2024-09-03T06:31:51.357Z

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Höchsts Trainer Volker Sedlacek kann seinen Fußballspielern derzeit nur aus der Ferne Anweisungen geben.	Archivfoto: Joaquim Ferreira
Höchsts Trainer Volker Sedlacek kann seinen Fußballspielern derzeit nur aus der Ferne Anweisungen geben. Archivfoto: Joaquim Ferreira

App ersetzt Training in Höchst

Gruppenliga Darmstadt: Die Spieler des TSV haben drei Mal in der Woche "Hausaufgaben"

Ein Abbruch der Saison in der Gruppenliga Darmstadt wäre für den TSV Höchst aus sportlicher Sicht kein Drama. Trainer Volker Sedlacek hofft dennoch auf eine Fortsetzung und setzt bis dahin ganz auf Individualtraining.

Rang sieben in der Tabelle, deutlich mehr Siege als Niederlagen (10/6) und das Saisonziel mit einem Platz im vorderen Drittel zumindest in Reichweite – für den TSV Höchst hätte ein Saisonabbruch keine weiteren sportlichen Folgen. Einzig persönliche – denn der scheidende Trainer Volker Sedlacek hätte mit seinem Team gerne noch einmal ein paar richtig gute Auftritte hingelegt und sich im Sommer entsprechend verabschiedet. So war der 3:1-Sieg gegen Rüsselsheim der einzige Pflichtspielauftritt der Höchster in diesem Jahr bislang, die zudem noch ein Nachholspiel offen haben. „Bei einem Saisonabbruch hätten wir zumindest ein positives Abschlussergebnis. Ich hoffe noch, dass wir die Runde zu Ende spielen können und auf einen schönen Abschluss, aber wenn es nicht so ist, dann ist das eben so“, bleibt Sedlacek realistisch.

Eine Aussetzung der Runde stellt der Trainer dabei auch gar nicht in Frage: „Das ist vollkommen richtig und auch notwendig. Es ist wichtig, dass sich die Menschen an die Regeln halten.“ Mit dem Verband sei man im regelmäßigen Austausch, wie Sedlacek erklärt, „aber wir haben natürlich keine Möglichkeiten, irgendetwas zu beeinflussen“.

Privat ist der Fußballlehrer ebenfalls von den Auswirkungen der Krise betroffen – allerdings anders als die meisten seiner Kollegen, denn Volker Sedlacek ist Rechtsanwalt für Arbeitsrecht. „Da haben wir gerade viel zu tun“, sagt er auch mit Blick auf seine Frau, die ebenfalls als Anwältin arbeitet, unter anderem für Reiserecht, einem ähnlich gefragten Thema derzeit.

Auch einige der Höchster Spieler seien betroffen, allerdings meist nur durch Home Office oder den Ausfall von Prüfungen. Mit Ausnahme von Timo Knierim, zugleich Trainer der zweiten Mannschaft, dessen geplante Hochzeit im Mai wohl erst einmal nicht stattfinden kann. Sedlaceks Trainergehalt läuft dagegen bislang noch weiter: „Wir Trainer können ja auch nichts für die Situation.“ Und genau genommen gibt es auch gar keinen Grund, das Gehalt zu streichen, denn Sedlacek geht in dieser Krisenzeit ungewöhnliche Wege. In der ersten Woche hatten die Spieler noch dreimal ein Programm zu Hause abgespult, über eine App darüber berichtet und dabei kleine Wettbewerbe untereinander ausgetragen.

Individuelle Trainingspläne je nach Position

Als die längere Pause feststand, hat Volker Sedlacek reagiert: Seitdem erhält jeder Spieler jede Woche einen neuen individuellen Trainingsplan, der auf seinen derzeitigen Fitnessstand und seine Position auf dem Spielfeld zugeschnitten ist. Denn ein Verteidiger brauche andere Trainings-Schwerpunkte als ein Stürmer. „Wir müssen versuchen, die Belastung jeder einzelnen Spielwoche zu simulieren. Dabei muss man die einzelnen Spielertypen individuell betrachten und im Detail arbeiten, aber natürlich können auch mal zwei Spieler mit der gleichen Position den gleichen Trainingsplan haben“, erklärt Volker Sedlacek, der sich in diesem Zusammenhang auch viel mit Trainerkollegen austauscht. „Aktuell habe ich mehr Arbeit als sonst auf dem Platz“, schmunzelt der Fußballlehrer.

Finanzielle Einbußen befürchtet Sedlacek auch für seinen TSV, allerdings konnten die Höchster mit Veranstaltungen im Herbst und an Fastnacht bereits einige Einnahmen verbuchen. „Im Vereinsheim sind das schon ein paar Euro, die nicht generiert werden, aber zuschauertechnisch wird sich das bei uns im Rahmen halten“, vermutet der Trainer. Sollte allerdings das Apfelblütenfest Anfang Mai ebenfalls abgesagt werden, rechnet Sedlacek schon mit deutlich größeren finanziellen Einschränkungen. Eine Abschlussfahrt der Mannschaft sei ebenfalls geplant, gebucht habe man bislang aber noch nichts.

Immerhin laufen auch in Höchst die Planungen für die neue Saison schon an. Neben dem neuen Trainerduo Christian Remmers und Daniel Simoes hat auch bereits ein Großteil der Spieler zugesagt, im nächsten Jahr wieder das Höchster Trikot zu tragen. Zudem gebe es einige Kontakte zu Externen, wie Sedlacek berichtet: „Klar ist, wir haben in Höchst zu wenige Spieler. Es wäre wichtig, dass nächste Saison drei, vier richtige Gruppenligaspieler dazu kommen, die sofort weiterhelfen.“ Eine Aufgabe, für die das künftige Trainerduo aktuell viel Zeit aufwenden kann.

Aufrufe: 025.3.2020, 13:21 Uhr
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