Nast: Hi Gixe, statt beim All-You-Can-Eat um die Ecke sitzen wir hier nun bei dir zu Hause, um all den Interessierten da draußen mögliche Fragen zu beantworten. Deshalb fange ich gleich mal an – was war der ausschlaggebende Grund für deine Entscheidung?
Borst: Hallo Thomas, du isst doch sonst immer irgendwo! (lacht) Erstmal finde ich es echt stark von dir, dass du dir die Zeit nimmst und ein letztes Interview mit mir führen möchtest und ich hoffe natürlich, dass ich deine Fragen beantworten kann. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, kam aus dem Bauch heraus. Die Jungs sind echt super, aber ich habe einfach das Gefühl, dass der enorme Aufwand, den ich in Frickenhofen betreibe, nicht zu 100 Prozent angenommen wird. Im Training sieht es immer gut aus, aber im Spiel werden die Inhalte leider nicht so umgesetzt, wie ich es mir erhofft habe. Rein sportlich betrachtet, kam mir von der Mannschaft letzten Endes zu wenig entgegen.
Nast: Wann hast du diese Entscheidung getroffen?
Borst: Nach langem Hin und Her und Gesprächen mit den Verantwortlichen legte ich mich letztendlich Mitte Oktober fest, diesen Schritt zu gehen, der mir alles andere als leicht fiel!
Nast: Nach der schlechten Sommervorbereitung, bei der im Schnitt lediglich neun Spieler im Training waren, habe ich ohnehin allen Respekt, dass du die Reißleine nicht schon früher gezogen hast.
Borst: Die Vorbereitung war tatsächlich nie ausschlaggebend für meine Entscheidung. Ich weiß ja auch, wie es bei anderen Teams aussieht und dass sich der Fokus eben nicht mehr nur auf den Fußball richtet. Was mich wiederum sehr enttäuschte, war die Absage der Testspiele.
Nast: Gehen wir etwas in die Details: warum fiel dir die Entscheidung im Endeffekt nicht leicht?
Borst: Mir hat es trotz allem sehr viel Spaß gemacht! Ich durfte viele großartige Menschen kennenlernen und habe diese sehr ins Herz geschlossen. Man sieht auch eine Entwicklung in der Mannschaft – was Außenstehende bestätigen – auf die ich reflektierend absolut stolz bin.
Nast: Das Thema Entwicklung spreche ich auch immer wieder an, aber der Prozess findet einfach zu langsam statt. Bei dem einen oder anderen dauert es leider sehr lange, bis etwas in der Birne ankommt, oder es mangelt grundsätzlich an der Einstellung. Was war dein bisher schönstes Erlebnis beim SVF?
Borst: Der Ausflug nach Nürnberg und allen voran der Almabtrieb! Dass in einem solch kleinen Ort eine so riesige Veranstaltung auf die Beine gestellt wird, ist jedes Jahr aufs Neue der reine Wahnsinn. Da spürt man einen Zusammenhalt, den ich so noch nie erlebt habe. Natürlich ging es hier bis in die frühen Morgenstunden und dank der Gastfreundschaft von Patrick Karasek konnte ich das Fest auch voll auskosten!
Nast: Was macht dein eben erwähnter Co-Trainer Patrick Karasek, wenn du ab Sommer nicht mehr hier bist?
Borst: Ich hoffe, dass er dem Verein erhalten bleibt, denn er ist ein Co-Trainer, wie man ihn sich nur wünschen kann. Sportlich als auch menschlich hat er zu der bereits angesprochenen Entwicklung vieles beigetragen. Er steckt noch in den Kinderschuhen des Trainer-Daseins und ich würde mir wünschen, dass er diese Aufgabe weiterhin mit so viel Leidenschaft und Engagement durchzieht!
Nast: Was war dein schönster Fußballmoment beim SV Frickenhofen?
