2024-09-23T08:25:24.421Z

Interview
Alois Hummler Archivfoto: Felix Gaber
Alois Hummler Archivfoto: Felix Gaber

Bezirksvorsitzender Alois Hummler: "Die Saison abzubrechen ist die beste Lösung"

Der Vorsitzende des Fußballbezirks Riß über die WFV-Pläne, die Folgen und die geplante Strukturreform.

Biberach / sz - Der Württembergische Fußballverband (WFV) will die Saison 2019/20 wegen der Corona-Krise zum 30. Juni beenden. Die Entscheidung darüber sollen die 278 Delegierten des außerordentlichen Verbandstags am Samstag, 20. Juni, fällen. Einer der Stimmberechtigten ist als Mitglied des WFV-Beirats auch Alois Hummler, Vorsitzender des Bezirks Riß. Felix Gaber hat sich mit dem 73-Jährigen über die Pläne des WFV, die Folgen und die geplante Strukturreform unterhalten.

Herr Hummler, seit Anfang März ruht der Spielbetrieb im Bezirk Riß komplett. Die Mannschaften ab der Bezirksliga Riß abwärts haben noch gar kein Pflichtspiel im Jahr 2020 absolviert. Wie sehr belastet die Corona-Krise die Clubs? Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten?

Ich habe noch keine Rückmeldungen von den Vereinen bekommen. Die Clubs dürften demnach mit der Situation zurechtkommen.

Am Samstag soll beim außerordentlichen Verbandstag die Entscheidung darüber fallen, ob die Saison 2019/20 abgebrochen wird. Dabei soll die Spielzeit nach der Quotientenregelung gewertet werden, die Meister sollen aufsteigen und es soll keine Absteiger geben. Das ist der Vorschlag des WFV-Präsidiums. Rechnen Sie damit, dass es so kommen wird? Die Delegierten haben ja auch die Möglichkeit, sich für eine Fortsetzung der Saison 2019/20 frühestens ab dem 1. September zu entscheiden.

Ich rechne stark damit, dass es zum Saisonabbruch kommen wird. Beinahe 600 Vereine haben dem WFV die Rückmeldung gegeben, dass sie größtenteils mit dem Vorschlag des WFV-Präsidiums einverstanden sind. Die Delegierten des außerordentlichen Verbandstags müssen sich daran zwar nicht halten. Ich gehe aber fest davon aus, dass es die Mehrheit tun wird.

Sollten die Delegierten für den Vorschlag des WFV-Präsidiums stimmen, dann hätte dies unter anderem eine zahlenmäßige Aufstockung der Landesliga IV oder der Bezirksliga Riß zur Folge. Dies würde automatisch mehr Spiele bedeuten und einen verschärften Abstieg. Wäre das eine zumutbare Belastung für die Clubs oder sollte man die Abstiegsfrage besser auf mehrere Jahre verteilen, wie es einige Vereine vorgeschlagen haben?

In der Bezirksliga Riß wären es in der Saison 2020/21 16 statt 15 Vereine, da sehe ich gar kein Problem. In der Landesliga IV würden es in der nächsten Saison 20 statt aktuell 17 Clubs sein. Die Sollzahl für die Liga ist 16 Vereine, demnach sind acht Absteiger möglich. Das wären meiner Ansicht nach zu viel. Über die Anzahl der Absteiger in der Saison 2020/21 hat der Verbandsspielausschuss aber noch nicht abschließend entschieden. Erst nach dem außerordentlichen Verbandstag am Samstag soll eine Entscheidung fallen. Dafür gibt es mehrere Modelle.

In der B-Liga hingegen würde die Anzahl der Mannschaften sinken. Dabei wird es schon jetzt kritisch gesehen, dass es beispielsweise in der Kreisliga B I Riß keinen geregelten Spielbetrieb gibt wegen zu wenig Teams. Wie soll dieses Problem gelöst werden?

