2024-12-19T11:15:55.908Z

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Gladbachs U19 ist mit Niklas Swider ein Kandidat für die Deutsche Meisterschaft.
Gladbachs U19 ist mit Niklas Swider ein Kandidat für die Deutsche Meisterschaft. – Foto: Meiki Graff

Borussia Mönchengladbachs U19 sorgt für Furore

Wer in der Mannschaft herausragt und warum sie der deutschlandweite Vergleich zum Mitfavoriten auf die Meisterschaft macht.

Beim Feiern musste Borussia Mönchengladbachs U19 improvisieren. In der Kabine in Leverkusen schnappte sich jemand einen Zettel von der Flipchart, auf der zum Beispiel taktische Anweisungen notiert werden, und schrieb: „Meister Gruppe F.“ So posierten die Spieler, Trainer Oliver Kirch und die Betreuer am Sonntag für ein Foto, sie feierten einen Erfolg, den es erstmals zu holen gab – die Nachwuchsliga hat der DFB zu dieser Saison als Nachfolger der A-Junioren-Bundesliga eingeführt.

Gruppensieger? Staffelsieger? Meister? Wie auch immer, Borussias U19 hat für Furore gesorgt in bislang 13 Ligaspielen. Eines steht sogar noch aus am Samstag um 11 Uhr auf dem Fohlenplatz gegen Viktoria Köln. Dann geht es darum, die erste Runde im neuen Modus ungeschlagen zu beenden. Das können bundesweit von allen 64 teilnehmenden Teams sonst nur noch Borussia Dortmund, Bayern München und der VfL Bochum schaffen. Wir blicken trotzdem schon einmal auf eine beachtliche erste Saisonhälfte.

So lief die Saison bisher

Bilanz Platz eins war Gladbachs U19 nicht mehr zu nehmen nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen am Sonntag. In Überzahl gelang Sulo Ketola kurz vor Schluss der hochverdiente Ausgleich für Borussia, die sich streng genommen sogar ärgern musste über den verpassten zwölften Sieg im 13. Ligaspiel. „Unsere Chancenverwertung ist momentan nicht optimal“, sagte Kirch.

„Das ist eine großartige Leistung der Jungs. Wir stehen völlig verdient da oben und wollen jetzt auch noch im letzten Spiel der Vorrunde ungeschlagen bleiben, das ist unser Ziel“, betonte Kirch dennoch. Punkte abgegeben hat die U19 lediglich in beiden Duellen mit Leverkusen, der 1. FC Köln, der als Dritter noch ums Weiterkommen bangt, wurde im Derby zweimal besiegt. Im Pokal ist Gladbach im Viertelfinale unglücklich im Elfmeterschießen an Werder Bremen gescheitert.

Einsatzminuten In 1154 von 1170 möglichen stand Linksverteidiger Yannik Dasbach auf dem Rasen. Dahinter folgt U17-Nationalspieler Elias Vali Fard mit 1069, der hochtalentierte Innenverteidiger wäre noch für die B-Junioren spielberechtigt. Die elf Spieler mit den meisten Einsatzminuten könnten in dieser Formation auflaufen: Pereira Cardoso – Berko, Vali Vard, Opoku-Mensah, Dasbach – Swider – Wörsdörfer, Fleck – Michaelis, Uwakhonye, Sauck.

Rechtsverteidiger Dillon Berko, vergangene Saison länger ausgefallen, gehört zu den Gewinnern, die bislang weniger im Fokus der Fans stehen. Auch die guten Leistungen von Yannick Michaelis, der jüngst am Fuß operiert werden musste, gehen manchmal unter. Gut eingefügt haben sich die beiden Zugänge aus Dortmund, Fritz Fleck und Len Wörsdörfer. Nicht optimal lief es für Kilian Sauck, der aufgrund von Sperren und leichten Blessuren zuletzt aus dem Rhythmus kam.

Scorerliste Mit sieben Toren und sieben Vorlagen war Josiah Uwakhonye an den meisten Treffern beteiligt. Der variable Angreifer wird in Kürze erst 17 Jahre alt und ist eine feste Größe. Auf dieselbe Toranzahl kommen Fleck und Swider. Winsley Boteli, der inzwischen mehr in der U23 zum Einsatz kommt, hat in nur 332 Minuten fünfmal getroffen. Michaelis steht bei drei Toren und fünf Vorlagen, Sauck immerhin bei zwei und vier.

Gesamtranking In den meisten der acht Gruppen stehen die Erstplatzierten fest. Mehr Punkte als Gladbach hat bislang keine Mannschaft geholt, der FC Bayern steht ebenfalls bei 35 (mit der schwächeren Tordifferenz), Borussia Dortmund mit 34 Zählern hat allerdings noch ein Spiel mehr zu absolvieren. Der VfB Stuttgart und die TSG Hoffenheim liefern sich mit jeweils 32 Punkten das spannendste Rennen, der VfL Bochum hat einen Spieltag vor Schluss 33 geholt, der Karlsruher SC 32 und der VfL Wolfsburg 30. Eine bessere Abwehr als Gladbach (acht Gegentore) stellt nur der BVB (sieben).

Altersverteilung Im Sommer 2023 war es ein wichtiges Signal, dass Borussia die Top-Talente Sauck und Swider mit 16 Jahren bereits in die U19 hochzog. Beide waren absolute Leistungsträger auf dem Weg zur Vizemeisterschaft im Westen und ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, danach absolvierten sie die Vorbereitung bei den Profis. Stammspieler von den 2008ern ist in der laufenden Spielzeit aber nur Vali Fard, Talente wie Mathieu Nguefack kommen langsam, der erst 15-jährige Wael Moya (geboren am 31. Dezember 2008) debütierte jüngst.

Vergangene Saison kam der Alt-Jahrgang 2005 auf 37 Prozent Spielanteile, diese Saison sind es 35 für die 2006er. Allerdings zeigt der beispielhafte Vergleich, dass Leverkusen (22 Prozent) und Dortmund (19 Prozent) noch weniger auf Spieler setzen, die nächste Saison in den Seniorenbereich aufrücken müssen. Dahin gehend wird es spannend, die Entwicklung in Gladbach in der zweiten Saisonhälfte zu beobachten, wenn Top-Talente wie Swider womöglich mal in der U23 zum Zug kommen.

Das ist der mögliche Weg zum Titel

Wie es weitergeht In der Hauptrunde geht es noch überregionaler zu, Borussias U19 wird sich dann in einer von vier Sechsergruppen je zweimal mit fünf Mannschaften aus ganz Deutschland messen. Vier Teams pro Gruppe ziehen ins Achtelfinale ein, je besser das Abschneiden, desto leichter – vermeintlich – das Los. In der K.o.-Runde geht es dann immer in nur einem Spiel ums Weiterkommen.

Aufgrund der starken Performance in der Vorrunde und des Halbfinal-Einzugs in der Vorsaison darf Gladbach zu den Mit-Favoriten im Kampf um die Deutsche Meisterschaft gezählt werden. Sollte der große Coup gelingen, gäbe es eine Schale als Trophäe – und nicht nur einen Zettel von der Flipchart fürs Siegerfoto.

Aufrufe: 06.12.2024, 16:00 Uhr
RP / Jannik SorgatzAutor