2024-09-18T12:22:00.113Z

Vereinsnachrichten
F: Martinschledde
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Anständiger Abschied beim SC Wiedenbrück

Die Wiedenbrücker zeigen im vorerst letzten Regionalligaspiel eine ansprechende Leistung. Zehn Akteure wurden verabschiedet. Große Vorfreude auf das Westfalenpokal-Finale.

Der Abstieg war nicht mehr zu vermeiden, aber immerhin hat sich der SC Wiedenbrück nach neunjähriger Zugehörigkeit mehr als anständig aus der Regionalliga verabschiedet. Eine Woche nach dem bereits wertlosen 2:1-Sieg in Essen gewann das Team von Trainer Björn Mehnert auch das letzte Heimspiel. Mit dem 5:0 über den SV Lippstadt feierte die Mannschaft sogar den höchsten Saisonsieg. Am Ende einer Spielzeit, die mit drei Punkten zu wenig auf dem vorletzten Tabellenplatz endete, war das aber nur ein schwacher Trost.

„Der Abstieg ist sehr, sehr unnötig“, gab Patrick Schikowski die allgemeine Stimmung wieder. „Wir haben es über die Saison selbst verschuldet, haben zu viele Punkte verschenkt“, sagte der Stürmer und zählte diverse Partien auf, in denen mehr drin gewesen wäre. Auch wenn er den finalen Erfolg über reichlich lustlose Lippstädter einzuordnen wusste, sagte Schikowski: „Die letzten beiden Auftritte haben gezeigt, dass wir keine schlechte Mannschaft gewesen sind.“

Die fällt naturgemäß auseinander. Zehn Spieler wurden verabschiedet, darunter Schikowski. „Ich wäre gerne hier geblieben, aber Oberliga ist für mich keine Option“, sagte der 26-Jährige, der am Samstag zweimal zuschlug und mit zehn Treffern zum besten Wiedenbrücker Torschützen avancierte. Zu welchem Verein er wechselt, ließ der vor einem Jahr aus Oberhausen gekommene Angreifer offen.

Während neben Tammo Harder (Lippstadt) auch Spieler wie Yannick Geisler und Mike Andreas keine Probleme haben dürften, bei anderen Regionalligisten unterzukommen, hat ein starkes Gerüst einen laufenden Vertrag beim SC Wiedenbrück. Neun Spieler aus der letzten Anfangself, darunter gehobenes Regionalligaformat verkörpernde Akteure wie Marcel Hölscher, Robin Twyrdy, Andre Wallenborn und Oliver Zech, gehen mit in die Oberliga. Und obwohl Viktor Maier nach langer Verletzungspause ein Hoffnungsträger ist, fehlt vor allem im Angriff noch Personal. „Wir brauchen zwei Stürmer mit Qualität“, formulierte Björn Mehnert seine Wünsche.

Als erfreulich wertet der Trainer, dass mit Lukas Demming, Andre Warkentin, Philipp Diekmann und Marco Pollmann junge Eigengewächse den Kader bereichern. Am Samstag feierte zudem ein 18-Jähriger sein Regionalligadebüt: Aday Ercan, bisher im Bezirksligateam eingesetzt, erzielte nach seiner Einwechslung sogar gleich seinen ersten Treffer (74.).

Die Führung des SC Wiedenbrück ist trotz aller positiven Aspekte weit davon entfernt, die sofortige Rückkehr in die Regionalliga zu propagieren. „Wir lassen die Oberliga erst mal auf uns zukommen, sie ist schließlich Neuland für uns“, erklärte Burckhard Kramer. Das maßgebliche Vorstandsmitglied („Ich bin in 15 Jahren beim SC Wiedenbrück immer nur aufgestiegen“) gestand, den Abstieg nur schwer verdauen zu können: „Inzwischen geht es, aber Essen war schlimm, das hat mich mitgenommen.“ Als Unternehmer habe er allerdings gelernt, nach vorne zu blicken.

Als Charakterzug des SCW bezeichnete Kramer die „grundsätzliche Einigkeit“ im vierköpfigen Vorstand und die Zurückhaltung, bei öffentlichen Äußerungen. Tatsächlich war es branchenuntypisch, dass Björn Mehnert seinen Job ohne jedes Störfeuer von innen oder außen erledigen konnte, obwohl er als Sportlicher Leiter dafür verantwortlich ist, dass auf die beste Saison der Vereinsgeschichte die schlechteste folgte.

Vielleicht gibt es aber noch ein kleines (oder sogar größeres) Trostpflaster. Am Samstag bestreitet der SC Wiedenbrück beim SV Rödinghausen das Westfalenpokalfinale. Der Sieger zieht in den DFB-Pokal ein. Zwar stellte Mehnert vorsorglich schon einmal die klare Favoritenrolle der Gastgeber heraus, doch chancenlos ist sein Team nicht. „Alles ist möglich, es kommt auf den Willen an“, weiß Patrick Schikowski. Daran mangelte es ihm und seinen Mitspielern beim Erfolg über Lippstadt nicht. Weil das belohnt wurde, hat der für die Regionalliga nutzlose Sieg vielleicht doch noch einen großen Wert für den SC Wiedenbrück.

Aufrufe: 019.5.2019, 15:20 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor