Seitdem hat das Sportgericht den vorbestraften Klub wieder einmal verurteilt. 3000 Euro Strafe fallen sofort an, weitere 3000 Euro werden zur Bewährung ausgesetzt. Ab sofort muss Alemannia bei den nächsten Auswärtsspielen zehn eigene Ordner – mit unklaren Kompetenzen – mitnehmen. Auch dafür entstehen Kosten von einigen tausend Euro. Die Kammer reagierte auf die Vorfälle beim TV-Spiel, dazu gehörte auch eine lange Spielunterbrechung wegen eines grellen Pfeifkonzerts der Fans aus beiden Lagern. Alemannia hat das Urteil inzwischen anerkannt.
Nicht viel passiert
Ansonsten ist nicht viel passiert seit der Ankündigung, durchgreifen zu wollen. Alemannias Fan IG bemängelt nun in einer ausführlichen Stellungnahme die „Nicht-Reaktion von Geschäftsführung und Aufsichtsrat“ und vermisst ein konsequenteres Vorgehen gegen die Verursacher der nächsten Verbandsstrafe.
IG-Geschäftsführer Markus Buck vermutet, dass Sammelaktionen zum Beispiel der „Öcher Investörchen“ aufgrund der „aktuellen Inkonsequenz der handelnden Personen“ wohl vorerst nicht mehr stattfinden werden. „Es ist Spendern ja auch nicht zu vermitteln, Geld in die Sammeldosen zu werfen um die immer noch klamme Alemannia zu unterstützen, wenn gleichzeitig auf finanzschädigendes Verhalten von ganzen Fangruppierungen nicht konsequent reagiert wird“, schreibt er. Laut Buck sei die Fanszene längst gespalten, der laxe Umgang von Alemannias Führungsetage mit den Störenfrieden stoße vielen Fans unangenehm auf.
Die IG sei ebenfalls verwundert, dass der Verein fortwährend Verstöße der Ultras gegen die Stadionordnung am Tivoli dulde, schreibt Buck. „Wer soll denn die Verantwortlichen ernst nehmen, wenn sie absolut inkonsequent in ihrem gesamten Handeln bleiben“, fragt er. Völlig unverständig sei, dass „diese Gruppierungen“ umfangreiche Rechte rund um den Tivoli genießen würden: große Verkaufsstände, Arbeitskarten, Flyer-Verteilung, Spendensammlungen. „Hier stellt sich dann auch die Frage, was mit den Spenden passiert, bleiben sie doch außerhalb jedweder Kontrolle durch Dritte. Nicht, dass dieses Geld womöglich beim nächsten Auswärtsspiel sprichwörtlich in Rauch aufgeht. Dies ist eine Provokation für jeden normalen Alemannia-Fan, der sich an die Regeln hält, brav sein Geld bei Alemannia abgibt und keinen finanziellen oder Imageschaden verursacht.“
Alemannias Präsident Martin Fröhlich bestreitet „einen Kuschelkurs“ gegenüber den Ultras. Während der ehemalige Geschäftsführer Timo Skrzypski eher rigide gegen die Verursacher von Verbandsstrafen vorging und der Karlsbande zeitweise ihr Stadionbanner verbot, wehrt sich das aktuelle Präsidium gegen solche Kollektivstrafen.
„Ich sehe nicht, wie sich so Pyro, insbesondere bei Auswärtsspielen verhindern ließe“, sagt Fröhlich. Nach den Vorfällen in Köln habe man erneut bei den Ultras um Einsicht gebeten, dass solche Einlagen fortgesetzt dem Verein schaden würden. Inzwischen seien einige der Zündler aus dem Kölner Südstadion identifiziert worden, teilt Fröhlich mit. „Konkret ermittelte Beteiligte werden in Regress genommen und mit Hausverboten belegt“, kündigt Fröhlich wie schon Anfang November an.
Aus Sicht der IG befinde sich Alemannias Präsidium in einem Dilemma bei den möglichen Sanktionen. Verärgere man die „breite Masse der normalen Fans, Zuschauer und Sponsoren“ oder ziehe man die Konsequenzen gegenüber den Ultras mit der Gefahr, dass sie mit weiteren Pyro-Einlagen den Verein weiter schaden könnten. Durch „Nichtstun“ jedenfalls riskiere der Vorstand eine fortwährenden Imageverlust, schreibt Buck für die IG der Fans.