Es war am Montagabend ein Moment, den die Baller League so in ihren beiden ersten Saisons und den beiden ersten Spieltagen der neuen Auflage so noch nicht erlebt hatte. Im vorletzten Spiel des 2. Spieltags führte der amtierende Titelträger Las Ligas Ladies bis Sekunden vor Schluss mit 2:1 gegen die Golden XI. Beide Teams hatten ihre Auftaktpartien verloren, eine weitere Niederlage wäre also für das Team von Christoph Kramer, der diesmal selbst nicht vor Ort sein konnte, und Florian Neuhaus mit ihrem Trainer Dominick Drexler schon ein herber Rückschlag gewesen.
Doch diese Schlussphase hatte dann noch ein Novum parat. Als noch gut vier Sekunden auf der Uhr waren, traf Marc Rzatkowski den Pfosten, verfehlte das 2:2 um Haaresbreite. Danach kam es an der Eckfahne zu einem Zweikampf, der Ball wurde zur Ecke abgewehrt. So weit, so gut. Aber in der Tat war das die dritte Ecke für Golden XI - und das hat in der Baller League einen Penalty zu Folge. Und es ist dann auch ganz egal, wieviel Zeit noch auf der Uhr ist, läuft diese beim Penalty doch nicht weiter, er wird also auf jeden Fall ausgeführt.
Doch war überhaupt noch Zeit auf der Uhr, oder hatte der Ball die Torauslinie erst passiert, als die Uhr schon die vollen 30 Spielminuten anzeigte? Das war die Aufgabe, die das Schiedsrichterteam um den Ex-Bundesliga-Referee Babak Rafati nun zu beantworten hatte. Zunächst schien alles klar, denn die Uhr zeigte die vollen 30 Minuten bereits, als der Ball die Linie überquerte. Und doch entschieden die Schiris auf Penalty. Wieso das? Die Antwort gaben sie im Anschluss für alle gut vernehmbar. Das Reglement der Baller League sieht vor, ähnlich wie im Basketball, dass der Zeitpunkt maßgeblich ist, an dem der letzte Spieler den Ball berührt. Und da zeigte die Uhr eindeutig noch 29 Minuten und 59 Sekunden. Den fälligen Penalty verwandelte Julien Vercauteren zum 2:2, das Spiel war beendet.
Genau solche Situationen sind es, für die die Fans die Baller League so lieben. Es passieren immer wieder unberechenbare Dinge, das Spiel ist schnell, das Blatt kann sich innerhalb von Sekunden wenden. Und es ist absehbar, dass es auch weiterhin Vorgänge geben wird, die es bis dato noch nicht gab. Das gilt etwa für den Gamechanger "The Line", eine Sonderregel, die in den letzten drei Minuten der ersten Hälfte per Losentscheid als eine Option Anwendung finden kann. Dabei zählen Treffer doppelt, die von jenseits der Abseitslinie erzielt werden, also von außerhalb des eigenen Angriffsviertels. Obwohl diese Option schon lange existiert und auch am Montag zweimal zur Anwendung kam, hat noch nie ein Spieler ein solches "doppeltes Tor" erzielt. Und das trotz "brutaler Schützen" wie etwa Kevin Weggen oder Joshua Sumbunu. Auch in der kommenden Woche wird es sicher wieder irgendeine Überraschung geben - und wir sind für Euch wieder live dabei.