2024-09-23T08:25:24.421Z

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"Gewissermaßen in die Wiege gelegt": Ralf Brombacher (Mitte) und seine Söhne David (links), der Bezirksliga pfeift, und Jonas, der schon als 18-Jähriger in die Oberliga berufen wurde. | Fotos: Matthias Konzok (2) und Uwe Rogowski
"Gewissermaßen in die Wiege gelegt": Ralf Brombacher (Mitte) und seine Söhne David (links), der Bezirksliga pfeift, und Jonas, der schon als 18-Jähriger in die Oberliga berufen wurde. | Fotos: Matthias Konzok (2) und Uwe Rogowski

Die Schiedsrichterfamilie Brombacher - eine kleine Dynastie

Die Kanderner David und Jonas Brombacher eifern ihrem Vater Ralf nach, der es als Schiedsrichter einst bis in die Bundesliga gebracht hat.

In Kandern lebt eine kleine Schiedsrichter-Dynastie gemeinsam unter einem Dach. Ein Besuch im Familiengewerbe der besonderen Art.
David Brombacher lacht. So als ob er den Witz schon hundertmal erzählt hätte. Die Tragikomik bleibt. Ein Running Gag gewissermaßen. Nur zynischer. "Ja, ja, da bekommt man ganz schön was zu hören", gesteht Brombacher am Donnerstagvormittag im Büro seiner Medienfirma. Sohn des Schiedsrichter-Obmanns zu sein, ist nicht immer leicht. Ein bisschen wie Trainersohn. Zwischen übermäßigem Protegieren und extra strenger Behandlung.

Die Liste nonchalanter Sportplatz-Kommentare ist lang: "Der pfeift noch schlechter als der Alte." "Genauso arrogant wie der Vater." "Noch blinder als der Papa." "Typisch Brombacher." Und das obligatorische "wie der Vater, so der Sohn". Die Sprachabgründe des Fußballs können tief sein.

Große Zukunft für Jonas Brombacher?

"Und ich bin ja auf einem anderen Niveau unterwegs als mein Bruder und Vater", sagt der 24-Jährige. David Brombacher pfeift Bezirks- und winkt in der Verbandsliga, ist wie Bruder und Vater als Schiedsrichter-Lehrwart tätig. Gemeinsam stellen sie ein kleines Schiedsrichter-Imperium. Eine Familiendynastie. Nur irgendwie anders. Vater Ralf war einst Schiedsrichter in der Zweiten Bundesliga und als Linienrichter in der Ersten Bundesliga sowie bei internationalen Spielen dabei. Seit fast 15 Jahren leitet er als Schiedsrichter-Obmann die Geschicke im Bezirk. Sohn Jonas ist mit gerade einmal 20 Lenzen so etwas wie der Shooting-Star der Szene. Bereits mit 18 durfte er Oberliga-Spiele leiten. Ihm wird eine große Zukunft in seiner Zunft vorausgesagt.

Begonnen hat all das einst mit Zwang. "Irgendwann ist mein Vater nach Hause gekommen und hat gesagt, dass wir zwei jetzt Schiedsrichter werden", erinnert sich Ralf Brombacher. Als erster Vorsitzender des FC Kandern wollte Davids und Jonas' Großvater auf diese Weise dem internen Schiedsrichtermangel beikommen. Es war der Startschuss einer großen Schiedsrichterkarriere. Und einer kurzen. "Mein Vater hat nach neun Jahren aufgehört", berichtet Ralf Brombacher, 45, zwischen zwei Terminen seiner Finanz- und Immobilienfirma. Er selbst hatte Blut geleckt, seine natürliche Autorität, die ihm nicht jeden zum Freund macht, war für sein Vorhaben kein Nachteil.

Welche Episoden bleiben in einer solch langen Karriere hängen? "Da sind viele Erinnerungen, international an der Linie oder als vierter Offizieller dabei zu sein, war immer beeindruckend", findet Brombacher. Highlights noch und nöcher: An der Linie auf Schalke gegen Dortmund, Spielleiter vor 55 000 Zuschauern in der Zweiten Bundesliga beim Spiel 1860 München gegen den Karlsruher SC. Oder vor 20 000 Zuschauern in der Regionalliga in Offenbach. Negativer Höhepunkt: Ein geworfener Bierbecher an den Hinterkopf beim Spiel Alemannia Aachen gegen FC St. Pauli im Jahr 2001. Und natürlich: Als Linienrichter beim von Robert Hoyzer verschobenen DFB-Pokalspiel SC Paderborn gegen den Hamburger SV.

Und stimmt es wirklich, dass der Ton auf den Fußballplätzen immer rauer wird? "Das stellen wir schon auch fest", sagt Ralf Brombacher, aber: "Das ist wohl ein gesamt-soziales Problem. Der Respekt ist weniger geworden."

Über die Freisprechanlage des Autos, auf dem Weg von der Schule zur Ausbildungsstätte, berichtet indes Sohn Jonas, wie er zur Schiedsrichterei gekommen ist. "Natürlich war das gewissermaßen in die Wiege gelegt", gesteht der 20-jährige werdende Industriekaufmann. "Wir waren ja beim Vater immer dabei."

Geburtstagsständchen von den SC-Profis

Seinen zehnten Geburtstag verbrachte er in den Katakomben beim Freiburger Sportclub: Ständchen von den Profis, weil der Vater eine Videoschulung bei den Jungs von Volker Finke hatte. "So was prägt natürlich, ich habe aber auch schnell daran Gefallen gefunden."

Bis zur A-Jugend prägte Vater Ralf und Sohn Jonas tatsächlich ein Trainersohn-Verhältnis. Beim FC Wittlingen in der U-19-Landesliga hörte der Rechtsfuß auf die Anweisungen des Vaters. Seitdem ist aber Schluss mit der eigenen Kickerei. Seit er als 18-Jähriger in die Oberliga und A-Junioren-Bundesliga berufen wurde, liegt der Fokus auf dem Schiedsrichterjob. Dieses Jahr steht er zusätzlich als Linienrichter in der Regionalliga an der Seite. Insgesamt bis zu 80 Spiele im Jahr. Wo soll es noch hingehen? "Träume sind immer da", gesteht der Aufsteiger der hiesigen Szene, gibt aber den Profi: "Ich denke von Saison zu Saison."

Als Schiedsrichtergespann waren die Brombachers übrigens nur ein paar Mal anzutreffen. Beim jährlichen Duell der Haltinger Ober- gegen die Unterstadt. Arg viel Gemotze gab's nicht. Und da lachen sie wieder, die Söhne: "Die hatten wir im Griff."
Aufrufe: 01.12.2017, 00:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor