2024-06-24T10:12:48.875Z

Ligabericht
Simon Saxinger (2.v.l.) ist eine Schlüsselfigur beim FC Windorf - nicht nur als Spieler, sondern auch und vor allem als Trainer.
Simon Saxinger (2.v.l.) ist eine Schlüsselfigur beim FC Windorf - nicht nur als Spieler, sondern auch und vor allem als Trainer. – Foto: Horst Wagner

Einstiges »Kanonenfutter« FC Windorf: Von Null auf Aufstiegsrennen

2019/21 gar nicht im Spielbetrieb, spielt der FC Windorf 21/22 in der A-Klasse Vilshofen eine gute Rolle. Rund um das Team herrscht Euphorie, die in Nachhaltigkeit umgemünzt werden soll.

Dass die Spieler, die verpflichtet werden konnten, Qualität haben, wussten nicht nur die Verantwortlichen. Akteure wie Alexander Friedrich, Manuel Krompaß sowie das Spielertrainer-Duo Simon Saxinger und Marco Wundsam haben ihre Fähigkeiten bereits auf Bezirksebene unter Beweis gestellt. Und dennoch überrascht die jüngste Entwicklung des FC Windorf. Denn immerhin ist die aktuelle Mannschaft, nachdem der Spielbetrieb beim ehemaligen Kreisklassisten zwischenzeitlich eingestellt worden ist, im vergangenen Sommer praktisch aus dem Nichts entstanden.

Und in diesem Zusammenhang ist es dem 2. Vorsitzenden Jürgen Mühlbauer ein großes Anliegen, zunächst vielen entsprechend kursierenden Gerüchten entgegenzuwirken und zu betonen, dass der aktuelle Erfolg nicht die Folge einer größeren Investition ist. "Es gibt Neider, die uns unterstellen, diese Truppe zusammengekauft zu haben. Doch das ist definitiv nicht der Fall." Freilich würden die beiden Trainer, wie eigentlich inzwischen selbst auf Kreisebene üblich, eine Aufwandsentschädigung erhalten. Zudem bekommt jedes Kadermitglied pro Einsatz eine kleine Prämie. "Mehr Geld ist da aber einfach nicht im Spiel. Das, was wir hier aufgebaut haben, ist nachhaltig."

Marco Wundsam und Simon Saxinger kommt dabei aber sehr wohl eine Sonderrolle zu. Die beiden ehemaligen Salzweger Bezirksligaspieler machen auf dem Platz oft den Unterschied aus, bereiten abseits des Feldes aber auch alles dafür vor. Vor allem Letztgenannter hat mit seiner Zusage, Spielertrainer beim FC Windorf zu werden, den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht. Viele seiner Freunde machten es ihm nach und sind nun Mannschaftskollegen. Der 23-Jährige Jung-(Spieler-)Trainer scheint darüber hinaus den richtigen Ton gefunden zu haben.

Denn innerhalb nur kurzer Zeit hat er es im Zusammenspiel mit seinem 31-Jährigen Kollegen geschafft, dass die Truppe, die für den FCW aufläuft, nicht nur "Mannschaft" heißt, sondern auch eine ist. 28 Punkte konnten die Windorfer nach 15 Spielen sammeln. Sie befinden sich somit auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen. Und das, obwohl die Ergebnisse, wie Saxinger und Mühlbauer betonen, eigentlich nebensächlich sind. "Jeder ist glücklich, dass überhaupt wieder gespielt wird bei uns. Jeder hat darauf gewartet, dass der Ball wieder rollt", freut sich der 2. Vorsitzende und verweist auf einen Zuschauerschnitt von 165 Besuchern pro Spiel.

Dass darüber hinaus erst drei Niederlagen (bei acht Siegen) in der Statistik vermerkt sind, liegt eben in jener eingangs genannten Qualität begründet - aber auch in der guten Atmosphäre, die seit dem Sommer im Verein und im Team herrscht. "Wir haben es geschafft, kein Kanonenfutter zu sein, wie uns oft nachgesagt worden ist. Was noch viel schöner ist: Jeder hat Spaß und die Mannschaft ist vollauf intakt", berichtet Saxinger. Der Drahtseilakt dabei: Einerseits musste das Team fit werden und sich einspielen. Andererseits sollte das Drumherum, die Kameradschaft nicht zu kurz kommen.

Der 23-jährige Spielertrainer blickt zurück: "Wir sind ganz, ganz locker ins Training eingestiegen, haben auch viele Ausflüge gemeinsam gemacht. So sind wir relativ schnell zusammengewachsen. Die Jungs haben sich dann gegenseitig gepusht, sodass die Einheiten ganz automatisch schnell intensiver wurden." Ein fruchtbarer Nährboden für Erfolg, aber auch für die beiden Chefs Saxinger und Wundsam, für die ihre neue Rolle beim FC Windorf ebenfalls Neuland war. "Ich spreche da auch für Marco: Es war unser richtiger Schritt, nach der Corona-Pause hier anzufangen. Es passt einfach alles."

Längst ist das Fußballfieber beim FCW, der in der jüngsten Vergangenheit erst Kanonenfutter in der A-Klasse war und 2019/21 gar nicht am Spielbetrieb teilgenommen hat, wieder ausgebrochen. "Nach jedem Heimspiel wird gefeiert. Selbst nach den Trainingseinheiten sitzen viele noch zusammen. Kürzlich haben die Zuschauer sogar ein Fan-Shirt machen lassen." Und die Verantwortlichen um Jürgen Mühlbauer werden sich nicht darauf ausruhen, dass es derzeit gut läuft. Es gibt bereits entsprechende Planungen für die nähere Zukunft: Das Spielertrainer-Duo soll gehalten werden, einige Exil-Windorfer zurückkehren. Der 2. Vorsitzende ist sicher: "Man hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt."

Aufrufe: 03.11.2021, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor