2024-06-24T10:12:48.875Z

Interview

Wir gehen einen Schritt nach vorn

Stahl Freital beendet die Saison als Dritter, dennoch hört Trainer Clemens Prudlo auf. Mehrere Neuzugänge stehen fest.

Der FV Blau-Weiß Stahl Freital hat die Saison 2016/17 in der Fußball-Landesklasse Mitte auf Rang drei beendet. Den 30 Zählern der Hinrunde folgten allerdings nur 18 in der zweiten Halbserie. Zudem erklärten die Freitaler ihren Aufstiegsverzicht. In der Fair-Play-Wertung landeten die Blau-Weißen auf Rang vier, Eric Zimmermann sicherte sich mit 23 Saisontreffern die „Torjäger-Kanone“ der Liga. Die beiden Trainer Clemens Prudlo und Stefan Birnbaum ergänzten sich hervorragend, dennoch beendet einer seine Tätigkeit.

Herr Prudlo, Herr Birnbaum, Glückwunsch zu Platz drei. Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus?

Clemens Prudlo: Vielen Dank! Die erreichte Platzierung macht uns schon ein wenig stolz, weil es für Stahl eine der erfolgreichsten Spielzeiten der letzten Jahre darstellt. Leider konnten wir unser sehr hohes Niveau der Hinrunde nicht halten, es fehlte an Konstanz und Konsequenz. Dies ist auch durch eine Vielzahl von langwierigen Ausfällen begründet. Wir konnten in vielen Spielen fußballerisch dominieren, in den direkten Duellen gegen Sebnitz und Mittweida waren wir mindestens gleichwertig.

Die kurzfristige Absage Ihres Auswärtsspiels am letzten Spieltag in Großenhain wirkte äußerst unglücklich. Hätte man das Ganze nicht anders handhaben können?

Stefan Birnbaum: Ich kann die Enttäuschung über die Spielabsage nachvollziehen, wobei ich die Wortwahl des Großenhainer Vereinsvorsitzenden, ohne dass er die genauen Begleitumstände kannte, in der Öffentlichkeit als unglücklich empfand. Wir als Freitaler Verantwortliche haben uns nach Abwägung aller Vereinsinteressen schweren Herzens für die Absage entschieden. Bei aller Aufregung um die Situation denke ich, Großenhain hätte in unserer Lage genauso gehandelt.

Warum hat Freital mit Christoph Egerer einen neuen Trainer geholt?

Prudlo: Ich habe mich zur Beendigung meiner Tätigkeit entschieden, weil die zeitlichen Anforderungen an diese Aufgabe meine Möglichkeiten überschreiten. Für meine Familie mit zwei kleinen Kindern, beruflichen Verpflichtungen und notwendigen privaten Veränderungen sind die Ziele des Vereins in den nächsten Jahren zu ambitioniert, als dass ich diese zeitlich in vollem Umfang erfüllen könnte.

Aus der Landesklasse Mitte ist kein Verein aufgestiegen. Eine Tendenz, die Schule macht. Was sagen Sie dazu?

Birnbaum: Gute Frage. Ist es die hohe Attraktivität der Landesklasse, welche die Vereine hält? Oder ist es die geringere Attraktivität der Landesliga, die Vereine vom Aufstieg abhält? Ich weiß es nicht. Grundsätzlich sollte natürlich das Streben nach maximalem sportlichem Erfolg im Verein gegeben sein. Das warnende Beispiel mit dem Post SV Dresden zeigt aber recht deutlich, dass ein Aufstieg auch zum Bumerang werden kann, wenn er mit den gleichen personellen, finanziellen und strukturellen Bedingungen wie in der Landesklasse angegangen wird. Auch Heidenau muss derzeit den umgekehrten Weg gehen. Da stellt sich schon die Frage nach dem Sinn, wenn nachher mehr kaputt ist, als man vorher mit hohem finanziellem und personellem Aufwand aufbauen konnte.

Zurück zum Sportlichen: Wo liegen die größten Reserven Ihrer Mannschaft?

Birnbaum: Sicher in der Konstanz und Konsequenz. In der kommenden Spielzeit müssen wir die Spiele durchziehen und dürfen nicht nachlassen. Die gesamte Mannschaft muss noch mehr auf das Spiel gegen den Ball und die Abwehrarbeit achten. 46 Gegentore sind für ein Spitzenteam zu viel. Gerade in der Rückrunde haben wir uns viele Gegentore nach eigenen Fehlern oder Unkonzentriertheiten eingefangen.

Insgesamt dürften Sie aber zufrieden sein mit Ihrem Team, oder?

Prudlo: Die Mannschaft hat als Team auf und neben dem Platz hervorragend funktioniert. Die Mischung passte: Ein paar ältere Spieler als anerkannte Leitwölfe sowie Neuzugänge, die sich von Beginn an in das Mannschaftsgefüge eingefunden haben und Leistungsträger wurden. Viele langjährige Freitaler Jungs haben sich dabei mit hohem Ehrgeiz weiterentwickelt. Und den in der letzten Saison noch schmerzlich vermissten Torjäger haben wir mit Eric Zimmermann ja auch gefunden.

Ihr Team musste allerdings einige Abgänge verzeichnen ...

Birnbaum: Mit Toni Schuster, Lars Kellert und Jannik Schucknecht haben uns drei wichtige Spieler der letzten Spielzeiten verlassen. Kellert hängt seine Fußballschuhe an den Nagel und Schucknecht nimmt ein Studium in Köln auf. Schuster verlegt seinen Wohnsitz ins Erzgebirge und wird zukünftig für den SV Olbernhau auflaufen. Es wird nicht leicht sein, diese Spieler, die wesentliche Stützen unserer Mannschaft waren, zu ersetzen.

Und welche Spieler verstärken den Blau-Weißen Kader?

Erwin Kuhn und Enrico Wittek sind von Post Dresden zu uns gekommen. Weiterhin verstärkt uns Benjamin Voigt aus Dorfhain. Mit Roy Holfert kehrt außerdem ein alter Bekannter aus Coswig nach Freital zurück. Fünfter Neuzugang ist Stephan Ruß, der Defensivspezialist spielte bisher bei Fortuna Chemnitz. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unseren Neuzugängen nicht nur in der Breite besser aufgestellt sein werden, sondern dass wir auch qualitativ wieder einen Schritt nach vorn gehen. Der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft wird größer.

Stahl Freital hat in den vergangenen Jahren in der Talente-Förderung einige Arbeit investiert. Wie sehen Sie die Entwicklung im Nachwuchsbereich?

Birnbaum: Außerordentlich gut. An dieser Stelle gehört ein ausdrückliches Lob an unseren Präsidenten Lutz Niebel und seine vielen emsigen Mitstreiter, die seit mehreren Jahren mit großem Engagement und Weitblick die Nachwuchsarbeit voranbringen. Seit letzter Saison haben wir wieder komplett alle Jugendmannschaften besetzt, im Kleinfeld sogar zweizügig. Die A-Junioren sind in die Landesklasse aufgestiegen. Das bedeutet für uns im Männerbereich, dass ab der nächsten Spielzeit jedes Jahr neue Spieler aus der eigenen Jugend zu uns stoßen, die wir auch unbedingt einbauen wollen.

Aufrufe: 015.7.2016, 11:13 Uhr
Jürgen SchwarzAutor