Borst: Da bleiben mir aus meiner ersten Saison das Pokalspiel gegen Hofherrnweiler II und das Ligaspiel in Rechberg bestens in Erinnerung. In Rechberg geriet man zweimal in Rückstand und dennoch drehte man das Ding am Ende zu einem 4:3-Sieg. Beim Spiel gegen den Bezirksligisten konnte man über 70 Minuten ordentlich Paroli bieten. In beiden Spielen hat meine Mannschaft ihr wahres Potenzial abgerufen, was man in der laufenden Spielzeit leider nur noch selten sieht. Dennoch werde ich immer wieder gerne daran erinnern, denn es waren einfach wunderbare, sportliche Momente.
Nast: Dass du im Sommer gehen wirst, wieso und warum, hast du den Lesern nun deutlich vermittelt. Weil ich dich das fast wöchentlich frage und bestimmt auch die Leser brennend interessiert: Was kommt nach dem SV Frickenhofen?
Borst: Wie bereits die letzten Male, werde ich dir die Frage erneut so beantworten: momentan habe ich noch keine Anfragen oder konkrete Aussichten, wohin die Reise gehen wird. Allgemein wissen bisher nicht viele, dass ich das Amt als Trainer des SV Frickenhofen niederlegen werde.
Nast: Wäre es nicht ein Traum, wenn du, der Diamantenschleifer, und dein Freund Alex Barth, der Rubinschleifer, als dynamisches Duo eine Mannschaft übernehmen würdet?
Borst: (lacht) Diesen Fiebertraum lebten wir schon einmal. Zur Saison 18/19 holte er mich damals zum SSV Aalen II als spielender Co-Trainer. Dieser Traum endete aber schon nach einer halben Saison weil er ein anderes, gutes Angebot bekam. So öffneten sich ihm auch die bekannten Wege. Zudem, wenn man selbst bereits als Cheftrainer tätig war, wird man kein Co-Trainer mehr – außer in den höheren Ligen.
Nast: Als Trainer hat man oft auch eine Wunschvorstellung von einer bestimmten Station. Was wäre deine?
Borst: Es gibt wirklich viele attraktive Teams in unserem Bezirk und auch darüber hinaus. Egal, welche Liga, zunächst muss grundsätzlich die Harmonie passen, dann das Sportliche, was wiederum von vielen Faktoren abhängt – z.B. die Kaderbreite, zieht das Team ordentlich mit, kann es meine Spielphilosophie annehmen, usw. Der Erfolg kommt dann von selbst. Ich betone auch immer wieder, dass es ein Prozess ist und nicht alles von heute auf morgen funktionieren kann.
Nast: Welche Ziele hast du in deiner letzten Halbserie in Frickenhofen?
Borst: In erster Linie werde ich wie bisher all mein Können investieren, um das volle Potenzial aus jedem Einzelnen herauszuholen und so am Ende die Saison zwischen Platz 4 und 6 ordentlich abzuschließen. Was in meinen Augen auch sehr gut machbar ist, wenn jeder mit Spaß und Leidenschaft seinen Fokus auf das Training und die Spiele legt.
Nast: Zum Abschluss, was wünschst du deinen aktuellen Schützlingen für die Zukunft und die neue Saison ab Sommer?
Borst: Ich wünsche ihnen nur das Beste, vor allem ein goldenes Händchen bei der Suche nach meinem Nachfolger, der die Entwicklung weiter vorantreibt. Ich bin davon überzeugt, dass, wenn die Jungs so zusammenbleiben, man in naher Zukunft den Schritt in die A-Klasse machen wird. Den Grundstein dafür habe ich ja gelegt. (lacht)
Nast: Du bist ja nicht aus der Welt, so wird man dich sicherlich mal irgendwo antreffen. Eine Rückrunde hast du noch vor dir, hoffentlich mit mehr Höhen als Tiefen um die gesteckten Ziele erreichen zu können. Genieße solange noch meine harsche Kritik, vermutlich wirst du diese woanders nicht mehr bekommen. Ich danke dir für das offene Gespräch bei dir zuhause, auch wenn ich gerne beim Mongole essen gegangen wäre.