkten aus zwölf Spielen ist er schlechtestes Rückrundenteam. Zum rettenden Platz 14 sind es angesichts des miesen Torverhältnisses praktisch nun bereits sieben Punkte – schwer vorstellbar, dass die Schwarz-Roten das noch schaffen.

Bleibt „Hoffnungsplatz 15“, der immerhin nur zwei Zähler entfernt ist und auf dem der SV Lippstadt steht – der kommt auch noch nach Beeck. Dieser Platz reicht aber nur zum Ligaverbleib, wenn entweder der MSV Duisburg in der 3. Liga noch das Wunder Klassenerhalt schafft, Schalke 04 doch noch aus der 2. Liga absteigt (dann müsste deren U23 eben in die Oberliga Westfalen zwangsabsteigen) oder sich ein Verein im Sommer freiwillig aus der Regionalliga zurückzieht. „Mehr als eine Resthoffnung ist das natürlich nicht, die Chance ist gering“, gibt sich Beecks Boss Werner Tellers keinen Illusionen hin.

Den Tabellenzweiten Wuppertaler SV (3:1) und den Tabellenfünften Schalke (5:1) hat Beeck in der Rückrunde zwar geschlagen, dafür aber bislang auch alle Sechs-Punkte-Spiele verloren – so auch am Montag mit 1:4 in Paderborn. Mit einem Sieg hätte Beeck den Rückstand zu Paderborn auf vier Zähler verkürzt und den SC so wieder richtig in den Abstiegskampf mit reingezogen – stattdessen wuchs der Rückstand auf praktisch uneinholbare zehn Punkte an.

Dass Beeck in der Rückrunde die entscheidenden Spiele verliert, zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre. Ein 1:2 im Sechspunktespiel beim Bonner SC bedeutete im April 2018 das Ende aller Klassenerhaltshoffnungen. Im Juni 2019 verlor Beeck in der Mittelrheinliga am vorletzten Spieltag das „Aufstiegsendspiel“ im Waldstadion gegen den direkten Konkurrenten SV Bergisch Gladbach mit 1:2 und verspielte so den direkten Wiederaufstieg – das Hinspiel in Gladbach hatte der FC noch locker 3:0 gewonnen.

Im Jahr darauf holte Beeck den Aufstieg zwar nach, profitierte dabei aber auch vom coronabedingten Saisonabbruch nach dem ersten Rückrundenspieltag. Die Basis für den Aufstieg war damals der spektakuläre 4:1-Erfolg in der Hinrunde beim direkten Konkurrenten 1. FC Düren, erspielt mit einer der besten Vorstellungen einer Beecker Mannschaft im vergangenen Jahrzehnt – in einer Hinrunde ist der Druck aber eben naturgemäß noch nicht so hoch wie zu einem Saisonende hin.

Im April 2022 bedeutete ein 0:2 mal wieder beim direkten Konkurrenten Bonn das Ende aller realistischen Klassenerhaltshoffnungen. Und im Juni des vergangenen Jahrs schließlich verlor Beeck am letzten Spieltag der Mittelrheinliga daheim erneut ein „Aufstiegsendspiel“, diesmal mit 0:2 gegen den FC Hennef – was genauso verdient war wie die Niederlage gegen Bergisch Gladbach vier Jahre zuvor. Nur, weil der FCH auf den Aufstieg dann verzichtete, löste Beeck das Regionalliga-Ticket. „Wenn es so richtig um was geht, haben wir fast immer verloren. Ich weiß nicht, ob das noch Zufall sein kann“, bemerkt dazu Tellers.

Aufrufe: 019.4.2024, 20:45 Uhr
Mario EmondsAutor