2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Carsten Cappelle ist nach fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen optimistisch den Klassenerhalt beim SC Borsigwalde zu realisieren.
Carsten Cappelle ist nach fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen optimistisch den Klassenerhalt beim SC Borsigwalde zu realisieren. – Foto: Tarik Güney

„Nach neun Niederlagen hast du keine Argumente mehr“

Carsten Cappelle und der SC Borsigwalde stecken im Abstiegskampf der Landesliga. Die sportliche Tendenz zeigt aber in die richtige Richtung. Trotz schwieriger Lage setzt der Vorstand voll auf das Trainerteam.

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Carsten Cappelle, #534

Glückwünsch zum Sieg. Was waren die entscheidenden Faktoren für die drei Punkte?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Es war für uns ein super wichtiger Sieg in einem wichtigen Spiel, genau wie in der Vorwoche, wo wir es leider nicht gepackt haben. Die entscheidende Faktor war, dass wir mehr wollten. Man hat uns angesehen, das wir es mehr brauchen und Meteor nicht unbedingt, obwohl sie mittlerweile auch nicht mehr so weit weg sind von den Teams im Abstiegskampf. Das konnten wir diesmal sehr gut zeigen, im Gegensatz zur Vorwoche wo es genauso dringend nötig gewesen wäre. Aber wir haben jetzt aus den letzten sechs Spielen fünf Siege geholt und das ist schon mal ganz anständig und dann kein Drama, dass wir da letzte Woche es nicht gepackt haben. Völlig zurecht auch, Bero war die deutlich bessere Mannschaft. Wir konnte es an dem Tag nicht umsetzen, im Gegensatz zu Bero. Wir sind jetzt auch keine Übermannschaft, die jeden weghaut, wir müssen uns jeden Sieg hart erarbeiten, das sieht man ja auch an den Ergebnissen die immer knapp sind.

Es waren auf jeden Fall drei wichtige im Abstiegskampf. Warum seid ihr überhaupt dort reingerutscht?

In der Hinserie war es sehr schwer. Ich habe weder als Spieler, noch als Trainer so eine lange Niederlagenserie von neun Spielen erleben müssen. Da kann ich mich nicht dran erinnern, das war sehr hart. Es ist einfach viel schief gegangen, angefangen bei der Kaderplanung, wo auch meinerseits Fehler gemacht wurden, das hatten wir uns anders vorgestellt. Dann hatten wir enormes Verletzungspech, im Grunde waren alle Leistungsträger längere Zeit verletzt, das konnten wir nicht kompensieren. Wir hatten eine gute erste Elf, aber wenn 50, 60 oder 70% wegbrachen, dann haben wir halt Probleme bekommen. Das wusste wir aber auch. Wir wurden trotzdem in der Liga nie abgeschlachtet, es war immer eng, wir haben die Spieler aber nicht gewonnen. Wir haben die Spiele abgegeben, weil uns immer ein paar Prozente gefehlt haben.

Wie war die Zeit für dich?

Ja, war eine super schwere Zeit. Mich nimmt das körperlich auch immer mit. Ich bin sehr zufrieden, dass wir da endlich durch sind. Ich hatten dem Vorstand zwischenzeitlich auch mehrmals meinen Rücktritt angeboten, weil ich die Gesetzmäßigkeit auch kenne, die sind im „kleinen“ Fußball nicht anders als im „großen“. Das wäre auch mehr als verständlich, weil du nach neun Niederlagen auch keine Argumente mehr hast. Vor allem, weil nach eben der neunten Niederlage die Spiele gegen Hohen Neuendorf und Polar Pinguin anstanden und ich dachte, dass kann nur nach hinten losgehen.

Und wie hat der Vorstand reagiert?

Der hat uns voll vertraut, das fand ich sehr gut. Wir kennen uns jetzt auch schon ein paar Jahrzehnte. Uns wurde mitgeteilt, dass gesehen wird, wie wir arbeiten, das wir alles geben und ein Rücktritt nicht in Frage kommt, solang wir weiterarbeiten wollen stehen sie zu uns. Das ist in der heutigen Zeit ein gutes Zeichen, ein gutes Miteinander. Die Arbeit mit dem gesamten um Frank Radunz, Harald Briege, Andy Thaler klappt sehr gut. Mein Co-Trainer Rogerio und ich können voller Vertrauen arbeiten und zahlen dies jetzt auch zurück, auch wenngleich das nicht heißt, dass wir jetzt schon gerettet sind. Es wird noch schwer genug werden.

Der kommende Gegner, BSV Heinersdorf, setzte als Tabellenletzter zuletzt auch ein Lebenszeichen. Worauf wird es ankommen um erneut als Sieger vom Platz zu gehen?

Gegen Heinersdorf wird es hammerhart, da sind wir uns im Klaren drüber. Heinersdorf hat vergangene Woche völlig zurecht in Spandau deutlich gewonnen. Eine sehr unangenehm zu bespielende Mannschaft, wir hatten sie ja schon ein paar mal. Immer enge, umkämpfte Spiele, eine sehr robuste Mannschaft, die letztes Wochenende auch gezeigt hat, dass sie Fußball spielen kann. Wir müssen versuchen, unser Spiel durchzusetzen, müssen aktiv werden und es nicht über uns ergehen lassen. Wir sind uns bewusst, das es super schwer wird.

War es für dich klar, dass du auch kommende Saison auch am Seitenrand stehen wirst?

Nein, das stand nicht fest, ganz und gar nicht. Vor allem weil die Saison so viel Kraft kostet. Das kann mittlerweile auch mit meinem Alter zusammenhängen, aber es kostet wirklich viel Kraft und auch Nerven momentan. Aber, jetzt haben wir uns dazu entschieden und freuen uns aufs nächste Jahr.

Gilt das Engagement auch im Falle eines Abstieges?

Das gilt natürlich auch für die Bezirksliga, die wir natürlich tunlichst vermeiden wollen. Aber ganz ehrlich, mittlerweile sieht man das auch ein bisschen entspannter, die Welt wird dann in Borsigwalde auch nicht untergehen. Selbst wenn wir absteigen, werden wir es angehen, anpacken, werden alles daran setzen wieder hochzukommen. Die Landesliga ist eine ganz starke, tolle Liga, in der wir gerne bleiben würden und da werden wir bis zum Schluss alles dran setzen.

Du warst ein Jahr beim SV Glienicke tätig, bist dann im Sommer zurückgekehrt. Was hat dich zurückgezogen?

Der SC Borsigwalde ist meine Heimst. Ich habe hier meine Jugendjahre verbracht, meine ersten Herren Jahre, bin ein bisschen herumgezogen im Berliner Fußball. Bin dann als Jugendtrainer zurückgekommen, da zieht es dich dann auch immer wieder hin. Hier sind Personen, wie oben angesprochen, die kenne ich schon seit Jahrzehnten. In glienicke hatte ich ein super volles und auch erfolgreiches Jahr, toller Verein, tolle Leute, aber wenn der Heimatverein anklopft entscheidet das Herz und deswegen bin ich zurückgekehrt. Und trotzdem bin ich immer noch gerne dort, schaue zu, pflege die Kontakte habe ich es nicht bereut.

Aufrufe: 018.4.2024, 14:00 Uhr
Marcel PetersAutor