Gimbsheim. Es ist noch gar nicht so lange her, erinnert sich Steven Jones, da sah das Trainingsgelände des SV Gimbsheim noch ganz anders aus. Vor mehr als zehn Jahren zogen sich die Fußballer des aktuellen Landesliga-Tabellenführers und ihre Jugendmannschaften noch in der angrenzenden Gemeindehalle um. Inzwischen gehören die Infrastruktur und die Trainings-Möglichkeiten beim SV Gimbsheim zum Besten, was der rheinhessische Amateur-Fußball zu bieten hat. Es gibt einen zentralen Kabinentrakt, einen Fitnessraum, zwei Kunstrasenplätze, eine Tartanbahn, ein Clubheim und ein Haus mit Büro und Seminarräumen, in dem die Räumlichkeiten des Jugendförderzentrums „Anpfiff ins Leben” untergebracht sind.
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„Da habe ich richtig Bock drauf“
Als Steven Jones im Sommer 2019 nach Gimbsheim kam, arbeitete er neben seiner Trainertätigkeit als Steuerberater. Das tat er auch noch bis Februar 2022 – bis ihm damals eine Stelle als Koordinator Sport/Schule/Beruf/Soziales beim SV Gimbsheim angeboten wurde. Seine Antwort auf das Angebot: „Da habe ich richtig Bock drauf.” Jones wechselte den Job und beschäftigt sich seitdem nicht mehr um Finanzen, sondern um die ganzheitliche Förderung von Kindern und Jugendlichen. Angestellt ist er beim Verein Anpfiff ins Leben (60 feste Mitarbeiter, elf Standorte). Sein Amt als Landesliga-Trainer betreibt er losgelöst von seiner Arbeit im Jugendförderzentrum. „Ich kümmere mich um die gesamte Koordination und Organisation des Jugendbereichs“, erklärt der 47-Jährige. Und die geht weit über das Sportliche hinaus. Der Grundgedanke des Projekts: Nicht nur die fußballerische Leistung als Nachwuchsspieler zählt, sondern vor allem die soziale Entwicklung der Kinder und ihre Aus- und Weiterbildung abseits des Fußballplatzes.
Im Herbst 2013 wurde der SV Gimbsheim Partnerverein von Anpfiff ins Leben. Gimbsheim ist der einzige Standort in Rheinhessen, und Jones ihr „Filialleiter“. Dass die Wahl auf Gimbsheim fiel, war reiner Zufall. SVG-Mitglied Kai Oßwald arbeitete bei SAP und stand mit Dietmar Hopp in Kontakt, der wiederum Anpfiff ins Leben mit seiner eigenen Stiftung unterstützt. Ein Glücksfall für den SVG-Nachwuchs und ein Glücksfall für den rheinhessischen Verein, dessen Heimat in der Folge nicht nur modernisiert, sondern auch erweitert wurde.
Jones sagt: „Wir bieten Workshops an, haben Lehrer, die Nachhilfe-Unterricht geben und sprechen mit den Kindern auch darüber, was sie neben dem Fußball beschäftigt und wie es in der Schule für sie läuft.“ In Kursen lernt der Nachwuchs wie man Bewerbungen schreibt, er beschäftigt sich mit der Arbeit des DRK oder trifft sich in der Freizeit im Aufenthaltsraum des Vereins, um Zeit miteinander zu verbringen.
Seit mehreren Monaten ist auch Mario Cuc Teil des SV Gimbsheim. Das Projekt mit seinem ehemaligen Mitspieler Jones an der Spitze („Das ist schon Ewigkeiten her“) hat es ihm angetan. „Wir wollen ein Wir-Gefühl schaffen und den Kindern die Identität und die Werte des Vereins vermitteln“, beschreibt Cuc, der bei der Ersten ebenso mit anpackt wie im Jugendbereich. Von Cucs Erfahrungen als Trainer von Wormatia Worms und TSG Pfeddersheim, so der Wunsch von Jones, kann und soll der ganze Verein profitieren.
Landesliga-Team im ersten Halbjahr ungeschlagen
Die erste Mannschaft des SV Gimbsheim in der Landesliga tut es offensichtlich bereits. Als ungeschlagener Tabellenführer überwintert das Team zwei Punkte vor dem ärgsten Verfolger (FC Bienwald Kandel). „Diese Saison passt für uns alles zusammen“, sagt Jones, und erklärt sich den Lauf seines Teams mit der Qualität seiner Spieler und der Kontinuität im Verein. Der Vorsitzende Horst Heller, Geschäftsführer Nico Marquardt, „Mentor“ Mario Cuc, die Co-Trainer Niels Magin und Haciömer Yildiz sowie Kapitän Sebastian Schulz – Jones nennt sie alle als konstante Bausteine des Erfolgs.
„Der Prozess hat schon vor längerer Zeit angefangen und wir sind immer drangeblieben.“ Kontinuierlich wurde der Kader in der Breite besser aufgestellt, die Spieler haben sich entwickelt und punktuelle Verstärkungen haben eingeschlagen. Für den Trainer kommt die Entwicklung also nicht ganz überraschend. Doch: Das offizielle Ziel Verbandsliga gibt es im Verein nicht. Steven Jones sagt: „Sportlichen Ehrgeiz haben wir hier aber trotzdem alle.“ Sprich: Wenn der Aufstieg gelänge, wäre das für den Verein eine tolle Sache. Wenn nicht, greift der SV Gimbsheim im kommenden Jahr eben erneut an. Präsident Horst Heller antwortete auf die Frage von Jones ‘Was machen wir eigentlich, wenn wir aufsteigen?’ jedenfalls ganz lapidar: „Feiern.“