Einen packenden Aufstiegskampf bekommen in dieser Saison die Fans in der Kreisliga A Bergstraße zu sehen. Gleich acht Teams stehen in unmittelbarer Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Spitzenreiter SSV Reichenbach (38 Punkte) trennen vom Tabellenachten SV Winterkasten (32) lediglich sechs Zähler. Wir haben die Teams im Aufstiegsrennen unter die Lupe genommen und uns in zwei Teilen mit der Frage beschäftigt, wer bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs die besten Chancen für den Aufstieg in die Kreisoberliga hat. Heute: Die Plätze vier bis eins.
4. SV Lörzenbach (36 Punkte aus 19 Spielen)
Mit 66 Treffern stellt der SV Lörzenbach die beste Offensive der Kreisliga A Bergstraße. Einen erheblichen Anteil an der starken Offensivleistung hat Stürmer Patrick Feller, der in 17 Spielen 25 Mal knipste. Doch wie beim Ligakonkurrent FV Biblis ist auch in Lörzenbach die Kaderdichte ein Problem, wie Trainer Marcel Hanstein feststellt: „Wir haben einen dünn besetzten Kader. Wir müssen hoffen, dass möglichst alle Spieler fit bleiben.“ Gegen einen möglichen Aufstieg in die Kreisoberliga hätte der Coach nichts einzuwenden, wenngleich er, unabhängig vom Ausgang der Saison, den SV Lörzenbach verlassen wird. „Es steht schon seit einiger Zeit fest, dass Lörzenbach und ich nach dieser Spielzeit getrennte Wege gehen werden. Nach der schönen, aber auch sehr intensiven Zeit, werde ich zunächst einmal eine Pause einlegen und zu gegebener Zeit bei einem Verein wieder einsteigen“, so Hanstein, dem Jan Schörling nachfolgen wird. Der ist bis zum Sommer noch bei Ligakonkurrent FC Ober-Abtsteinach als Stürmer aktiv, konnte aber in der Vergangenheit schon reichlich Trainererfahrung beim FC Schönmattenwag sammeln.
Gelingt es Noch-Trainer Hanstein, die Mannschaft bis zum Saisonende fokussiert und fit zu halten, könnte es in Lörzenbach am Saisonende zum Aufstieg reichen. Nachteil ist der - wie oben beschrieben - dünn besetzte Kader und die Abhängigkeit in der Offensive von Torjäger Patrick Feller. Einen Ausfall ihrer "Lebensversicherung" könnte man kaum auffangen. So oder so wird sich in Lörzenbach nach dem Sommer einiges ändern, wenn Schörling das Traineramt antritt. Völlig gleich, ob weiterhin in der Kreisliga A oder in der Kreisoberliga.
3. FV Biblis (37 Punkte in 19 Spielen)
Der Vorjahres-Sechste ist in dieser Saison in Lauerstellung. Nur einen Punkt von der Tabellenspitze entfernt ist auch für Biblis in Richtung Kreisoberliga weiter alles drin. Auffällig ist vor allem die Stärke vor eigenem Publikum. Von 27 möglichen Punkten konnten die Bibliser 24 einsammeln. Damit steht man an der Spitze der Heimtabelle. Auswärts hingegen ist die Bilanz ausgeglichen mit vier Siegen, zwei Unentschieden und vier Niederlagen. Mit dem Aufstieg möchte man in Biblis eigentlich gar nicht viel am Hut haben. Trainer Thomas Roth stapelt weiter tief: „Das Thema Aufstieg war nie geplant. Wir wollten eine verhältnismäßig ruhige Runde spielen. Die letzten Jahre waren bei uns immer mal wieder recht turbulent was den Abstiegskampf anging. Unser Fokus liegt weiterhin darin, die Mannschaft in der A-Liga zu stabilisieren und nach Möglichkeit nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“
Wie der SV Lörzenbach verfügt auch der FV Biblis über einen personell überschaubaren Kader. Lediglich elf Spieler haben zehn oder mehr Spiele in dieser Saison bestritten. Die zweite Reihe ist nicht stark besetzt, sodass Thomas Roth darauf angewiesen ist, möglichst alle Spieler an Bord zu haben. Genau darin liegt die Gefahr für Biblis. Sollte die Saison nach der Corona-Pause mit mehreren englischen Wochen fortgesetzt werden, dürfte das die Belastbarkeit des kleinen Kaders vor eine Herausforderung stellen. Ausfälle könnten drohen, die nur sehr schwer zu kompensieren wären. Dann wäre es für den FV Biblis schwierig, die gute Ausgangslage zu verteidigen.
