2024-11-05T15:11:43.565Z

Querpass
Philipp Michels (Mitte) ist auf den regionalen Sportplätzen (wie hier in Zerf) genauso zuhause, wie in der Regionalliga.
Philipp Michels (Mitte) ist auf den regionalen Sportplätzen (wie hier in Zerf) genauso zuhause, wie in der Regionalliga. – Foto: Michael Witt/ SG Hochwald

Ein Oberkyller ist in der Regionalliga angekommen

Schiedsrichter Philipp Michels pfeift inzwischen Spiele bis hinauf zur vierthöchsten Liga. Warum er noch nicht ganz zufrieden ist, wie er sich auf ein Spiel vorbereitet und wie er das Schiri-Wesen in der Eifel aufgestellt sieht, verrät er im Gespräch mit FuPa.

Wovon Vereinsmannschaften aus der Eifel und (weit) darüber hinaus derzeit nur träumen können, hat Philipp Michels im vergangenen Sommer geschafft: Der Schiedsrichter von der Oberen Kyll schaffte da den Sprung in die Regionalliga und kommt seitdem in der vierthöchsten Liga Deutschlands herum. Auf fünf Einsätze in der Südwest-Staffel bringt es der 30-Jährige bislang. Dabei hat er unter anderem Partien mit Beteiligung der früheren Erst- und Zweitligisten SSV Ulm 1846 und FSV Frankfurt, aber auch bereits ein Duell mit dem Topteam SV 07 Elversberg geleitet. 23 Gelbe Karten in diesen Spielen zückte Michels und musste noch keinen einzigen Platzverweis aussprechen – eine Bilanz, die darauf hindeutet, dass er die Partien im Griff hatte. Rumdum zufrieden ist der Sparkassen-Betriebswirt aber noch nicht, wie er selbstkritisch einräumt: „Anfangs war die Nervosität noch da. Mit der Zeit habe ich aber eine Sicherheit in der Spielleitung entwickeln können.“
Sich an die höheren Anforderungen in einer Liga heranzutasten und sich Schritt für Schritt zu steigern, ist für den Unparteiischen des SV Oberkyll nichts Neues: Auch in der (fünftklassigen) Oberliga brauchte er zunächst eine gewisse Anlaufzeit, um dann in der Saison 2017/18 vom Bewertungsschnitt der Beobachter sogar als Bester abzuschneiden. Der Sprung in die Regionalliga gelang aber erst ein Jahr später, da Aufstiege von Schiedsrichtern auch immer mit freien Plätzen in der jeweils höheren Liga (zum Beispiel, wenn ein Schiri aufhört) zusammenhängen.

Jetzt sogar in Liga vier unterwegs zu sein, ist für Michels in vielerlei etwas Besonderes. Die Unterschiede zur Oberliga sind bisweilen groß: In den meisten Vereinen herrschen vollprofessionelle Bedingungen. „Die Spieler sind ausgebuffter, weil sie zum Teil über mehrjährige Erfahrung in den oberen Ligen verfügen“, so Michels. Zuschauer über der 1000er Marke sind keine Seltenheit, und außerdem berichtet das Regionalfernsehen zumindest im Saarland und in Hessen regelmäßig über Partien.

Konstanz und Verfügbarkeit wichtig

So weit gekommen zu sein, habe auch mit Glück zu tun, weiß Michels: „Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.“ Die Schiedsrichterei genießt bei ihm hinter dem Beruf eine hohe Priorität. Wichtig seien „konstante Leistungen und eine hohe Verfügbarkeit“. Regelmäßiges Training sei unabdingbar. Einmal pro Woche geht es für ihn zu einer Laufeinheit in den Wald, ein weiteres Mal sprintet er auf der Laufbahn („Eine gute Kondition ist Grundvoraussetzung für eine einwandfreie Spielleitung.“)

Und auf die jeweiligen Spiele bereitet er sich gar speziell vor. Die Tabelle, das Fairplay-Ranking und die voraussichtlichen Zuschauerzahlen hat er dabei im Blick, um sich so auf die Atmosphäre einstellen zu können.

Bei allem Aufwand weiß der ranghöchste Unparteiische des Fußballkreises Eifel – zuvor pfiff Mario Schmidt auf gleichem Level – auch darum, dass „der Werdegang als Schiedsrichter nicht planbar ist“. Ziele hat er weiter: „Ein Platz als Assistent in der Dritten Liga – das wär es noch. Sollte das nicht klappen, geht für mich persönlich die Welt aber auch nicht unter.“

Den Kontakt zur Basis pflegt Michels unverändert. Im Vorstand der Kreisschiedsrichtervereinigung sitzt er seit 2012: Aktuell ist er der Ansetzer der Kreisbeobachter und führt hier die Kasse.

In der Eifel sieht er Qualität, aber es mangelt an Quantität

Die Qualität unter den Eifel-Schiris ist für ihn „absolut vorhanden“. Auch überkreislich sei eine positive Entwicklung festzustellen. Er weiß aber auch: „Der Stamm an älteren Schiedsrichtern bricht mit den Jahren weg, die Anzahl der jüngeren Kameraden könnte höher sein.“

Gründe, als 23. Mann unterwegs zu sein, gibt es für ihn genug: „Spiele zu leiten, bringt einen persönlich und im Endeffekt auch beruflich weiter.“ Die Persönlichkeitsentwicklung, Verantwortung zu tragen und Entscheidungen in kürzester Zeit treffen zu können, sowie der Umgang mit positiven aber auch negativen Erfahrungen nennt er als weitere positive Effekte.

Mit dem Thema Gewalt hat er als Schiri selbst noch keine direkten Erfahrungen gemacht. Grundsätzlich betont er: „Oft ist der Sportplatz Austragungsort von aufgestauter Aggression. Emotionen gehören zum Fußball dazu. Alles, was darüber hinaus geht, ist aber ein absolutes No-Go.“

Aufrufe: 026.12.2019, 12:07 Uhr
Andreas Arens Autor