Noch arbeitet Sebastian Koch im Hintergrund. Zumindest für Beobachter von außen wirkt es so. Florian de Prato sieht es anders: Der in der Winterpause zum Bayernliga-Neuling TSV Grünwald zurückgekehrte Trainer, der als dritter Chefcoach der Saison den Klassenerhalt sichern soll, betont stets: „Sebi ist für mich kein Co-Trainer, sondern ein Trainer auf Augenhöhe.“
Dazu passt, dass Koch seine Kompetenz kürzlich hochoffiziell bestätigt bekam, denn er hat die B-Lizenz-Prüfung mit Empfehlung bestanden. Das könnte seinen Weg in eine höherklassige Trainerlaufbahn beschleunigen. „Ich habe mir vorgenommen, die A-Lizenz in den nächsten fünf Jahren zu machen. Es ist nicht leicht, im Kurs einen Platz zu bekommen. Man braucht eine bestimmte Punktzahl, die man über die Spielervergangenheit und die Trainertätigkeit bekommt. Für die B-Lizenz mit Empfehlung gibt es sieben Punkte mehr“, erzählt der 28-Jährige, der als Aktiver nicht viel in diese Wertung einbringen konnte, weil er seine Karriere nach zwei Kreuzbandrissen früh beendete.
Sebi ist für mich kein Co-Trainer, sondern ein Trainer auf Augenhöhe.
Florian de Prato (Trainer TSV Grünwald)
Koch zog sich die zweite Verletzung im September 2022 während de Pratos erster Amtszeit bei den Grün-Weißen zu. Der Unglücksmoment war zugleich der Ausgangspunkt seiner Trainertätigkeit. „Er tat mir unglaublich leid. Er war gerade von einem Kreuzbandriss zurückgekehrt, hatte dann gesagt, er wäre wieder bereit für den Kader. Dann rutscht er im Abschlusstraining weg und reißt sich das andere Kreuzband“, erinnert sich de Prato. „Ich habe dann mit Alex Buch, damals mein Co-Trainer und einer meiner besten Freunde, gesprochen und gesagt: Wir können ihn nicht links liegen lassen. Und weil Sebi selbst schon gesagt hatte, er will gerne auf der Trainerschiene weitermachen, haben wir ihn ins Team geholt.“
Seitdem hat Koch beim TSV auch unter Rainer Elfinger und Uwe Wolf Erfahrung sammeln dürfen. „Ich war in den letzten Jahren immer ein Bindeglied vom Trainer zur Mannschaft“, schildert er seine Rolle. Nun ist wieder de Prato formal gesehen sein Chef, doch Koch selber weist selbstbewusst auf die Gleichrangigkeit hin: „Flo und ich mit meiner Erfahrung und jetzt der B-Lizenz-Ausbildung sind auf Augenhöhe. Wir haben auch dieselbe Auffassung, was Training und Spiel betrifft.“
Wie er von Koch profitiert, kann de Prato ziemlich präzise erklären: „Ich bin im Spiel, in der Spielvorbereitung so unter Strom. Man geht ja als Trainer mit einer Idee ins Spiel rein und hofft, dass sie funktioniert. Er hat da noch einmal einen anderen, vielleicht auch jüngeren Blick und sieht, was man ändern kann. Außerdem ist er Defensivspezialist, war bei Haching Innenverteidiger, wurde bei Sechzig ausgebildet, gerade für die letzte Reihe hat er eine unheimliche Expertise.“
Und noch etwas gefällt de Prato besonders gut an seinem Mitstreiter: „Er scheißt sich nichts, nennt die Dinge beim Namen.“ Koch selbst erläutert das am Beispiel von Ex-Profi Sebastian Mitterhuber, der zuletzt nur als Einwechselspieler zum Zuge kam: „Man muss Entscheidungen treffen, etwa einen wie ihn auf die Bank zu setzen. Aber du musst das auch kommunizieren und mit dem Spieler sprechen. Er hat diese Rolle wie ein Vollprofi angenommen.“
Das Zusammenspiel der beiden Trainer scheint perfekt zu funktionieren. „Es ist ein extrem positives Verhältnis. Flo hat mir die Tür geöffnet, als er mich damals ins Trainerteam aufnahm. Ich habe ihm da viel zu verdanken“, sagt Koch, der spätestens „in ein oder zwei Jahren Cheftrainer“ werden will. „Vielleicht aber sogar schon nach dieser Saison. Das halte ich mir bewusst offen. Die oberste Priorität ist jetzt erst mal der Klassenerhalt.“
Ähnlich hält es de Prato: „Der Fokus liegt zunächst einmal darauf, die Liga zu halten. Ich weiß noch nicht, ob ich den Aufwand länger betreiben werde.“ Falls er sich wieder zurückziehen sollte, hätte der 38-Jährige für die Grün-Weißen schon einen heißen Tipp, wer die Nachfolge übernehmen könnte: „Für mich steht der Cheftrainer schon da. Es wäre clever zu sagen: Sebi, wie steht’s?“