Es war vielleicht die entscheidende Szene, die das Spiel wieder kippen ließ: Yassine Ali Gnondi (67.) bejubelte seinen vermeintlichen Treffer zum 2:1 für Teutonia Weiden, doch der Schiedsrichter gab ihn nicht. Der FC Wegberg-Beeck nahm das Spiel nun wieder in die Hand und gewann zum Rückrundenauftakt der Fußball-Mittelrheinliga mit 4:1 (1:0). Dank des Sieges schob sich das Team von Mike Schmalenberg auf Platz zwei.
Im Hinspiel hatten sich beide Teams auf Augenhöhe duelliert und Weiden knapp 2:1 gewonnen. Umso erstaunter dürften viele der zahlreichen Zuschauer gewesen sein, dass Beeck die Gastgeber über weite Strecken des Spiels zurückdrängte und ein deutliches Übergewicht beim Ballbesitz hatte. Die Gäste machten das Spiel, während Weiden kompakt stand und auf Konter lauerte. Und die wurden schnell angezogen, wobei es sehr oft eine Kombination aus Balleroberung und einer weiten Flanke von Cem Hircin auf den schnellen Al Gnondi war. Die Defensive um Kapitän Nils Hühne hatte einiges zu tun, arbeitete aber sehr konsequent.
Doch Beeck machte aus seiner Übermacht zu wenig. „Wir haben zwar die erste Hälfte dominiert, hatten Möglichkeiten, aber kaum zwingende Chancen“, beobachtete Timo Braun, der zuerst von der Bank zuschaute. Die erste Chance hatte Alessio Tafa (9.), doch Weidens Keeper Frederik Said wehrte den Ball mit den Fingerspitzen noch ab. Die Beecker zeigten einige schöne Spielzüge und Kombinationen, nur der Abschluss gelang nicht oder die Weidener Abseitsfalle wirkte, wie bei Tafa (18.) oder Bösing (24.). Einer dieser schönen Spielzüge war ein Zuspiel des zurückgekehrten Justin Hoffmanns auf Marc Kleefisch, doch Said war knapp noch vor dem einschussbereiten Tafa (19.) am Ball. Und abgefälscht ging ein Schuss von Luca Bini (26.) knapp vorbei.
Auf der Gegenseite mühten sich die Weidener, das Spielgerät zu erobern und bevorzugt Ali Gnondi zu schicken, der sich jedoch meist an der gegnerischen Abwehr festbiss (32.). Die beste Chance in Hälfte eins lief ebenfalls über ihn: Zwar wurde er abgedrängt, konnte den Ball aber noch ablegen, Hühne klärte per Kopf, und der nächste Nachschuss von Ali Gnondi (37.) selbst ging knapp am Pfosten vorbei. Der Führungstreffer der Gäste resultierte aus einer schönen Kombination eingeleitet von Hoffmanns, verlagert von Kleefisch auf Bini, sodass Tafa (44.) nur noch einschieben musste.
„Wir wollten uns nicht hinten reindrängen lassen, wollten unser Spiel aufziehen“, hatte Hälfte eins dem neuen Weidener Coach Cayan Zenk nicht gefallen. „Doch in der zweiten Hälfte haben wir von Beginn an gepresst und versucht, das Spiel zu machen.“ Zunehmend drängte Weiden nun die Beecker zurück, die das Spiel aus der Hand gaben. Nach einem Freistoß von Kapitän Meik Kühnel spitzelte Ali Gnondi (55.) den Ball zum Ausgleich ins Tor. Auch wenn nach einer Kombination von Leo Mirgartz über Kleefisch auf Tafa (58.), dessen Schuss abgefälscht drüber ging, so war doch nun die Teutonia spielbestimmend. Und jubelte schon, als Ali Gnondi vermeintlich das 2:1 erzielte. Der Schiedsrichterassistent zeigte bereits zum Punkt, doch der Schiedsrichter entschied auf Handspiel. „Es war gut und wichtig, dass Justin mit seinem Protest beim Unparteiischen Gehör gefunden hat“, atmete Mike Schmalenberg auf.
Der nicht gegebene Treffer wirkte wie eine Initialzündung, Schmalenbergs Wechsel taten ihr übrigens: Timo Braun (74.) setzte sich durch und den Ball sehenswert ins linke Eck, Mehmet Yilmaz (78.), beide eingewechselt, erhöhte per Kopf auf 3:1. Und dann legte Mirgartz noch für Kleefisch (84.), der unermüdlich gearbeitet hatte, auf – 4:1. Mit einigen guten Schüssen machte Zugang Vinzent Zingel auf sich aufmerksam. und setzte mit einem Schuss knapp am Pfosten vorbei den Schlusspunkt gegen am Ende müde wirkende Weidener.
„Wir haben das Spiel durch individuelle Fehler wieder aus der Hand gegeben. Aber Beeck hat das auch clever runtergespielt, einfach die Ruhe bewahrt“, analysierte Zenk. „Wir sind erst seit drei Wochen im Training, zudem machen einige Spieler Ramadan, da hat zum Schluss die Kraft gefehlt.“ Klar war das Handspiel der Knackpunkt: „Für mich war es kein Handspiel. Hätte der Treffer gegolten, wäre das Spiel sicher anders gelaufen“, haderte Sulayman Dawodu. „Allerdings müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen, wir dürfen danach nicht so zusammenbrechen.“
Hälfte eins lief wie Schmalenberg es erwartet hatte. „Ich hatte angenommen, dass Weiden sehr kompakt stehen wird“, so Beecks Coach, der nur mit dem Ertrag nicht zufrieden war. „Wir hatten viel Ballbesitz und haben defensiv gut reagiert. Aber nach der Pause hatten wir auf einmal kein Spieltempo mehr, die Pässe kamen nicht mehr an oder wurden dem Gegner gleich in die Füße gespielt. Aber es zeigt die gute Qualität unserer Mannschaft, wie sie das Spiel dann noch einmal gedreht hat.“
Weiden: Said - Braun, Ahns, Vujicic (56. Gruhn) - Cetin, Hircin, Kühnel, Alikahn (85. Tudilo), Pacolli (79. Tuncer) - Dawodu (56. Ruhrig), Ali Gnondi
Beeck: Strauch - Hoffmanns, Hühne, Daniels, Mirgartz - Bini (66. Braun), Bösing (84. Massold), Fensky, Gelber (66. Zingel) - Tafa (59. Yilmaz), Kleefisch (88. Ramm)
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