Wer zuletzt die Transferbemühungen des TVD Velbert einer Resignation im Kampf um den Klassenerhalt gleichsetzte, könnte womöglich schon sehr bald eines besseren belehrt werden. Auch mit einem drastischen Umbruch spielte der Oberligist eine in großen Teilen überzeugende Vorbereitung und schon jetzt ist Trainer Hakan Yalcinkala voll des Lobes für seine junge Mannschaft.
Rein sportlich gesehen forcierten die finanziellen Abstriche des TVD – bedingt durch die zurückgefahrene Unterstützung des Hauptsponsors – den Verein zu einem spannenden neuen Projekt.
Vom Kader der Vorsaison blieben so nämlich mit Stammkeeper Robin Offhaus und Abwehrmann Robin Urban lediglich zwei Spieler. Das bedeutet: Viele neue Gesichter, die sich auch noch nicht unbedingt auf dem Niveau der Oberliga bewiesen haben. Erfahrene Zugänge wie Ferhat Mumcu (Mülheimer FC) sind da eher die Ausnahme. Vielmehr kommen Neulinge wie Arnis Osmani (Rot-Weiss Essen), Leif Sören Linnnig (MSV Duisburg) oder Baran Seker (Rot-Weiß Oberhausen) direkt aus der U19.
Anpassungsschwierigkeiten sind dahingehend natürlich vorprogrammiert, sowohl in der Findung des Teamgefüges als auch in den ersten Schritten des Pflichtspielprogramms: "Die müssen sich erst zusammenfinden, das braucht natürlich ein bisschen Zeit, aber die Ergebnisse haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind", sagte Chefcoach Hakan Yalcinkala gegenüber FuPa Niederrhein.
Drei Siege gegen die Landesligisten des FC Kray (3:1), SG Unterrath (1:0) und zuletzt gegen den Cronenberger SC (1:0). Dazu kommen auch vielversprechende Auftritte gegen die Westfalen-Oberligisten der SG Wattenscheid (0:1) und Concordia Wiemelhausen (1:1), wo Yalcinkala seinen Schützlingen bescheinigte "sehr gut gegen den Ball gearbeitet" zu haben und auch mit dem Ball "eine gewisse Entwicklung" hinter sich gelegt zu haben.
Der Umbruch könnte also gerade eine besondere Chance für den TVD darstellen. Für die Vielzahl der jungen Spieler ist es nämlich längst keine Selbstverständlichkeit, auf ordentliche Einsatzzeiten auf dem Niveau der Oberliga zu kommen.
Im Training zeigte man sich daher außergewöhnlich hungrig und wissbegierig, die Spieler möchten sich individuell und im Kollektiv weiterentwickeln, wobei etwaige Leistungsdellen grundsätzlich eingeplant sind: "Sie machen auch Fehler und werden weiterhin Fehler machen. Aber ich glaube, dass sie mit diesen Fehlern weiter wachsen und dass wir für die ein oder andere Überraschung sorgen, weil wir gut unterwegs sind und sehr gut gegen den Ball arbeiten, weil wir – Stand heute- einen sehr guten Fitnesszustand haben. Diese Basics waren in der letzten Saison nicht gegeben beim TVD."
All der Euphorie zum Trotz wäre eine Zielsetzung jenseits des Klassenerhalts natürlich fernab jeder Realität. In der kürzlich von FuPa durchgeführten Trainer-Umfrage zur Oberliga-Saison erhielt der TVD so auch die drittmeisten Stimmen als potenzieller Absteiger. Darauf angesprochen, ließ sich Yalcinkala jedoch von seiner Lobrede auf seine Mannschaft nicht beirren: "Das ist eine Chance für uns. Ich finde das gut. Ich finde das wirklich gut, dass man uns so sieht und kategorisiert. Das führt vielleicht auch dazu, dass der ein oder andere uns unterschätzt."
Die erste richtige Standortbestimmung steht dann nun am kommende Sonntag mit dem Duell gegen den SV Budberg an. Von der Grundausrichtung möchte der TVD nicht viel ändern und auf seine Stärken vertrauen, sprich auch gegen den ligatieferen Gegner möchte man auf das Spiel gegen den Ball setzen und den Kontrahenten in entscheidenden Momenten vor Probleme setzten.
Um die Stärken von 47-Tore-Mann Moritz Paul ist sich Yalcinkala bewusst, eine Sonderbewachung für den Top-Stürmer ist dabei jedoch nicht vorgesehen: "Das muss man dem Jungen auch mal lassen. Es ist nicht selbstverständlich über 40 Tore zu erzielen. Sicherlich werden wir ein Augenmerk auf ihn legen, insbesondere bei Standards, weil wir auch nicht die größte Mannschaft sind, mehr aber auch nicht."
Anders als der TVD kann Budberg eben auf eine eingespielte Mannschaft bauen. Sicherlich werden beide Seiten an ihre Grenzen gehen müssen, um jeweils in die nächste Pokalrunde einzuziehen.