Nicht nur die Bundesligavereine kämpfen in der Corona-Krise ums Überleben. Auch die Vereine fernab von Glitzerfußball und Fernsehgeldern haben durch fehlende Zuschauereinnahmen und Verkäufe am Bierstand Löcher in ihren Kassen. Die spürbaren Auswirkungen könnten unzähligen Sportvereinen ihre Existenz kosten.
Angesichts von fehlenden Zuschauer-Einnahmen und wegbrechenden Sponsorenbeiträgen droht Klubs und Organisationen der finanzielle Ruin. Denn schließlich müssen die laufenden Kosten weiter gedeckt werden.
„Im Derby gegen unseren Stadtteilnachbarn kommen bis zu 600 Zuschauer“, berichtet Gerrit Kremer vom TC Freisenbruch. „Zu normalen Kreisligaspielen sind es auch häufig über 100 Zuschauer. Wenn die Saison abgebrochen wird, fehlen uns mindestens 2.000 Euro in der Kasse“, führt der Projektleiter der 1. Mannschaft weiter aus.
Deshalb wurde im Internetforum des Essener Kreisligisten angeregt, dass auch der TC Freisenbruch Geisterspieltickets verkaufen soll. Tickets für Spiele, die nie stattfinden werden. Die ehemalige Ost-Fußballgröße Lok Leipzig hat es vorgemacht und über 100.000 Tickets verkauft. Auch der Zweitligist VfL Bochum konnte so das erste Loch in der Vereinskasse füllen.
Die Idee, Geisterspieltickets im Internet zu verkaufen, wurde in Freisenbruch in die Tat umgesetzt. In Corona-Zeiten will der TC Freisenbruch aber auf die Solidarität mit allen anderen Sportvereinen setzen. Und hat deshalb die Seite
www.geisterspieltickets.de veröffentlicht. Auf dieser Seite kann jeder Sportverein kostenlos und ohne Risiko mit wenigen Klicks einen individuellen Online-Shop einrichten und dort virtuelle Eintrittskarten oder das obligatorische Bierchen verkaufen.
„Kirchturmdenken können wir uns während der Corona-Krise nicht leisten. In dieser schweren Zeit sitzen wir alle im gleichen Boot und müssen zusammenhalten“, erklärt Initiator Peter Wingen die Motivation des Vereins.
Nach fünf Tagen haben sich schon über 60 Vereine aus ganz Deutschland angemeldet. Clubs wie der SV Hochlar 28 aus Recklinghausen, der bereits 800 Euro eingenommen hat. Oder der Volleyball Zweitligist VC Allbau Essen, der über die Plattform mindestens 600 Tickets verkaufen möchte und so seine Sporthalle zumindest virtuell noch einmal vollmachen möchte. Nach nur einem Tag sind es schon 108 verkaufte Tickets! Insgesamt haben schon einige hundert Liter Bier den virtuellen Zapfhahn verlassen und 625 Eintrittskarten sind über die virtuelle Ladentheke gegangen.
„Für uns läuft die Aktion sehr gut!“, berichtet André Schneider vom SV Hochlar. „Uns fehlen momentan die Spieltagseinnahmen sowie die Einnahmen aus dem Vereinsheim.“ Schneider berichtet von den Eltern der Jugendmannschaft, die er trainiert: „Die Eltern haben sich in der Mannschafts-WhatsApp-Gruppe auf eine Art virtuelles Spiel getroffen, um das ein oder andere Bier zu trinken und eine Wurst zu essen.“
„Da es für die Tickets keine echte Gegenleistung gibt, fallen die Einnahmen für gemeinnützige Vereine in den ideellen Bereich und sind steuerfrei“, so Kremer. „Mitmachen kann jeder Club, egal aus welcher Sportart. Wir haben auch schon Anfragen von kleinen Kulturbühnen erhalten, die unsere Unterstützung gebrauchen können und demnächst wohl auch virtuelle Tickets für Ihre ausgefallenen Veranstaltungen über uns verkaufen möchten“, erzählt Mit-Initiator Peter Wingen. Sollten die von den Einnahmen einbehaltenen Betriebskosten der Online-Plattform die tatsächlichen Kosten übersteigen, wird mit den Mehreinnahmen die Spenden-Initiative #WeKickCorona der Bundesliga Stars Leon Goretzka und Joshua Kimmich finanziell unterstützt.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Gerrit Kremer, 0151 153 08 604
Hintergrund:
Der TC Freisenbruch aus Essen hat 2016 die Online-Plattform
www.dein-fussball.club gestartet, wo Fußballfans aus der ganzen Welt über die Geschicke des Vereins bestimmen: Aufstellung, Transfers, Finanzen, Bier- und Bratwurstpreis beim Heimspiel und vieles mehr. Der TC Freisenbruch wird deshalb häufig als der erste voll digitalisierte Fußballverein bezeichnet.