Köln. Viel ungewöhnlicher kann eine Vorbereitung auf ein Pokalfinale kaum verlaufen, als es in den vergangenen Tagen bei Fortuna Köln der Fall war. Der Verein ist aus der Dritten Liga abgestiegen und wird sich auf fast allen Positionen neu aufstellen. Womöglich wird kein Profi aus dem aktuellen Kader in der nächsten Saison für die Fortuna in der Regionalliga auflaufen.
Auch die Trainerfrage ist nach wie vor ungeklärt. Wird das Endspiel am Samstag im Bonner Sportpark Nord gegen den künftigen Liga-Konkurrenten Alemannia Aachen der letzte Auftritt Oliver Zapels an der Seitenlinie der Kölner? Der Kontakt zu Daniel Zillken, langjähriger Trainer des Bonner SC, ist offenbar eng. „Der Ball liegt beim Verein”, sagte Zapel, den das Thema nervt — woraus er keinen Hehl macht: „Das gefällt mir nicht wirklich. Ich brauche vor dem Spiel gegen Aachen Voll-Spannung. Solche Nebenkriegsschauplätze stören da.”
Doch davon gibt es einige. Denn auch die Profis müssen sich Gedanken um ihre persönliche Zukunft machen und können eigentlich nicht komplett auf das Finale fokussiert sein. Denn kein Vertrag ist über das Saisonende hinaus gültig, da alle Spieler bei Michael W. Schwetjes GmbH angestellt sind, die abgewickelt wird.
Erste Zerfallserscheinungen gibt es schon: Robin Scheu wechselt zu Trainer Uwe Koschinat in die Zweite Liga nach Sandhausen. Nico Brandenburger zieht es zu Preußen Münster. Hamdi Dahmani hat ebenfalls angekündigt, die Fortuna aller Voraussicht nach zu verlassen.
Weitere Profis werden folgen — immerhin steht ihre Zukunft auf dem Spiel, es gibt mehr Fußballprofis als Kaderplätze bei Vereinen. Es ist ein umkämpfter Markt. „Die Fortuna ist spät dran mit den Planungen”, sagte Dahmani. Die Spieler können in Bonn nur noch einen Titel für die eigene Sammlung holen — dass die Kölner sich dadurch für den DFB-Pokal 2019/2020 qualifizieren würden, hätte für sie keine große Bedeutung mehr.
Für den zuletzt geschundenen Klub aber umso mehr: Eine sechsstellige Prämie, ein halbwegs versöhnlicher Abschluss einer laut Präsident Hanns-Jörg Westendorf „beschissenen Saison” und mit dem Start im DFB-Pokal ein Faustpfand für Verhandlungen mit Zugängen.
Für Trainer Zapel wird sein vielleicht letztes Spiel eine große Herausforderung. Nach diversen Verletzungen hat der 51-Jährige praktisch keine Stürmer mehr zur Verfügung. Einzig Anatole N’Gamukol ist fit, der unter Zapel allerdings keine Rolle spielt. „Es ist ein Improvisations-Projekt”, sagte der Trainer. „Hätten wir die ganze Kapelle an Bord, würde ich hier noch überzeugter stehen.” Die Trauer über den Abstieg dürfe keine Rolle mehr spielen, sagte Zapel: „Wir hatten genug Zeit. Jetzt müssen wir die Scheuklappen anziehen.”