2024-09-26T15:44:04.789Z

Allgemeines
Marienborns Coach Ali Cakici übt Kritik an seiner Mannschaft.
Marienborns Coach Ali Cakici übt Kritik an seiner Mannschaft. – Foto: hbz/Kristina Schäfer (Arc

Ali Cakici lässt die Marienborner Wände wackeln

Wieso der Trainer genervt von seinem Team ist +++ TuS reist zum Tabellenführer

Mainz. Antonio Serratore zählt zu den lautstarken Fußballern, pusht und coacht seine Kollegen immerzu, lenkt das Spiel der TuS Marienborn, übernimmt beim Verbandsligisten auch abseits des Feldes Führungsaufgaben. Dass der 29-Jährige auf eine Frage hin nach längerem Grübeln zugibt, nicht wirklich eine Antwort zu haben, kommt nicht alle Tage vor. Nach dem mühsamen 2:1 gegen Speyer schon.

Cakici muss erst laut werden

Das Spiel hatte die Frage aufgeworfen, warum die TuS immer wieder Brandreden ihres Trainers zu brauchen scheint. Nach dem 0:3 gegen Baumholder Ende August hatte Ali Cakici im Mannschaftskreis noch auf dem Feld Tacheles geredet, sieben unbesiegte Ligaspiele folgten. Als diese Serie gegen die Pfälzer zu brechen drohte, ließ Cakici in der Pause die Wände wackeln. „Er hat fünf Minuten analysiert und uns danach in Ruhe gelassen, mit der Botschaft: Es gibt keine Ausreden mehr“, berichtet Serratore. Schon beim Warmmachen habe die Spannung gefehlt.

Detailarbeit statt Strafeinheit

Das Muster wiederholt sich bei den Marienbornern, die sich bei brisanten Partien und starken Gegnern zu spielerisch-energetischen Topleistungen aufzuraffen imstande sind. Und die es zuweilen allzu nachlässig angehen lassen. Cakici nervt dieser Umstand über die Maßen, wie er auch inmitten der Trainingswoche vor dem Topspiel bei Spitzenreiter SC Idar-Oberstein (Samstag, 14.30 Uhr) noch erkennen lässt. Ehe der Trainer zur Grundsatzkritik ansetzt, holt auch er mehrmals Luft, überlegt lange. Und sagt dann: „Ich habe keine Lust mehr, Menschen ihre eigene Selbstwahrnehmung darzulegen. Ich muss hier gar nichts mehr erklären. Ich habe erfahrene Leute auf dem Platz, die in ihrem Leben vieles selbstständig machen. Wenn sie damit bei uns nicht auch anfangen, können wir keine Spitzentruppe werden. Es ist eine Einstellungsfrage, und so eine Mannschaft muss sich selbst einstellen.“

Mit seiner Kritik rührt der 55-Jährige am Selbstverständnis der TuS, aus Leichtigkeit und Gemeinschaftsgefühl heraus sportliche Erfolge zu generieren. Kontraproduktiv wäre in diesem Gefüge, mit Strafeinheiten zu reagieren, wovon Cakici auch grundsätzlich nichts hält. Stattdessen: Detailarbeit bei Anlaufen, Mittelfeldspiel und Aufbau in Spielformen. Und die Hoffnung auf Selbstregulierung im freundschaftlich eng verbundenen Spielerkader.



Aufrufe: 028.10.2022, 13:30 Uhr
Torben SchröderAutor