2025-04-29T16:05:39.695Z 1746225394701

Allgemeines
– Foto: Sascha Köppen

Die Abschaffung der Abseitsregel ist der falsche Ansatz

Kommentar zur Gewalt im Amateurfußball und zum Vorschlag des niederländischen Fußball-Verbands

Die Diskussion um die Abschaffung der Abseitsregel im niederländischen Amateurfußball, um Gewalt auf den Plätzen zu verringern, greift zu kurz. Es ist keine fußballerische Regel, die das Problem löst, sondern die gesellschaftlichen Ursachen, die hinter den Ausschreitungen stehen, müssen angegangen werden. Ein Kommentar ...

Die Idee, das Abseits aufzuheben, mag als pragmatische Lösung erscheinen, um die Schiedsrichter zu entlasten und Konfliktpotenzial zu minimieren, doch es ist nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die zunehmenden Gewaltvorfälle auf den Plätzen spiegeln vielmehr wider, was sich auch in anderen Bereichen der Gesellschaft abspielt: Der Respekt vor Autoritätspersonen, sei es auf dem Spielfeld oder im alltäglichen Leben, hat deutlich nachgelassen. Spieler, Trainer und Zuschauer wollen immer häufiger im Vordergrund stehen und vernachlässigen dabei den eigentlichen sportlichen Wettkampf. Das Problem ist also nicht primär das Abseits, sondern die mangelnde Akzeptanz von Entscheidungen und die daraus resultierenden Aggressionen.

Ein Blick auf andere Sportarten wie Handball könnte hier helfen. Dort gibt es klare und drastischere Sanktionen für Fehlverhalten, insbesondere für vermeintlich harmlosere Vergehen. Dadurch werden Entscheidungen der Schiedsrichter weit weniger infrage gestellt. Zeitstrafen und Ausschlüsse sorgen schnell für Disziplin auf dem Spielfeld.

Zudem wird der Respekt gegenüber den Unparteiischen sowohl von den Spielern als auch von den Zuschauern vorgelebt. Wenn Mannschaften und Vereine es schaffen, diesen Respekt zu etablieren, könnten auch die Zuschauer und Verantwortlichen folgen. Es ist die Atmosphäre, die auf und neben dem Platz geschaffen wird, die entscheidend ist – nicht die Veränderung einer fußballerischen Grundregel.

Fußball ist von Natur aus ein emotionaler Sport, und Fehlentscheidungen gehören unweigerlich dazu. Doch es sind selten die Abseitsentscheidungen, die die größten Konflikte verursachen. Vielmehr entfachen strittige Fouls die hitzigsten Diskussionen.

Eine Abschaffung des Abseits würde den Schiedsrichtern keine Erleichterung bringen, sondern eher zusätzliche Herausforderungen schaffen. Ohne Abseits bleiben die Stürmer dauerhaft in der gegnerischen Hälfte, was die Spielüberwachung noch komplexer macht. Lange Pässe würden die Unparteiischen oft überfordern, was zu mehr strittigen Szenen führen würde, die wiederum neue Diskussionen entfachen könnten.

Die Lösung des Gewaltproblems im Amateurfußball liegt also nicht in einer radikalen Regeländerung, sondern in einer grundsätzlichen Veränderung der Haltung auf und neben dem Platz. Respekt und sportliche Fairness müssen wieder in den Vordergrund rücken. Statt die Regeln zu ändern, sollten klare Konsequenzen für Fehlverhalten geschaffen werden. Nur so kann das eigentliche Problem an der Wurzel gepackt werden.

Aufrufe: 027.9.2024, 12:07 Uhr
CKAutor