2025-01-15T10:13:37.743Z

Allgemeines
Mit Fingerspitzengefühl an der Pfeife: Erkan Cerkez, einst Fußballer des VTA Garmisch-Partenkirchen.
Mit Fingerspitzengefühl an der Pfeife: Erkan Cerkez, einst Fußballer des VTA Garmisch-Partenkirchen. – Foto: Andreas Mayr

„Deine Menschlichkeit und dein gutes Herz bleiben unvergessen“: Trauer um Erkan Cerkez (54)

27 Jahre an der Pfeife

Der Fußball verliert mit Erkan Cerkez einen besonderen Spieler, Schiedsrichter und Menschen. Mit 54 ist der langjährige Schiedsrichter verstorben.

Manche Geschichten überdauern Jahrzehnte – und werden irgendwann zur Legende. Es gibt da eine über Erkan Cerkez, den beliebten Schiedsrichter aus Murnau, der zuletzt in Penzberg wohnte. Klemens Wind erzählt sie gerne, auch weil man sie heute als guten Ratschlag an Neueinsteiger gebrauchen kann. In seinem ersten Spiel als Referee nach seiner erfolgreichen aktiven Karriere überholte Cerkez die Spieler rechts und links. Der Mann, durch und durch fit, war einfach zu schnell für sie. Und Obmann Wind, der damals dabei war, sagte zu ihm danach: „Das Spiel findet vor dir statt, nicht dahinter.“

„Wir haben immer noch tolle Erinnerungen an ihn.“

Hakan Atlas, einstiger Mitspieler beim VTA Garmisch-Partenkirchen.

Cerkez hat ziemlich schnell dazu gelernt. Bis in die Bezirksliga hinauf pfiff er – insgesamt 27 Jahre lang. Er gehörte zu den Menschen, die man Woche für Woche irgendwo am Platz traf, mal in Mittenwald, mal in Lenggries. Und die man vor allem gerne sah. Weil er sich als Schiedsrichter nie zu ernst nahm, stets die Spielerperspektive einnehmen konnte, mal einen lockeren Spruch losließ und auch mit den Zuschauern zu scherzen wusste.

„Ein ganz, ganz lieber Mensch“, sagt Wind. Kurz vor dem Jahreswechsel ist Cerkez im Alter von 54 Jahren gestorben. Natürlich viel zu früh. Einen wie ihn hätte man gerne länger behalten. Dazu braucht man sich nur in der Fußballszene umhören. „Wir haben immer noch tolle Erinnerungen an ihn“, sagt etwa Hakan Atlas, einst sein Mitspieler beim VTA Garmisch-Partenkirchen.

Bevor Cerkez sich als Schiedsrichter einen Namen machte, war er ein mehr als passabler Kicker. Anfangs bei den Türken in seiner Heimat Murnau, der großen Konkurrenz des VTA im Landkreis, wechselte er Mitte der 1990er-Jahre nach Garmisch-Partenkirchen, weil sich dort einiges tat. Mit Fritz Röthel verpflichteten sie einen ehrgeizigen Trainer und leiteten den Aufschwung ein. „Davor sind wir immer auf den letzten fünf Plätzen rumgekrebst“, erinnert sich Atlas.

„Deine Menschlichkeit und dein gutes Herz werden unvergessen bleiben.“

Yüksel Yapi.

Cerkez konnten sie bestens gebrauchen: ein Hybrid aus Zehner und Sechser, technisch begabt, gleichzeitig Kämpfer und Abräumer mit Auge für den Mitspieler. „Ein super Fußballer“, urteilt Atlas. Dreimal schafften es die Türken in die Relegation zur Kreisklasse, dreimal verloren sie. Vor einem Duell nahm Cerkez einige Tropfen Baldrian-Extrakt, um zur Ruhe zu kommen, die Aufregung zu lindern. „So hat er dann auch gespielt“, scherzt Atlas. Über die erfolgreichsten Zeiten des VTA räsoniert man heute noch gerne im Käfig. Die spaßigen Trainingslager, die vielen Teamabende – und immer war Cerkez mittendrin. „Er hat sich immer angepasst: Unter den Jungen war er auch der Junge, mit den Älteren der Alte. Er war ein sehr flexibler Mitspieler.“

Seine Fußball-Karriere ging nahtlos in die nächste über. Als Referee kehrte er regelmäßig in den Käfig zurück und bewies, dass es vor allem Fingerspitzengefühl braucht, um die teils hitzigen Spiele dort zu managen. „Er hat uns nie bevorteilt, war eher noch kritischer. Er wollte nie den Eindruck erwecken, dass er zu seiner alten Mannschaft hält“, erinnert sich Atlas. In den vergangenen Jahren war Cerkez, der zuletzt als Postbote arbeitete und noch im Mai in Penzberg seine Frau Bettina geheiratet hatte, nicht mehr aktiv. Zwei Jahre kämpfte er zuletzt mit einer Krebserkrankung. Am 26. Dezember verlor er.

Auf seiner Facebookseite kondolierten einige. Alles, was es zu sagen gab, schrieb Yüksel Yapi, einer der ehemaligen Spitzenfußballer der Gegend, nieder: „Deine Menschlichkeit und dein gutes Herz werden unvergessen bleiben.“

Aufrufe: 09.1.2025, 08:28 Uhr
Andreas MayrAutor