2. AS Azzurri Lampertheim (38 Punkte nach 19 Spielen)
Die Lampertheimer Azzurri spielen eine starke Runde. Mit 65 Treffern verfügt man über die zweitbeste Offensive der Liga. Auch vor eigenem Publikum weiß man zu überzeugen und belegt hinter Biblis den zweiten Platz der Heimtabelle. Eigentlich alles gut bei den Azzurri, wäre da nur nicht die Auswärtsschwäche. Mit zwölf Punkten aus acht Spielen rangiert man hier nur den achten Platz. Für ein Spitzenteam ist hier noch viel Luft nach oben. Für Trainer Martin Göring ist das aber kein Problem: "Wir können Auswärts definitiv noch mehr punkten. Doch trotz allem haben wir nur zwei Spiele in der Fremde verloren. In beiden hätten wir eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen. In Fehlheim haben wir das Spiel nach einer 2:0-Führung noch hergeschenkt und beim TSV Reichenbach die erste halbe Stunde dominiert. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dann noch recht deutlich verloren“, so Göring. Einem möglichen Aufstieg würde man sich in Lampertheim nicht verwehren. „Ziel war es, vor der Saison besser abzuschneiden als im Jahr zuvor, als wir den fünften Platz belegt haben. Wenn es in dieser Saison zum Aufstieg kommen sollte, nehmen wir ihn gerne mit“, sagt Göring.
Die Lampertheimer sind ein ganz heißer Anwärter auf den Aufstieg in die Kreisoberliga. Und doch muss man noch viel Arbeit investieren, um die lauernde Konkurrenz hinter sich zu lassen. Einiges wird auch davon abhängen, wie Nunzio Pelleriti (26 Tore in 18 Spielen) und Marcel Rose (zehn Tore in 14 Spielen) aus der Spielpause zurückkehren und ob sie weiterhin zuverlässig ihre Tore machen.
1. SSV Reichenbach (38 Punkte nach 19 Spielen)
Aktuell grüßt der SSV Reichenbach von der Tabellenspitze. Seit dem Aufstieg 2017, als es für den SSV als Tabellenzweiter von der Kreisliga B in die A-Liga ging, konnte man sich direkt in der neuen Liga etablieren und landete im ersten Jahr mit Platz vier einen Überraschungserfolg. In dieser Saison könnte der nächste Schritt folgen. Den Saisonstart hatten die Reichenbacher mit zwei Niederlagen bei Anatolia Birkenau (0:1) und gegen Azzurri Lampertheim (3:4) verpatzt. Doch der stotternde Motor hat beim SSV in gewisser Weise schon Tradition, wie der Sportliche Leiter Boris Ertel erklärt: „Zu Saisonbeginn sind häufig einige Spieler von uns noch im Urlaub. Folgerichtig müssen wir in dieser Zeit bei der Aufstellung ein wenig improvisieren. Das mäßige Abschneiden zu Saisonbeginn ist für uns nichts Neues.“ Und so ging es für die Odenwälder in den folgenden Wochen steil nach oben. Zwölf Siege aus 17 Spielen war die stolze Ausbeute bis zur Saisonunterbrechung. Kurios dabei ist, dass man vor eigenem Publikum bereits 25 Gegentore hinnehmen musste, wohingegen man auswärts mit nur acht Gegentreffern die weitaus bessere Statistik aufweisen kann. Beim Thema Aufstieg ist man bei den Lautertalern entspannt: „Das ist für uns keine Pflicht. Wenn es am Saisonende Platz eins werden würde, wären wir hier beim SSV alle zufrieden. Aber trotz allem sei nochmal betont, dass der Aufstieg kein Muss ist“, so Ertel.
Es wird schwer für die Reichenbacher, Platz eins zu verteidigen. Vor eigenem Publikum kann man noch nicht die Konstanz aufweisen, wie das auf fremden Plätzen bereits der Fall ist. Daran muss Trainer Abedin Reqica noch arbeiten, um den Platz an der Spitze verteidigen zu können.