2024-09-13T08:09:07.625Z

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– Foto: Bröhan

„Das ist ein scheiß Abgang“: Schiri Wolfgang Diekmann hört auf

„Mit dem Rollator will ich nicht an der Seitenlinie lang kriechen“

Mit 74 Jahren ist Schluss. Nicht altersbedingt, sondern verletzungsbedingt. Wolfgang Diekmann werden die Fußballer in dieser Saison nur noch als Zuschauer statt als Schiri oder Assistenten sehen.

„Mit dem Rollator will ich nicht an der Seitenlinie lang kriechen“, sagt Wolfgang Diekmann und schmunzelt. Er sagt aber auch: „Das ist ein scheiß Abgang.“

Beim Harburger Kreispokal-Finale ist der 74-jährige Assistent in diesem Jahr in ein Loch getreten und musste ausgewechselt werden. Die MRT-Untersuchungen ergaben, dass er links wie rechts einen angerissenen Meniskus hat. Das aber schon seit Längerem. Operiert wird nicht.

Diekmann hat 32 Jahre gepfiffen und war elf Jahre an der Linie. Er war sowohl für den NFV-Kreis Stade als auch Harburg aktiv. „Ich war kein überragender Schiri - aber eigentlich schon ein guter“, sagt er in seiner leicht süffisanten Art.

Diekmann ist als Schiri ein Späteinsteiger

Als Torwart war er bis 2000 aktiv, zuletzt in der Ü40 von A/O. Anfangs spielte er bis 1970 für die vierte Mannschaft vom VfL Stade. Ende der Achtzigerjahre schnupperte er bei den VSV Hedendorf/Neukloster auch mal Bezirksoberliga-Luft.

Diekmann war zudem für den MTV Hammah, VfL Visselhövede, TSV Mulsum und VfL Kutenholz aktiv. Bei einem Freundschaftsspiel mit Kutenholz gegen den TSV Apensen entschied der Torwart, dass er Schiedsrichter werden muss.

„Es gab einen indirekten Freistoß, der direkt aufs Tor geschossen wurde und ich habe den Ball reingelassen“, erzählt Diekmann. Das Tor wurde aber gewertet. Diese krasse Fehlentscheidung war Auslöser einer sehr engagierten Ehrenamtslaufbahn.

Diekmann ist nicht nur auf dem Platz aktiv

1981 wurde Diekmann dann Schiedsrichter und schloss sich der SV Ahlerstedt/Ottendorf an. Ein Jahr später begann er, dort die Schiedsrichterabteilung aufzubauen, die er bis 2018 betreute. A/O ist bis heute für seine gute Schiriausbildung und - betreuung bekannt.

Dass Diekmann seit 2018 für den FC Este 2012 im NFV-Kreis Harburg aktiv ist, gründet auf einem Disput und der Drohung, so Diekmann, er werde nur noch für Altherrenspiele angesetzt. Er habe seinerzeit eine Unterstellung nicht auf sich beruhen lassen wollen, so Diekmann. „Aus meiner Sicht, wurde ich rausgemobbt.“

Diekmann war seit 1994 für den NFV engagiert. Schon 1996 bekam er die Verdienstnadel für 15 Jahre als Schiedsrichter. Die silberne und goldene Ehrennadel wurden ihm 2014 und 2022 verliehen. Die DFB-Uhr bekam er 2001.

Diekmann brachte unter anderem bis 2002 die Schiedsrichterzeitung 23. Mann heraus. War Schiedsrichteransetzer, Kreisehrenamtsbeauftragter, Schriftwart. Von 2014 bis 2021 war er im Bezirk Lüneburg der Referent für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. „Kurz gesagt: Pressewart“, so Diekmann.

Leidenschaftlich an der Pfeife und Seitenlinie

„Die Zeit als Linienrichter in der Verbands- und Oberliga war schön“, sagt er unter anderem. Er hat einige Anekdoten parat.

Als der VfL Stade einst gegen Hannover 96 ein Freundschaftsspiel hatte, war Diekmann als Linienrichter angesetzt. Nach einem Pfiff für den VfL sagte der damalige Hannover-Trainer Dieter Hecking zu Diekmann: „Er hat doch nur ein bisschen gefoult.“ Antwort: „Er hat doch auch nur ein bisschen gepfiffen.“ Hecking und Diekmann lachten.

Als sein größtes Spiel als Schiri nennt Diekmann die Partie TuS Oldendorf gegen Hansa Rostock 1994. „Da ist man schon ein wenig nervös. Die Profis gehen mit dir anders um, vor allem wenn man von weiter unten kommt.“

Einst sei auch die heute nicht mehr existierende Mannschaft Rot-Weiß Buxtehude berüchtigt gewesen, so Diekmann. Da habe keiner gern Pfeifen wollen. „Ich habe nie Probleme gehabt“, sagt Diekmann und führt das auf sein resolutes Auftreten und seine gewisse Körpergröße zurück.

Sein jetziger Verein kann sich weiter auf ihn freuen

Diekmann beendet ein wenig wehmütig die aktive Laufbahn. Er will sich beim FC Este 2012 nun aber verstärkt um die jungen Schiedsrichter kümmern. Wie einst bei A/O will er die Schirisparte betreuen und den Nachwuchs in den Herrenbereich führen.

Wahrscheinlich solange, bis er tatsächlich mal einen Rollator braucht.

Aufrufe: 06.9.2024, 06:40 Uhr
Tageblatt BröhanAutor