2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ehre wem Ehre gebührt: Marcel Schütz (2.v.l.) bekommt von seinen Schiedsrichter-Kollegen Fabienne Michel, Manuel Bergmann und Felix Grund (v.l.n.r.) ein Jubiläumstrikot überreicht.	Foto: Privat
Ehre wem Ehre gebührt: Marcel Schütz (2.v.l.) bekommt von seinen Schiedsrichter-Kollegen Fabienne Michel, Manuel Bergmann und Felix Grund (v.l.n.r.) ein Jubiläumstrikot überreicht. Foto: Privat

Wormser Schiedsrichter feiert Jubiläum bei 1860 München

Marcel Schütz am vergangenen Wochenende zum 100sten Mal als Assistent in Liga drei im Einsatz

Worms. Vor mehr als 20 Jahren ging die Reise los. Franz Gritzner, heute wie damals in der Schiedsrichtervereinigung Alzey-Worms aktiv, meldete Marcel Schütz für dessen ersten Lehrgang als Unparteiischer an. Gritzner nahm ihn in der Folge an die Hand und zügig auch mit zu seinen ersten Spielen auf den Platz. „Ich wurde gar nicht groß gefragt”, erinnert sich Schütz noch heute, wenn er an seine Anfangszeit und die ersten Erfahrungen als Schiedsrichter zurückdenkt. Doch der Wormser findet Gefallen an seiner Aufgabe. Und er steigt rasch auf. „Mit 16 habe ich meine ersten Aktivenspiele gepfiffen.” Das Setting: „Hartplatz in Undenheim.”

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Jubiläum vor 15000 Zuschauern in Giesing

Marcel Schütz kann unzählige Geschichten aus seiner Schiedsrichterkarriere erzählen. In dieser Saison hat er in Lübeck drei Spiele „gewunken”, war vom „total schnuckligen” kleinen Stadion in Verl angetan und freute sich stets über Ansetzungen im Osten, „weil der Fußball da richtig gelebt wird”. Doch im Sommer endet die Schiedsrichter-Reise des inzwischen 35-jährigen zweifachen Familienvaters. Nach mehr als 200 Spielen im Profibereich macht der für den SV Leiselheim Spiele leitende Wormser Schluss. Zumindest im Profibereich. Nicht ohne Highlight. Bei der Drittliga-Partie zwischen 1860 München und 1. FC Saarbrücken stand Schütz im legendären Grünwalder Stadion als Assistent zum 100sten Mal an der Seitenlinie in Liga drei. Ein paar Einsätze werden bis Saisonende noch folgen, aber dann? Erstmal wolle er ein bisschen Abstand gewinnen, sagt er, aber ganz ohne Pfeife und rundes Leder, werde er die kommenden Jahre nicht verbringen.

Zurück zum Jubiläum: Mit seinem Auftritt war Schütz zufrieden. Lautstarke Stimmung, ein Platzverweis, trotzdem wenig Diskussionen seitens der Vereine – das Unparteiischen-Team löste ihre Aufgabe so, wie es sich der Wormser seit Jahrzehnten wöchentlich vornimmt. „In der Regel wollen wir geräuschlos vom Platz, dann weiß man, es war nicht schlecht.” Das war der Fall in Giesing, die Leistung gut. Noch am selben Tag ging es für Schütz zurück in die rheinhessische Heimat. Nachts kam er an. Den Sonntag hatte er frei. „Der Aufwand und die Anforderungen sind bedeutend gestiegen in den vergangenen Jahren”, erklärt er. Seit mehreren Jahren fährt der 35-Jährige dieses Pensum. Jedes Wochenende verbringt er normalerweise in einer anderen Stadt. Hinzu kommen Lehrgänge, Lauf- und Fitnesstests (mehrere pro Saison), Testspiele und Englische Wochen. Der Terminkalender von Schütz, der unter der Woche als Sales Manager in Vollzeit arbeitet, bietet wenig Freiheiten. Feiern, Konzertbesuche, kurzfristige Einladungen – vieles davon verpasste er durch seine Nebentätigkeit. Das soll sich nun ändern. Schütz freut sich auf mehr „Flexibilität” und „viel mehr Zeit mit Familie und Freunden“.

In den vergangenen Jahren merkte er nämlich auch: „Es geht nicht weiter nach oben.” Jahrelang in Liga zwei und drei unterwegs – aber „für die Bundesliga hat es dann nicht ganz gereicht.” Dass inzwischen auch viele junge Talente nachdrängen, macht ihn unter seinen Kollegen in manchen Schiri-Teams zu einem erfahrenen „alten Hasen”. Schiedsrichterin Fabienne Michel (TSV Gau-Odernheim), die das Spiel in München leitete, wird nicht nur den Kollegen Schütz vermissen. „Marcel lebt nicht nur in der Fußballerblase. Er ist ein lustiger und offener Mensch, mit dem man sich gut unterhalten und ganz viel Spaß haben kann.“ Gerade in ihrer Anfangszeit habe er ihr viel geholfen. „Ohne seine Unterstützung wären meine Anfänge in der Dritten Liga wohl nicht so gut gewesen“, glaubt sie. „Er ist ein richtiger Teammensch.“

Im Sommer ist Schluss

Doch ganz Schluss ist für Schütz an der Pfeife ja noch nicht. Noch, so der Referee, sei der Plan zwar nicht ganz ausgearbeitet, aber er habe schon vor, in der heimischen Region Verbandsliga- oder vielleicht sogar noch Oberligaspiele zu pfeifen. „Da wird auch schöner Fußball gespielt und es gibt ein paar Derbys. Außerdem kommt man hier mit seinen Freunden aus dem Kreis zusammen.” Zuletzt betreute er obendrein junge Talente als Individualcoach und Ansprechpartner und könne sich das auch weiter vorstellen. Als künftiger Schiri-Beobachter sieht er sich (zunächst) aber nicht. „Als Coach kann ich helfen, die Persönlichkeit auf dem Platz zu entwickeln. Als Beobachter bin ich gleichzeitig Lehrer, und muss die Schiedsrichter benoten.” Von den Bewertungen, das ist so Usus, hängen dann beispielsweise auch Beförderungen ab. Schütz kennt das System seit Jahren und sagt: „Stand jetzt, täte ich mich schwer damit, einen Schiedsrichter trotz guter Leistung wegen ein paar liegengelassener Gelben Karten negativ zu bewerten.”



Aufrufe: 024.4.2024, 17:22 Uhr
Stefan MannshausenAutor