Dass Reitz, 18, mit der Aktion zudem umsetzte, was Trainer Marco Rose seinen Spielern in den Tagen zuvor im Training näher gebracht hatte, nämlich immer schnell und schnörkellos „aus der Tiefe in die Tiefe“ zu spielen, kam hinzu. Reitz belegte in dieser Szene, warum er kürzlich einen Profi-Vertrag bekommen hat. „Er ist ein spannender Junge, da können wir sehr froh sein, dass wir so einen Spieler im Nachwuchs entwickelt haben“, sagte Rose Und geriet ein wenig ins Schwärmen, obwohl er eigentlich gar nicht gern über einzelne Spieler spricht. „Ein hat ein sehr gutes Trainingslager gemacht, und einen top Eindruck hinterlassen“, sagte Rose.
„Rocco bringt ein Paket mit, das richtig gut, er ist spielschlau, technisch sehr ordentlich und bereit Meter zu machen und Zweikämpfe zu suchen. Wenn er so weiter macht, könne wir uns auf einen sehr guten Spieler freuen“, sagte Rose. Wer Rose kennt weiß, dass er sicher schon Visionen hat, was Reitz angeht, auch wenn er anmerkte, „dass wir die Kirche im Dorf lassen sollten“.
So richtig im öffentlichen Fokus war Reitz vor seiner Beförderung zum Berufsfußballer nicht, eher schon schaute man auf Famana Quizera oder Conor Noß, die schon länger dabei sind. Reitz war in der vergangenen Saison in der U19 länger verletzt, dann kam der Corona-Lockdown, weswegen er nur auf zehn Spiele kam. So blieb er etwas unter dem Radar. Spätestens mit seinem Pass gegen Paderborn und dem Sonderlob Roses für den Nachwuchsmann hat sich das aber geändert.
„Intern war Rocco allerdings nie unter dem Radar. Wobei es ganz gut ist, wenn die Jungs nicht so in der Öffentlichkeit sind, dann können sie sich wie Rocco in Ruhe entwickeln“, sagte Borussias U19-Trainer im Gespräch mit unserer Redaktion.
Reitz kann in der Zentrale alles spielen, vom Sechser bis zum Mittelstürmer. Bei Rose kam er zweimal an der Seite von Christoph Kramer vor der Abwehr zum Einsatz, er hatte gute Szenen sowohl als Balleroberer und, siehe das Tor, als Spieleröffner. Schon gegen Verl zeigt sich, dass er sich nicht scheut, auch mal einen Risikopass zu spielen. Zweimal ging es schief, weil er zu viel wollte mit nur einem Kontakt, dann nahm er sich mehr Zeit und spielte einige saubere Bälle. Und nun zauberte er den Assist für Lainer auf den Rasen. „Rocco hat ein großes Repertoire im Spiel mit dem Ball, er hat eine hohe Spielintelligenz, ein hohes Tempo im Gegenpressing und sehr gute technische Voraussetzungen“, weiß Eickel.
Die Arbeit gegen den Ball und mehr körperliche Präsenz standen im vergangenen Jahr insbesondere auf dem Lehrplan bei Reitz. „Er hat sich toll weiterentwickelt“, sagte Eickel. Das zahlte sich aus. „Ich bin fast schon überrascht, wie sehr er auch im physischen Bereich dagegen hält“, gestand Rose.
Mit seinem Pass hat sich Reitz ins Scheinwerfer-Licht geschoben. Dass er dadurch jedoch den Fokus verliert, befürchtet Eickel nicht. „Rocco ist sehr professionell eingestellt und klar in seinem Denken“, weiß der U19-Trainer. In seinem Instagram-Account postete Reitz ein Foto, auf dem er einen Schulterklopfer von Lainer bekommt, für die tolle Torassistenz. Man sieht Reitz an, dass ihm die Aktion Spaß gemacht hat. Das Gefühl hat er sich verdient.