Dazu haben wir im Bezirksvorstand noch nicht abschließend beraten. Vorher soll noch mit den Vereinen der Kreisliga B I gesprochen werden. Eine Entscheidung soll beim Staffeltag bekannt gegeben werden. Dieser wird wegen der Corona-Krise nicht wie geplant am 9. Juli stattfinden, sondern vermutlich erst im August.

Was wäre für Sie als Bezirksvorsitzender die beste Lösung: Der Saisonabbruch wie ihn das WFV-Präsidium vorschlägt oder die Fortsetzung?

Für mich ist eindeutig der Vorschlag des WFV-Präsidiums, die Saison zum 30. Juni abzubrechen, die beste Lösung und die neue Saison dann möglichst zum 1. September 2020 zu starten. Durch die Quotientenregelung gibt es in Sachen Aufstieg zwar auch Härtefälle wie beispielsweise in der Bezirksliga Riß. Eine optimale Lösung in einer solchen Ausnahmesituation wie jetzt gibt es aber einfach nicht. Daher ist die Quotientenregelung noch die gerechteste Lösung.

Sie sprachen gerade vom 1. September als möglichem Starttermin für die neue Saison. Halten Sie das tatsächlich für realistisch?

Ich bin Optimist in dieser Sache nach der Corona-Entwicklung der letzten Tage. Die Vereine müssen vorher aber mindestens eine vier Wochen lange Vorbereitung mit normalem Mannschaftstraining absolvieren dürfen. Man muss einfach abwarten.

Im Vorfeld des außerordentlichen Verbandstags hat der WFV jetzt einen Antrag von 33 Clubs – darunter keiner aus den Bezirken Bodensee, Donau und Riß – abgelehnt, die gefordert hatten, dass für den Fall eines Saisonabbruchs auch die Zweitplatzierten aufsteigen dürfen. Wie bewerten Sie die Entscheidung?

Die Entscheidung ist richtig. Wenn auch noch die Zweitplatzierten aufsteigen dürften, dann hätten wir Spielklassenstärken mit bis zu 23 oder 24 Mannschaften. Eine Saison mit so vielen Mannschaften in einer Liga ist im Amateurbereich nicht durchführbar. Zudem haben die Tabellenzweiten kein Aufstiegsrecht, sondern nur eine sportliche Chance über die Relegation aufzusteigen. Und eine Relegation wird es in dieser Saison ja auch nicht geben.

Wird bei einem vorzeitigen Saisonende auch der Bezirkspokal abgebrochen?

Im Bezirk Riß wollen wir den Bezirkspokal 2019/20 gerne zu Ende spielen, weil wir ja schon im Halbfinale sind. In anderen Bezirken ist man erst im Viertelfinale. Über eine Lösung dieser Situation wird der Verbandsspielausschuss beraten. Ich hoffe darauf, dass dieser es den Bezirken überlässt, ob sie den Bezirkspokal 19/20 zu Ende spielen wollen oder nicht. Sollte es so kommen, würde der Bezirkspokal Riß 20/21 vermutlich erst im Oktober beginnen.

Beim nächsten regulären Verbandstag am 8. Mai 2021 soll über die geplante Strukturreform entschieden werden. Warum ist das von der WFV-Kommission favorisierte Spielsystem 1-4-12 das richtige für die Riß-Vereine?

Ich persönlich könnte mit dem favorisierten Spielsystem 1-4-12 gut leben, weil der Bezirk Riß in dem dann neuen Bezirk komplett erhalten bleibt. Die Nähe zu den Donau-Vereinen im neuen Bezirk ist größtenteils gegeben. Dies wäre bei der Alternative, dem Modell 1-3-9, in dieser Form nicht der Fall, weil der neue Bezirk flächenmäßig noch größer wäre.

Fahrten von Kirchberg nach Sigmaringen etwa wären dann üblich. Ist das für eine Bezirksliga akzeptabel?

Ja, das müsste man als Bezirksligist dann akzeptieren. Es gibt schon jetzt Bezirke, in denen Vereine bis zu 100 Kilometer Anfahrt zu einem Spiel zurücklegen müssen.

Aufrufe: 018.6.2020, 21:05 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor