Den langjährigen Turnierdirektor („Ich glaube, ich arbeite seit 1996 in dieser Funktion“) trieb schon seit dem vergangenen Februar der Gedanke um, die Veranstaltung abzusetzen. „Die Zahlen haben einfach nicht mehr gestimmt“, sagt der 59-Jährige – und er muss es als kaufmännischer Leiter eines ostwestfälischen Familienunternehmens schließlich wissen. Zwar habe der TuS Jöllenbeck die Zuwendungen der Sponsoren einigermaßen stabil halten können und sich im Lauf der Jahre einen strikten Sparkurs verordnet, doch am Ende seien schlicht und ergreifend die Zuschauer weggeblieben. Ein Phänomen, für das Beugholt und seine Mitstreiter vergeblich nach einer Erklärung gesucht haben: „Jeder, der zu unserem Turnier gekommen ist, war begeistert; das Produkt hat also gestimmt“, meint der nun Ex-Turnierdirektor, der somit in der stetigen Diskussion mit Fachleuten und Freunden auch keinen Ansatz fand, wie man der krisenhaften Entwicklung hätte entgegenwirken können. „200 Zuschauer pro Tag mehr in der Halle, und wir würden heute nicht über eine Einstellung unseres Turniers sprechen müssen“, nennt Beugholt noch einmal die vergleichsweise kleinen Dimensionen, um die es in der Sache ging.
„Insgesamt ist das für uns alle sehr traurig, die Ausrichtung dieser allseits beliebten und in der Szene anerkannten Veranstaltung hat immer großen Spaß gemacht“, erklärt Olaf Beugholt, dem somit nur schöne Erinnerungen bleiben. Etwa an die großartigen Auftritte der dänischen Mannschaften aus Odense oder Arhus, die sich, als es im Frauenfußball noch nicht so professionell zuging, nicht nur auf dem Feld, sondern auch bei der damals obligatorischen Turnierparty am Samstagabend als belebende Elemente erwiesen. Und manchmal im Halbfinale am Sonntagmorgen verloren, weil sie ein bisschen zu lange gefeiert hatten.
„Wir hatten eine Weltmeisterin Nadine Angerer bei uns, deren Ausstrahlung bis auf die Tribüne zu spüren war, und auch Birgit Prinz, Inka Grings oder Conny Pohlers haben hier sehr eindrucksvoll ihre Visitenkarten abgegeben“, nennt Beugholt einige Große des deutschen Frauenfußballs, die in Jöllenbeck zu sehen waren. Im vergangenen Jahrtausend haben auch die frühere Bundestrainerin Sylvia Neid sowie Martina Voss-Tecklenburg, die in Kürze die deutsche Nationalmannschaft übernimmt, mit ihren Klubs Siegen und Duisburg in der Realschulhalle gekickt.
Und dann war da natürlich noch die Trainerlegende Bernd Schröder, der im Lauf der Jahre ein ganz besonderes Verhältnis zum Jöllenbecker Turnier entwickelte und den Organisatoren immer schon bei der Abfahrt sagte, dass sie Turbine Potsdam auch im kommenden Jahr wieder einplanen könnten. Nicht umsonst avancierten die Brandenburgerinnen so zum Rekordteilnehmer und heimsten passenderweise im vergangenen Januar den letzten vergebenen Titel ein.
„Es war wirklich schön“, seufzt Olaf Beugholt und fängt schon mal an zu überlegen, was er am dritten Januar-Wochenende des nächsten Jahres machen wird. Denn Frauenfußball ist dann nicht mehr.