Hendrik Andersen ist eine FC-Legende, sein Sohn Kristoffer will mit dem SC Fortuna nach oben. Der Defensivspezialist, nach seinem Engagement in Aachen vier Monate vereinslos, konnte zuletzt beim Sieg in Verl überzeugen.
Köln. Es ist der Moment, in dem sich Gegenwart und Vergangenheit vereinen. Hendrik Andersen war einst eine Legende beim 1. FC Köln, bevor mehrere schwere Verletzungen seine Karriere beendeten. Sein Sohn Kristoffer hat vor drei Wochen einen Vertrag beim Fußball-Regionalligisten Fortuna Köln unterschrieben. Am Samstag (14 Uhr) treffen die beiden Klubs im Südstadion aufeinander.
Wenn es sich einrichten lässt, wird Hendrik Andersen im Stadion sein. Er will sehen, wie sich sein Sohn bei seinem neuen Klub schlägt. „Er hat riesiges Potenzial. Das sage ich nicht nur, weil ich sein Vater bin”, erklärt der 30-malige dänische Nationalspieler, der 1992 die Europameisterschaft gewann. „Inzwischen spielt er nicht mehr in der Viererkette, sondern im defensiven Mittelfeld. Seitdem ist er noch stärker und konstanter.”
Fortuna-Trainer Uwe Koschinat kann diesen Eindruck nur bestätigen: „Wir haben ihn verpflichtet, damit er uns auf eine höhere Stufe bringt.” Und das ist zum Einstand eindrucksvoll gelungen. Beim 4:1 gegen Verl war Kristoffer Andersen einer der herausragenden Spieler. „Ich sehe ihn eigentlich nicht in der Vierten Liga”, sagt Hendrik Andersen. „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich damit nichts gegen die Qualität von Fortuna Köln sagen möchte. Allerdings ist es schon so, dass ich Kristoffer auch eine oder zwei Ligen höher eine gute Rolle zutrauen würde.”
Der 48-Jährige spricht aus Erfahrung. Seit inzwischen zwei Jahren ist Andersen zusammen mit Seppo Eichkorn für das Scouting beim FC Schalke 04 zuständig. Andersen hat große Erfolge gefeiert, besonders beim FC. Er war dabei, als der Klub 1991 ins Endspiel des DFB-Pokals einzog. Er war dabei, als der Klub zuletzt international vertreten war. Aber er war auch dabei, als es langsam, aber stetig abwärts ging. Als die Kölner im Sommer 1998 zum ersten Mal aus der Bundesliga abstiegen, konnte Andersen wegen eines Kreuzbandrisses nicht mehr eingreifen — er musste seine Karriere beenden.
Das wichtige Tor für den MSV
Nun will Kristoffer Andersen bei der Fortuna Geschichte schreiben. Vielleicht ist das schon in dieser Saison möglich. Der Verein aus der Südstadt liegt im Aufstiegsrennen in aussichtsreicher Position. „Wir haben eine gute Mannschaft zusammen”, sagt der Defensivspezialist. „Aber jeder weiß, dass einige andere ebenfalls hohe Ziele haben.” Der 27-Jährige ist gerade dabei, Spielpraxis zu sammeln. Zuletzt stand er bei Alemannia Aachen unter Vertrag. Nach der Insolvenz war er vier Monate ohne Vertrag. „Kristoffer ist auf einem guten Weg”, sagt Koschinat. „Man sieht in jeder Einheit Fortschritte.”
Die größte Geschichte seiner Karriere hat Kristoffer Andersen jedoch im Trikot des MSV Duisburg erlebt. Im September 2009 sorgte er deutschlandweit für Aufsehen. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zweite Runde des DFB-Pokals, Mönchengladbach gegen Duisburg. Es läuft die 62. Minute, als Andersen eingewechselt wird. 0:0 nach 90 Minuten, Nachspielzeit, letzter Angriff Duisburg, Traumkombination, Andersen kommt am Strafraum an den Ball, Schuss, Tor, Jubel, 1:0. Der Sieg.
Spätestens an diesem Tag schien sein Weg in die Bundesliga vorgezeichnet. Aber es kam anders. Es folgte die Verkettung einiger unglücklicher Umstände. Von Duisburg ging er nach Osnabrück, über Ingolstadt nach Aachen, und nun zur Fortuna — und das alles innerhalb von drei Jahren. „Auf Außenstehende machen so viele Vereinswechsel sicher keinen guten Eindruck”, sagt Vater Andersen. „Aber er hatte wirklich viel Pech, mit Verletzungen und mit Trainerwechseln. Ich hoffe, dass wir jetzt wieder Konstanz in die Angelegenheit bekommen.”
Das soll bei der Fortuna gelingen. Zunächst mit guten Leistungen und dann mit dem Aufstieg in die Dritte Liga. „Es ist ein schwerer Weg dorthin”, betont Hendrik Andersen. „Aber ich bin davon überzeugt, dass der Kader das Potenzial dazu hat. In den nächsten Wochen stehen wichtige Begegnungen auf dem Programm. Danach wird man wissen, wohin der Weg führen kann.” Kristoffer Andersen will dabei mithelfen. Er weiß, dass sein Nachname in Köln mit entsprechenden Erwartungen verknüpft wird. Er weiß aber auch, dass sein Vater ziemlich große Fußabdrücke hinterlassen hat.
Der SC Fortuna empfängt am Samstag (14 Uhr) den 1. FC Köln U 21 im Südstadion zum ersten Kölner Derby der Fußball-Regionalliga-Saison. Während FC am Mittwoch eine 0:1-Niederlage gegen Schalke 04 II hinnehmen musste, geht die Fortuna ausgeruhter und mit dem Selbstbewusstsein von sechs Siegen aus den letzt sieben Spielen ins Derby. Die Partie ist Auftakt zur wichtigen englischen Woche mit den Duellen gegen Rot-Weiß Essen und die Sportfreunde Lotte. Trainer Uwe Koschinat muss im Derby verletzungsbedingt auf Linksverteidiger Tobias Fink und Ersatztorwart Pascal Wichmann verzichten.