Der Silvestercup des SV Heide Paderborn hat erneut gezeigt, welch große Faszination der Hallenkick ausüben kann: Ein über drei Tage rappelvolles Sportzentrum Maspernplatz, Liveticker, Bilderstrecken und Videos auf FuPa, Kurzberichte auf den Facebook-Accounts der Vereine und eine ausführliche Berichterstattung in der Neuen Westfälischen – wow! Es ist einfach fantastisch, was der SV Heide da Jahr für Jahr auf die Beine stellt. Und im Schatten dieses Mega-Events füllen andere Vereine mit kleineren Turnieren ihre leeren Kassen auf. So mancher Klub nimmt an solch einem Tag mehr ein als während der gesamten Saison mit den 15 Freiluft-Heimspielen seiner ersten Mannschaft.
So weit, so gut. Was mir aber zu denken gibt, ist der immens hohe Stellenwert, den dieser Budenzauber mittlerweile bei vielen Spielern genießt, obwohl er doch – mit Verlaub – genaugenommen nur ein Pausenfüller ist. So geht es häufig ab Anfang November in den Kabinengesprächen nicht um das nächste Spiel auf dem „richtigen“ Feld, sondern um den Anmeldeschluss für den Silvestercup, die Gruppenauslosung und die Taktik: „Spielen wir im 1-2-1-, im 2-2- oder im 3-1-System?“ – „Wie eröffnen wir vom Torwart?“ – „Welche Ecken-Variante spielen wir?“ – „Welche Futsal-Regeln gelten?“ – „Wir müssen unbedingt noch ein paar Mal in der Halle trainieren!“
Der Silvester-Cup bewirkt Wunderheilungen
Doch da die Halle zu den normalen Trainingszeiten von anderen Abteilungen genutzt wird, muss man schon mal auf 20.30 Uhr oder gar den Samstagmorgen ausweichen. Und diese für Fußballer das ganze Jahr über eigentlich unchristlichen Uhrzeiten führen nicht selten zu höchst überraschenden Explosionen der Teilnehmerzahl: Der, der sich zuvor für eine Woche vom ursprünglich geplanten Open-Air-Training abgemeldet hatte („Spätschicht, Trainer – da kann man nix machen.“), ist plötzlich doch da („Ich habe getauscht!“). Oder der, der vergangenen Samstag dem vom Vorstand anberaumten Aufräumeinsatz am Sportplatz fernblieb („Jeden anderen Tag gerne, aber Samstagmorgens habe ich Bereitschaft“), scharrt schon um 8.45 Uhr vor dem Halleneingang mit den Hufen. Und der Silvestercup bewirkt sogar Wunderheilungen: Es soll Experten geben, die verletzungsbedingt von Mitte Oktober an nicht trainieren können und erst zu den Halleneinheiten wieder einsteigen. Dass die selbe Verletzung sie nach dem Turnier bis zum Beginn der Sommerzeit wieder aufs Sofa zwingt, ist einfach nur Künstlerpech.
Nun neigt sich die Zeit des Hallenfußballs wieder ihrem Ende entgegen. Ich fände es toll, wenn alle Ballzauberer ihre privaten Termine und Prioritäten in den kommenden Wochen so koordinieren, dass sie die Trainingseinheiten auf matschigen, unebenen Böden und bei stürmischem Regen mit demselben Engagement bestreiten können. Und falls nicht, dürfte ein Trainer durchaus mal darüber nachdenken, den betreffenden Spieler „zu Netto“ zu schicken. Denn Hallenkönig hin oder her: Entscheidend ist immer noch auf’m Platz!
In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen ein schönes Spiel!
47 Jahre lang sorgte Didi Wedegärtner als Spieler und Trainer auf den Sportplätzen der Region für Furore. Nun ist er in Fußball-Rente. Für die NW Paderborn sinniert der Bürener in seiner Kolumne „Didis falscher Einwurf“ über die schönste Nebensache der Welt – und darüber hinaus auch über andere Sportarten. Seinen neuesten Beitrag veröffentlichen wir hier auch auf FuPa Ostwestfalen.