2024-11-15T07:22:46.989Z

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Jay-Jay Okocha wurde in der Bundesliga als Ballkünstler berühmt. Entdeckt hat ihn Horst Brand. Foto: Florian Schlecht
Jay-Jay Okocha wurde in der Bundesliga als Ballkünstler berühmt. Entdeckt hat ihn Horst Brand. Foto: Florian Schlecht

Als Jay-Jay Okocha Ostern in Butzweiler feierte ...

Trierer Horst Brand hat den Fußball in der Region geprägt - Heute feiert er 70.Geburtstag

Er ist eins der bekanntesten Gesichter im regionalen Fußball: Horst Brand feiert an Neujahr seinen 70. Geburtstag. Der einstige Torjäger und Trainer ist seit 1954 Mitglied von Eintracht Trier. Er kann viele Geschichten erzählen: von einer fußballbegeisterten Mutter, einer der größten Pokalsensationen, Jay-Jay Okocha und wie er seine Frau im Moselstadion kennengelernt hat.

Den Mann, der Oliver Kahn irgendwann Knoten in die Beine spielen sollte, entdeckt Horst Brand aus Zufall. 1990 trainiert der Trierer die Oberliga-Fußballer von Borussia Neunkirchen. Ein Spieler, der ins Probetraining kommen soll, fragt, ob er einen Kumpel mitbringen dürfe. Brand nickt. Und ist dann sofort von dem 17-Jährigen verzückt, der vor seinen Augen zaubert. Es ist Jay-Jay Okocha.

"Der hat den Ball 50-mal auf seinem ausgestreckten Schienbein jongliert", erzählt der 69-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Brand überredet den Nigerianer, in Neunkirchen zu unterschreiben. Und kümmert sich um ihn. An Ostern lädt er den Bubi nach Butzweiler ein, um mit seiner Familie zu feiern. Im Garten trickst der Mittelfeldspieler die Kinder von Brand aus. Jahre später wird Okocha bei Eintracht Frankfurt zu einem großen Star, schießt das Tor des Jahres, als er Kahn mit einem verrückten Dribbling wie einen Anfänger aussehen lässt. Mit Nigeria feiert Okocha 1996 den Olympiasieg in Atlanta. "Er war der beste Spieler, den ich je trainiert habe", erinnert sich Brand an eine der vielen Geschichten aus einem langen Fußballleben.

Am 1. Januar feiert Brand seinen 70. Geburtstag. Vorher trifft er sich mit dem TV im Moselstadion. Dort, wo alles angefangen hat. Bei Eintracht Trier war er Stürmer, Trainer und sportlicher Leiter. Fan und Vereinsmitglied ist er schon seit 1954. Dem Jahr, in dem Deutschland Fußball-Weltmeister wird. Einen Held vom 3:2-Finalsieg gegen Ungarn, den Brand mit 30 Menschen vor einem kleinen Fernseher bei einem Freund guckt, bewundert er Monate später im Moselstadion.

Fritz Walter spielt mit dem 1. FC Kaiserslautern in Trier. Und Brand, der nur 100 Meter vom Moselstadion entfernt in der Engelstraße aufwächst, geht mit seiner Mutter hin. "Sie ist immer die Eintracht gucken gegangen, mit mir im Schlepptau. Mein Vater hat nie ein Spiel gesehen. Er hat sich für Brieftauben interessiert", erzählt er. Dafür sieht die Mama später, wie ihr Sohn es in die erste Mannschaft schafft - mit 17 Jahren. 1965 verpassen die Trierer nur hauchdünn die Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga. Brand ist dabei. Kurz darauf, in der Vorbereitung, ballern die Trierer Mönchengladbach mit Günter Netzer mit 4:0 vom Platz - und Kaiserslautern mit 6:1. "Am Ende der Saison wären wir beinahe abgestiegen", sagt Brand und lacht. Er weiß: "Die Eintracht ist ein Verein, der oft an einem Tor oder Punkt scheitert. Und bei guten Testspielen muss man aufpassen." Doch bei vielen großen Erfolgen der Trierer ist Brand dabei.

Als Stürmer ist Brand - so schreiben es viele Medien früher wirklich - "brandgefährlich". In der ewigen Statistik der alten Regionalliga Südwest liegt er ganz vorne. Mit 118 Toren. Er knipst für Borussia Neunkirchen und schießt auch für Eintracht Trier wichtige Tore. Die wichtigsten vielleicht 1976, zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. In der Meisterschaft trifft Brand beim vorentscheidenden 5:0 gegen den TuS Neuendorf fünfmal. In der Aufstiegsrunde liegen die Trierer in Neunkirchen mit 0:3 und 1:4 zurück - doch Brand gleicht kurz vor Schluss zum 4:4 aus. Ein Tor steuert er auch zum entscheidenden 5:4 gegen Wormatia Worms bei. Danach feiern 15 000 Zuschauer die Eintracht. "Das war ein schöner Erfolg", sagt Brand, der danach als Spielertrainer zum FSV Salmrohr wechselt.

