Das Ende von Fußballchef Hannes Beer sowie der sich anschließende Rücktritt des Trainerteams um Andreas Scheler. Sportvorstand Manfred Luber, der aufgrund dieser Geschichte sein Amt niedergelegt hat. Wer glaubt, dass die Chaos-Tage bei der SpVgg Weiden ihren Siedepunkt überschritten hätten, sieht sich angesichts des Durcheinanders rund um Kenan Muslimovic geirrt. Es kehrt vorläufige keine Ruhe ein beim Bayernliga-Aufsteiger aus der Oberpfalz. Bei Weitem nicht.
Auf den ersten Blick kommt der Bericht bei „Onetz“, in dem u.a. der Abschied des 25-Jährigen verkündet wird, daher wie eine in diesen Tagen übliche Transfermeldung. Es ist dort zu lesen, dass aufgrund der Vertragsverlängerung von Josef Rodler im Sturm kein Platz mehr sei für den Österreicher und er nach nur drei Wochen den Verein wieder verlassen müsse. "Trainer Rüdiger Fuhrmann und ich haben uns zusammengesetzt und den Bayernliga-Kader noch einmal analysiert", wird der neue Sportliche Leiter Rüdiger Hügel in genannten Bericht zitiert. "Dabei haben wir insbesondere einen Überhang an Spielern mit der gleichen Spielanlage in der Sturmzentrale festgestellt."
Kenan Muslimovic hat diesen Artikel von Freunden zugesandt bekommen – und fiel nach dessen Lektüre aus allen Wolken. In einer Mail an FuPa möchte er deshalb in diesem Zusammenhang klarstellen: "Der Vertrag kam nicht nicht zustande, weil Weiden im Sturm überbesetzt ist. Ich habe lediglich klar und deutlich die Ungerechtigkeiten der vergangene Tage angesprochen und weigerte mich, den Vertrag unter diesen Voraussetzungen zu unterschreiben."
Bereits seit zwei Jahren wäre er mit Hannes Beer und Andreas Scheler wegen einer Verpflichtung in Kontakt gestanden. Nach der Rückkehr in die Bayernliga hat sich der 25-Jährige, der zuletzt unter Vize-Weltmeister Carsten Jancker für den DSV Leoben in seinem Heimatland auflief, dann entschlossen, zu „dieser coolen Truppe, in der Fußball Spaß macht", zu wechseln. Aus bürokratischen Gründen hatte man sich darauf geeignet, dass Muslimovic zunächst als Gastspieler für Weiden spielt – und dann zum 1. Juli einen entsprechenden Kontrakt unterschreibt. „Alle Gespräche verliefen ruhig und super.“
Doch dann überschlugen sich am Wasserwerk die Ereignisse. Innerhalb der Mannnschaft wurde laut Muslimovic abgestimmt, ob Beer und somit auch Scheler bleiben sollen. „Es wurde vom Team verlangt, das zu entscheiden. Aber ist das nicht Aufgabe der Vorstandschaft?“ Die Truppe hätte sich mehrheitlich für den inzwischen Ex-Sportchef und Ex-Trainer ausgesprochen. „Dennoch wurde Hannes Beer per SMS abserviert. Das ist nicht schön, das ist nicht menschlich.“
Der 25-Jährige, der in Deutschland bereits für Donaustauf, Pipinsried und Jahn Regensburg aktiv war und beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildet worden ist, wollte sich zunächst aus dieser Angelegenheit raushalten. „Ich habe gedacht, das regelt sich schon irgendwie von selber.“ Es liege ihm fern, schmutzige Wäsche zu waschen. Er rechnet sich auch nicht der „Seite Beer“ zu, sondern der "Seite Gerechtigkeit“. Der Onetz-Artikel brachte aber letztlich das Fass dann zum überlaufen.
„Ich verstehe das alles nicht. Das ist nicht fair“, macht Muslimovic deutlich. Das Überangebot im Sturm sei eine Ausrede an der Schwelle zur glatten Lüge. „Mir wurde gesagt, dass ich als Zehner eingesetzt werde. Darüber wusste auch 1. Vorsitzender Michael Kurz Bescheid. Umso komischer ist diese Geschichte nun.“ In drei Testspielen, die er für Weiden bestritten hat, kam der 25-Jährige als Spielmacher zum Einsatz – seine Bilanz: Vier Tore.
Das Kapitel SpVgg Weiden hat sich für Kenan Muslimovic eigenen Aussagen zufolge erledigt. Er blickt auf drei Wochen, „die komplett zum Vergessen sind“ zurück. Und wie geht es nun weiter? „Ich habe bereits 2,3 Anfragen von Vereinen, bei denen ich gleich einsteigen kann – und die hoffentlich besser organisiert sind als Weiden.“
FuPa bat 1. Vorsitzendern Michael Kurz um Stellungnahme. Anstatt des Vereinsbosses antwortete Rüdiger Hügel, der neue Sportliche Leiter der SpVgg Weiden, wie folgt:
„(...) zur Trennung von Kenan Muslimovic möchten wir klarstellen, dass die Trennung ausschließlich sportliche Gründe hatte. Die sportliche Leitung des Vereins hat in Absprache mit Trainer Rüdiger Fuhrmann die übernommene Kaderzusammenstellung analysiert. Auf Basis dessen und des vorhandenen Offensivmaterials sind wird zur Entscheidung gekommen uns von diesem Spieler zu trennen. Eine Trennung aufgrund Aussagen des Spielers weisen wir entschieden zurück.“