2024-03-28T15:56:44.387Z

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F: Heiko van der Velden
F: Heiko van der Velden

Drmic ist Kopfmensch und Kämpfer

Borussias Mittelstürmer hatte einen Wechsel in Erwägung gezogen, dann streikte der Rücken. "Vielleicht lag es daran", sagt der Schweizer, der nun wieder im Mannschaftstraining ist. Was ihn freut: Das lädierte Knie ist kein Thema mehr.

Es sind knapp 90 Minuten, die für Josip Drmic einen Schritt zurück in die Normalität bedeuten – wieder einmal. Die Trainingseinheit am Dienstagnachmittag ist die erste, in der er mit Borussias verbliebenem Kader wieder voll mit dem Ball dabei ist. „Rückenbeschwerden“ lautete die offizielle Diagnose, die den Schweizer seit Anfang September begleitete. Nun kann Drmic sagen: „Der Rücken schmerzt nicht mehr. Ich kann wieder ackern, um wieder auf 100 Prozent zu kommen.“
Denn dabei sieht sich Drmic noch lange nicht. „Ich bin jemand, der bei 100 Prozent ist, wenn er nichts hat. Jetzt fehlen aber noch ein paar Sachen, ein paar Einheiten, Spiele“, sagt Drmic im Gespräch mit unserer Redaktion. Ob er am Freitag, wenn Borussia ab 18.45 Uhr beim Wiener SC ein Testspiel bestreitet, dabei sein wird, ist fraglich nach der doch recht langen Ausfallzeit. Woher die Probleme kamen, darüber könne man diskutieren, sagt Drmic. „Auf einmal hat das ganze System hinten zugemacht“, beschreibt der 26-Jährige. Eine MRT-Untersuchung ergab, dass ein Nerv eingeklemmt war. Die Ursache? „Stress, Überbelastung, den Bereich vielleicht nicht richtig angesteuert, nicht richtig vorbereitet gewesen – darüber kann man nur spekulieren“, sagt Drmic und ergänzt: „Bemerkenswert ist aber, dass das passiert ist in der Phase, in der ich gehört habe, dass ich bei der Nationalmannschaft nicht mehr dabei bin und in der ich überlegt habe, ob ich hier bei Borussia bleibe. Vielleicht ist es auch deswegen passiert“, sagt Drmic.

Er ist durchaus ein Kopfmensch, dem negative Gedanken auf den Körper schlagen können. Als ihn im Vorjahr der zweite Knorpelschaden im Knie ereilte, konnte er nach eigener Aussage niemanden um sich herum gebrauchen, der keine positive Energie beisteuerte. Umso mehr schmerzten ihn Spekulationen, dieser Knorpelschaden könne sein Karriereende bedeuten – mit 25 Jahren.

Doch auch das gehört zu Drmic: Er ist ein Kämpfer. Nach intensiver Behandlung und viel Arbeit kam er zurück, genau in einer Phase, als Borussia durch viele Verletzte ohnehin arg gebeutelt war – und überzeugte mit vier Toren in sechs Spielen derart, dass Nationaltrainer Vladimir Petkovic ihn für die WM nominierte. Als Drmic dann noch beim 2:2 gegen Costa Rica auf Vorarbeit von Denis Zakaria in Russland traf, war das Fußballer-Märchen perfekt.

Indes ist es eben kein Märchen, die Rückenbeschwerden waren ein herber Rückschlag. „Ich war echt auf einem Top-Niveau“, sagt Drmic, der aber gleich mit Blick auf den neuen Torjäger Alassane Plea einschränkt: „Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass ich trotzdem nicht unbedingt meine Einsatzzeiten bei Borussia bekommen hätte. Man hat sich für einen neuen Stürmer entschieden. Da ist es schwer.“ Zumal Plea mit acht Toren in acht Pflichtspielen glänzend eingeschlagen ist.

Doch Drmic wird das tun, was er in den vergangenen Monaten immer wieder getan hat: kämpfen. „Ich fokussiere mich darauf, dass ich meinen Körper wieder auf 100 Prozent schraube“, sagt er und ergänzt lächelnd: „In der Zeit, in der ich die Rückenbeschwerden hatte, habe ich mich auch mit meinem Knie beschäftigt. Und da gab es die sehr gute Nachricht: Es sieht sehr gut aus. Ich kann heute sagen: Das Knie ist Geschichte.“ Deshalb geht sein Blick nun „volle Kanne voraus“, ohne indes zu wissen, wie es wirklich für ihn weitergeht. „Viele Leute, meine Familie, Berater und Menschen, die mir viel bedeuten, fragen immer: Wie sieht deine Zukunft aus?“, sagt Drmic. Die Antwort: „Ich konzentriere mich nur auf den Moment. Das war früher mal anders, aber jetzt ist es so. Ich arbeite jeden Tag an mir, um für den Moment bereit zu sein.“

Aufrufe: 010.10.2018, 20:30 Uhr
RP / Georg AmendAutor