2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht

BSG Chemie unterliegt nach großem Kampf knapp im Derby

1. FC Lok zieht mit knappem 1:0-Erfolg ins Sachsenpokal-Halbfinale ein

Aus Leutzscher Sicht war defintiv mehr möglich. Der Favorit nutzte eine Schaltpause in der Chemie-Hintermannschaft, was die Partie entscheiden sollte.

Wernesgrüner-Sachsenpokal – Viertelfinale –

BSG Chemie Leipzig – 1. FC Lokomotive Leipzig 0:1 (0:0)

BSG Chemie: Latendresse-Levesque – Trogrlic (ab 81. F. Schmidt), Karau, B. Schmidt, Wajer – Böttger, Bury – Keßler (ab 90. E. Berger), Heinze, Druschky – Stelmak – Interimstrainer: Sobottka

1. FC Lok: Kirsten – R. Berger (ab 83. Schulze), Urban, Zickert, Pannier – Pfeffer, Schinke, Gottschick (ab 46. Wolf) – Steinborn, Adler (ab 73. Salewski), Pommer – Trainer: Joppe

Schiedsrichter: Herde (Dresden) – Schiedsrichter-Assistenten: Walter (Hartha), Stary (Dresden) – Vierter Offizieller: Gaunitz (Leipzig) – Tor: 0:1 Steinborn (75.) – Gelbe Karten: Heinze (Foulspiel – 13.), Keßler (Foulspiel – 86.) – Steinborn (Foulspiel – 33.), Pannier (Foulspiel – 81.), Schulze (Unsportlichkeit – 90.+1) – Reservebänke: Heine (Tor), Rode, Opolka, Berg, Omote – Wenzel (Tor), Krug, Sindik, Misch – Zuschauer: 4.500 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig

Leipzig. Oberligist BSG Chemie Leipzig hat sich erhobenen Hauptes aus dem sächsischen Cup-Wettbewerb verabschiedet. Zwar unterlagen die Schützlinge von Interimstrainer Christian Sobottka im Viertelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals im Derby gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig hauchzart mit 0:1 (0:0), doch waren die Leutzscher über die gesamte Spielzeit mehr als ebenbürtig. Letztlich entschied eine Unachtsamkeit im Defensivbereich der Grün-Weißen, was der Favorit prompt zu nutzen vermochte. Nichtsdestotrotz boten die Chemiker eine absolut vielversprechende Leistung und lieferten den Gästen über 90 Minuten einen offenen Kampf. Dabei hatte die BSG sogar ein leichtes Chancenplus zu verzeichnen, doch verstand es der Underdog leider nicht, die sich bietenden Möglichkeiten zu verwerten. Insgesamt war kein Klassenunterschied erkennbar, darum ist die Niederlage aus Leutzscher Sicht umso ärgerlicher. Mit diesem Sieg gastiert der 1. FC Lok nun im Halbfinale beim Chemnitzer FC, während sich Budissa Bautzen und der FSV Zwickau im zweiten Semifinale duellieren. Als äußerst bedauerlich ist weiterhin anzumerken, dass diese Begegnung ohne Gästefans ausgetragen wurde. Natürlich ist diese Entscheidung des 1. FC Lok zu akzeptieren, doch tut dies dem Fußball allgemein nicht gut und ließ eine echte Derby-Atmosphäre nicht richtig aufkommen.

Nach dem letztwöchigen 6:1 (4:0)-Heimsieg in der Meisterschaft gegen den SV Blau-Weiß Zorbau wollten die Leutzscher unbedingt diesen Schwung mit in dieses letzte Highlight des Jahres transportieren. Und dies gelang eindrucksvoll, die Mannschaft von Interimscoach Sobottka war von Beginn an hellwach. Allerdings war es schon überraschend, wie passiv der Regionalligist in den ersten 45 Minuten agierte. Die Chemiker wurden im Spielaufbau kaum gestört, erst in Höhe der Mittellinie attackierten die Gäste. Doch auch im Spiel gegen den Ball waren die Grün-Weißen sofort präsent, defensiv standen die Gastgeber äußerst kompakt. So mussten beim Favoriten schon Standardsituationen herhalten, um für etwas Gefahr vor dem BSG-Tor zu sorgen. Zunächst sorgte ein Freistoß von Gottschick für etwas Konfusion am Fünfmeterraum-Raum, doch konnte Julien Latendresse-Levesque im Chemie-Gehäuse die Situation bereinigen (14.). Anschließend brachte Benjamin Schmidt einen Schinke-Freistoß nicht weit genug aus der Gefahrenzone, doch strich die Direktabnahme von Pommer weit am Tor vorbei (14.). Aus dem Spiel heraus brachten die Probstheidaer nichts Gefährliches zustande – mit einer Ausnahme. Nach einem Leutzscher Ballverlust im Vorwärtsgang lief Steinborn über rechts Kai Druschky davon, doch konnte der Lok-Torjäger Latendresse-Levesque mit seinem Flachschuss nicht überwinden (21.).

