2024-12-19T11:15:55.908Z

Allgemeines

Toni Zündorf, Erfinder des Frauenfußballs, wird 80

Mit Ehefrau Brunhilde war er für die außergewöhnlichen Erfolge beim STV Lövenich von 1969 bis 2004 verantwortlich.

Frauenfußball, der in der Gründerzeit der 60/70er Jahre noch elegant Damenfußball genannt wurde, ist im Erkelenzer Stadtteil Lövenich, über die Stadt-, Kreis, ja sogar Landesebene bis hinauf in den Bund, unbedingt mit dem Namen Zündorf verbunden. Das Ehepaar Toni und Brunhilde waren dafür verantwortlich, als 1969 die ersten Kickversuche der "Amazonen" am Hötzelenberg zu beobachten waren. Beide sorgten auch für die "Abwicklung" im Jahre 2004 – da ertönte der Schlusspfiff für die so erfolgreiche Abteilung.

Am Dienstag, am Heiligen Abend blickt Toni Zündorf nicht nur auf 80 Lebensjahre, sondern auch auf 35 Jahre Frauenfußball. Der Rückblick auf diese Zeit lässt es aus ihm heraussprudeln. Und sollte es einmal eine kleine Unsicherheit in der Erinnerung geben, dann greift er in sein handverlesenes Archiv, in dem vom ersten Spieltag 1969 bis zur letzten Aktion 2004 jedes Spiel, jede Mannschaftsaufstellung und jede Torschützin dokumentiert ist.

Daher weiß er auch, dass seine Brunni genau 389 Spiele absolviert, aber Dagmar Armborst und Gabi Wego mit jeweils über 400 die meisten gemacht haben. Dagmar und Gabi übrigens auch in der Bundesliga und – quasi als Vereinshöhepunkt – am 20. Juni 1987 im Berliner Olympia-Stadion im DFB-Pokalfinale gegen die zu dieser Zeit mit acht Nationalspielerinnen besetzte Übermannschaft TSV Siegen, der auch die heutige Bundestrainerin Silvia Neid angehörte, die ihr Team auch 1:0 in Führung brachte.

Der STV Lövenich unterlag zwar mit 2:5, hatte sich aber gut verkauft, freute sich über eine Eigentorgutschrift, aber natürlich riesig über den "richtigen Treffer" von Dorothee Schotten zum 1:2. Auf dem Weg nach Berlin hatte das Team von Toni Zündorf, der 27 Jahre Abteilungsleiter und Trainer in Personalunion war, den SC 07 Bad Neuenahr mit 3:2 ausgeschaltet, im Viertelfinale den TuS Binzen mit 4:1 und im Halbfinale Lorbeer Rothenburgsort/Hamburg 4:0.

Die Heimspiele gegen Binzen und Hamburg lock-ten Tausende in das Erkelenzer Stadion. "Das war eine tolle Zeit, die für uns heute nicht mehr komplett so möglich wäre", sieht Toni Zündorf auch im 80. Lebensjahr klar. Sportlich vermutlich ja, weil mit der Gründung einer Mädchenmannschaft ein solider Grundstein gelegt war. Aber das Finanzielle, "das wäre heute nicht mehr zu packen". Dankbar ist er noch heute den vielen Sponsoren, die dem "Frauenfußballbettler" Toni Zündorf kaum etwas ausschlagen konnten.

Als ganz wichtig sieht er auch die Rolle des Erkelenzer "Sportbürgermeisters" Willy Stein: "Der hat uns fast jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, brachte sogar seinen Freund, den späteren DFB-Präsidenten Egidius Braun mit nach Lövenich, der im Vereinslokal Meier Kartoffelsalat und Würstchen auftischen ließ." Dieses und ähnliche Treffen gehörten auch zum Sport. Davon gab es viele, denn Toni Zündorf war auch in dieser Beziehung ein Trainer, der die lange Leine zuließ, "wenn immer sie passte".

Aufrufe: 024.12.2013, 16:52 Uhr
Rheinische Post / Hans GroobAutor