Als Trainer macht sich Brand auch bei Eintracht Trier einen Namen. Und zwar mit einer der längsten Amtszeiten - und der kürzesten. In den Achtzigern führt er die Mannschaft um Harald Kohr und Achim Wilbois zu einer historischen Sensation im DFB-Pokal. Nach einem 0:0 im Hinspiel reisen die Trierer zum amtierenden Cup-Sieger Bayer Uerdingen - und gewinnen 3:0. "Wir waren Amateure, alle haben gearbeitet und kein Geld über Fußball eingenommen - eine echte Gemeinschaft", sagt Brand. Tauschen will er mit den Trainern heute nicht. "Sitzen Spieler auf der Bank, beschweren sie sich auch, weil ihnen eine Leistungsprämie entgeht. Das ist schwierig." Auf das Geld guckt Brand im Fußball nicht. Er führt lange Zeit eine Spedition und Handelsagentur, die inzwischen sein Sohn Christian übernommen hat. Das ist 1996 sein Glück. Da springt Brand als Trainer in Trier ein - und wirft schon 13 Tage später entnervt das Handtuch. Der Grund ist Vereinsboss Hans-Joachim Doerfert. "Er wollte, dass ich ihm immer einen Tag vor den Spielen die Aufstellung durchgebe. Aber ich lasse mir nicht reinreden. So habe ich aufgehört." Als der Verein nach der Ära Doerfert vor der Pleite steht, kehrt Brand als Sportlicher Leiter zurück und führt Trier mit Trainer Paul Linz in die 2. Bundesliga. Doch das Verhältnis zwischen beiden ist mittlerweile zerrüttet. 2004 tritt Brand zurück, mit dem Vorwurf, Linz schare nur "Ja-Sager" um sich. Der 69-Jährige sagt noch heute: "Wir reden nicht miteinander. Die Wogen glätten sich auch nicht mehr."

Mit dem Moselstadion verbindet Horst Brand nicht nur Fußball. Auch Monika, seine große Liebe, hat er dort kennengelernt. "Sie war Leichtathletin und trainierte dort", sagt er. Die Fußballbegeisterung teilte Monika Brand mit ihrem Mann. Früher sei sie mit den Kindern alleine in den Urlaub gefahren, weil Spiele waren, sagt sie. Heute hat Horst Brand mehr Zeit für die Familie. Den 70. Geburtstag feiert er mit seiner Frau, den drei Kindern und vier Enkeln. Seiner Eintracht bleibt Brand aber verbunden. Für Trainer Peter Rubeck scoutet er Gegner. Und wie seine Mama früher, besucht er die Spiele. So wünscht sich Horst Brand neben Gesundheit zum Geburtstag auch, "dass die Eintracht nochmal aufsteigt". Der 69-Jährige kann erzählen, wie das geht. Im Fußball hat er einiges erlebt. Wie den Tag, an dem Jay-Jay Okocha mit der Familie Ostern in Butzweiler gefeiert hat.

Extra Peter Rubeck (54) war früher Spieler unter Horst Brand: "Er ist Eintrachtler durch und durch. Ich telefoniere fast jede Woche mit ihm und hole mir häufig seinen Rat", sagt der Trainer von Eintracht Trier. Nur einmal, so erzählt Rubeck, habe es mal Zoff gegeben. "Als ich nach Neunkirchen gewechselt bin, haben wir ein halbes Jahr nicht miteinander gesprochen. Doch ich fühlte mich nicht wohl dort. Im Oktober klingelte das Telefon - und Horst Brand holte mich wieder zurück."
Friedhelm Rach (63) lernte Horst Brand beim FSV Salmrohr kennen. Beide sind heute gut befreundet. Auch wenn das Training unter Brand hart gewesen sei, wie er schildert. "Wir haben viel Kondition gebolzt und Waldläufe mit Huckepack gemacht. In der Saison waren wir dann aber fit und kaum zu schlagen." Außerdem lobt Rach: "Horst ist ehrlich. Er hält mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg."
Harald Kohr (53), der unter Brand den Durchmarsch vom Eintracht-Torjäger in die Bundesliga schaffte, sagt: "Horst ist ein Aushängeschild und ein echter Macher im Fußball in der Region." flor Extra Als Fußballer spielte Horst Brand von 1963 bis 1969 und von 1973 bis 1976 für Eintracht Trier sowie von 1969 bis 1973 bei Borussia Neunkirchen, wo er als Torjäger 1971 und 1972 knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste. Für Spora Luxemburg bestritt er 1980 zwei Europapokalspiele. Mit dem FSV Salmrohrstieg Brand als Spielertrainer aus der Bezirksliga bis in die Oberliga auf. Von 1982 bis 1987 arbeitete er als Trainer von Eintracht Trier und danach als Sportlicher Leiter, ehe er von 1990 bis 1992 Coach bei Borussia Neunkirchen war. Im Anschluss arbeitete er als Funktionär und Trainer in Salmrohr, wo er zweimal den Rheinlandpokalsieg gewann. Bei Eintracht Trier war er von 1999 bis 2004 Sportlicher Leiter. Heute unterstützt er Trainer Rubeck als Scout. flor

Aufrufe: 01.1.2016, 01:28 Uhr
volksfreund.de Florian SchlechtAutor