Allerdings war dies die einzige zwingende Möglichkeit des Regionalligisten, welcher in der Folgezeit weiterhin höchst zurückhaltend wirkte. Chemie war voll präsent, wirkte auf schwerem Boden auch spielerisch gefällig und besaß durchaus die eine oder andere vielversprechende Gelegenheit. So setzte Alexander Bury das erste Achtungszeichen, doch nach einem Freistoß von Daniel Heinze strich sein Kopfball knapp übers Ziel (18.). Zwar spielte sich auch fortan viel zwischen den Strafräumen ab, doch wenn eine Elf gefährlich wurde, dann war es Chemie. Nach einer Druschky-Eingabe versuchte sich Max Keßler per Kopf, doch kratzte Lok-Keeper Kirsten die Kugel mit letztem Einsatz aus dem Eck (40.). Kurz vor dem Pausentee setzte Branden Stelmak mustergültig Keßler über rechts in Szene, welcher im Anschluss daran jedoch mit seiner flachen Eingabe Druschky nicht fand und dabei den im Rückraum viel besser postierten Heinze übersah (42.). Nichtsdestotrotz gab es beim Gang in die Kabinen viel Applaus von der Leutzscher Fangemeinde, die den sehr herzerfrischenden Auftritt ihrer Truppe dementsprechend honorierte.

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs änderte sich an der Begegnung recht wenig. Die Leutzscher gestalteten die Partie weiterhin voll auf Augenhöhe, Lok blieb zunächst weiterhin extrem abwartend. Nach sehenswertem Spielzug flankte Alexander Bury das Streitobjekt von der linken Seite halbhoch nach innen, doch wurde Kai Druschky im letzten Moment stark bedrängt, um einen kontrollierten Torabschluss abzugeben (52.). Drei Minuten später lief Stefan Karau perfekt in einen Heinze-Eckball, doch lenkte Kirsten die Kugel reaktionsschnell über die Querlatte (55.). Direkt im Anschluss daran wäre der Lok-Schlussmann jedoch machtlos gewesen, als Druschky einen zu kurz abgewehrten Ball per Dropkick aus der Distanz abfeuerte, der Ball jedoch um Zentimeter am Kasten vorbei strich (56.). Allerdings musste die Sobottka-Elf vor diesen zwei verheißungsvollen Gelegenheiten erst einmal gewaltig durchatmen. Von Manuel Wajer angespielt, ließ BSG-Keeper Latendresse-Levesque zunächst den heranstürmenden Pommer im eigenen Strafraum aussteigen, doch zögerte der Torhüter anschließend viel zu lange mit dem Abspiel, so dass er schließlich nur die Beine des erneut nachsetzenden Pommer traf. Die Leutzscher hatten in dieser Szene Fortuna im Bunde, dass Schiedsrichter Herde (Dresden) nicht auf Strafstoß entschied (53.).

Nach gut einer Stunde wurde der Favorit dann jedoch aktiver. Lok erlangte fortan etwas mehr Kontrolle, auch wenn sich das Geschehen weiterhin hauptsächlich im Mittelfeld abspielte. Die Leutzscher hielten zwar weiterhin vollends dagegen, doch hatte die Elf in den ersten 60 Minuten einen immensen Aufwand betrieben, was sich bei diesem tiefen Boden natürlich bemerkbar machen sollte. Die Probstheidaer brannten zwar auch in der Folgezeit nicht wirklich ein Feuerwerk ab, doch eine Schaltpause in der Chemie-Defensive genügte, um die Begegnung in die Richtung des Favoriten lenken zu lassen. Mehrfach versäumten es die Leutzscher, den Ball auf der rechten Abwehrseite entscheidend zu klären – Steinborn spritzte entschlossen in eine flache Eingabe von Pannier und lochte aus Nahdistanz unhaltbar zum 0:1 ein (75.).

Zwar warf die Sobottka-Elf nach dem Rückstand noch einmal alles in die Waagschale, doch gelang es der Mannschaft nicht noch einmal zwingend vor dem gegnerischen Tor zu werden. Lok Leipzig verteidigte den hauchdünnen und kostbaren Vorsprung aufopferungsvoll, die Grün-Weißen waren fortan meist am Strafraum mit ihrem Latein am Ende. So hätten die Gäste fünf Minuten vor Schluss die Partie sogar endgültig entscheiden können, doch mit einem Blitzreflex gegen Pfeffer bewahrte Latendresse-Levesque seine Mannschaft vor dem endgültigen k.o. (85.). Zwar setzte der BSG-Coach in der Schlussphase mit den Einwechslungen von Florian Schmidt und Eric Berger offensiv alles auf eine Karte, doch sollte auch dies nicht den gewünschten Erfolg bringen. Der Favorit aus Probstheida schaukelte die Führung über die Zeit und zog damit ins Halbfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals ein.

Fazit: Trotz der knappen Niederlage haben sich die Chemiker eindrucksvoll von ihren treuen Fans verabschiedet. Man hielt das Derby über 90 Minuten mehr als offen und agierte absolut auf Augenhöhe. Letztlich ist der Spielausgang natürlich frustrierend, da aus BSG-Sicht definitiv mehr möglich war. Der Gegner erwies sich diesbezüglich als etwas cleverer, da es dem Regionalligist gelang, aus wenig viel zu machen. Dies war der Unterschied an diesem Tag, an welchem die Leutzscher keinesfalls enttäuschten – ganz im Gegenteil. Der Mannschaft gilt für die Vorstellung ein Kompliment, auch wenn sie sich im Nachhinein dafür leider nichts kaufen kann.
Aufrufe: 016.12.2018, 22:14 Uhr
Tom RietzschelAutor