"Der Capitano geht", titelt der FC Bassersdorf auf der Vereinshomepage. Die dazugehörige Nachricht liest sich wie eine Laudatio. Eine Laudatio, die Severino Zambelli sicherlich auch zu hören bekommen hätte, wäre ihm ein Abschiedsspiel vergönnt gewesen. Doch der Saisonabbruch verunmöglicht dies. Und so tritt die "FCB-Ikone" leise ab.
26 Jahre lang hat Zambelli das Trikot der Zürcher Unterländer getragen, unterbrochen nur von einem einjährigen Abstecher nach Dübendorf und einem sechsmonatigen Gastspiel in Brüttisellen.
"Er schlug viele Angebote aus und rannte nie dem Geld hinterher, Chancen und Möglichkeiten hätte er genug gehabt", schreibt Präsident Serge Caminada. Doch der gebürtige Bassersdorfer ist seinem Stammverein stets treu geblieben.
Als Captain und Spielmacher hatte Severino Zambelli in den letzten Jahren grossen Anteil an den Erfolgen seines Teams. 2007 und 2019 ist er mit Bassersdorf in die 2. Liga interregional aufgestiegen. 2017 wurde er FVRZ-Cupsieger. Zweimal durfte er im Schweizer Cup gegen den FC Zürich antreten.
Unvergessen bleibt vor allem der regionale Cupfinal vor drei Jahren gegen den FC Wallisellen.
Der zentrale Mittelfeldspieler war damals massgeblich an der spektakulären Aufholjagd der Bassersdorfer beteiligt. Bis zur 58. Minute lag sein Team 0:3 im Rückstand.
Dann verwandelte Zambelli zuerst einen Hands-Penalty, gab mit einem Eckball die Vorlage zum 2:3 und glich schliesslich in der Nachspielzeit mittels Freistoss-Tor aus. Dem nicht genug, versenkte er auch noch den letzten, entscheidenden Penalty im Elfmeterschiessen zum 7:6-Endstand für Bassersdorf.
Doch nicht nur auf, auch neben dem Platz war Severino Zambelli eine wichtige Teamstütze.
"Sevi ist sehr wichtig für die Mannschaft, nicht nur fussballerisch, sondern auch von der Persönlichkeit her", sagte sein einstiger Trainer Marco Tanner vor einigen Jahren über ihn. "Er ist ein Vorbild. Die Spieler können sich an ihm orientieren."
"Ein grosses Talent verlässt den FCB", wird der aktuelle Trainer Gianni Lavigna zitiert. Und: "Mit ein bisschen mehr Sportler-Glück wäre vielleicht eine Profikarriere möglich gewesen." Doch Zambelli hatte stets die familiäre Atmosphäre in Bassersdorf bevorzugt, wo auch sein jüngerer Bruder Gino spielt.
Viele seiner langjährigen Weggefährten, mit denen er seit Juniorenzeiten zusammen spielte – etwa Marc Tinner oder Stefan Keller –, sind in den letzten Jahren zurückgetreten.
Vielleicht mit ein Grund, wieso auch Severino Zambelli seinem Stammverein nun den Rücken kehrt. Eine Rolle gespielt haben dürften auch seine zahlreichen Verletzungspausen in den vergangenen Monaten.
Wohin es Severino Zambelli zieht, ist noch unklar. Auf der Vereinshomepage wünscht Trainer Lavigna ihm alles Gute "bei einem anderen Verein im Oberland oder bei der Fussball-Pause". Da das Bassersdorfer Urgestein mittlerweile in Rüti wohnt, wäre ein Wechsel zu einem Zürcher Oberländer Verein naheliegend.
Vielleicht wird man ihn aber dereinst auch an der Seitenlinie antreffen. Sein früherer Coach Marco Tanner attestierte jedenfalls im "Zürcher Unterländer" schon vor drei Jahren: "Zambelli trifft viele richtige Entscheidungen und ist einer unserer Problemlöser auf dem Platz. Er hat auch die Fähigkeiten fürs Traineramt."