Quasi als Antrittsgeschenk bekam Wolfgang Krebs einen Osterhasen ausgehändigt. Also einen aus Schokolade. Überreicht von Peter Kirner, der guten Seele in der Penzberger Kabine.
Penzberg – Das war einerseits ein Akt der Höflichkeit, andererseits eine unmissverständliche Symbolik. Krebs ist nun Teil der Penzberger Familie – und diese Metapher verwendet er selbst auch gerne. Zum Sommer übernimmt der 57-Jährige den Bezirksligisten. Nach langer Suche findet der FCP endlich den passenden Papa für seine Fußballfamilie.
Sie wollten einen, der eine Kultur etablieren kann, die zum Verein passt. Eine Autoritätsperson mit Erfahrung. Sie bekommen all das und deutlich mehr. Der Name Wolfgang Krebs steht für Menschlichkeit und für Kontinuität. Sieben Jahre Gilching, zuletzt fünf Jahre Berg, den früheren Bayernliga-Kicker holt man sich für langfristige Projekte in den Klub. Das Geheimnis seiner Beständigkeit: „Ich möchte einen Verein nicht umkrempeln“, sagt der Berger.
In Gilching hielten sie sogar an ihm fest, als die Mannschaft aus der Landesliga abstieg. Und so überraschte es die Macher beim FCP auch nicht, dass Krebs erst im Sommer kommt und nicht schon zur Winterpause. Bereits im Herbst 2023 tauschten sie sich bei einem „zufälligen Gespräch“ aus, so erzählt es Fotios Roumbos, Sportlicher Leiter, bei den Penzbergern. Einige weitere folgten bis zur Zusage. Krebs lag viel daran, die Saison mit dem MTV ordentlich zu Ende zu führen. Sie befinden sich dort gerade im Abstiegskampf in der Kreisliga.
An Bewerbern mangelte es jedenfalls nicht. Das nahm teils eine eigenartige Komik an, wen man so im Laufe der Saison in Penzberg am Platz sichtete. Unter den vielen Kandidaten habe es „interessante Gespräche“ gegeben, sagt Fotios Roumbos. Die Wahl fiel schließlich auf Wolfgang Krebs. „Wir wollten etwas Erfahrenes und Stabiles“, sagt Joachim Plankensteiner, der FCP-Chef. Der Verein sendet ja doch genug Reize aus im Oberland. Penzberg hat ein Konstrukt aus beispielloser Infrastruktur (Kunstrasen, Physiotherapeutin, Co-Trainer und mehr), interessanter Mannschaft (Mix aus Routiniers, Talenten, überragenden Individualisten und Zuarbeitern) und guter Liga geschaffen, steht finanziell zudem blendend da. Nach zuletzt jüngeren Trainern wechselt der Kurs nun.
Was Wolfgang Krebs wiederum so begehrt macht, sind sein Wesen und seine Historie, die untrennbar miteinander verbunden sind. „Kameradschaft und Ehrlichkeit“ bilden die Säulen seiner Fußball-Lehre. Er ist einer, der sich ganz einem Klub hingibt. Der sich auch für die Reserve und die Jugend interessiert. Der sich um die privaten Belange seiner Spieler kümmert. Der nach Training oder Spielen Gemeinschaft einfordert. Der Spieler mitbestimmen lässt: „Ich bin kein Diktator“, sagt er über sich. Der emotional und laut sein kann – und auch einmal einen flotten Spruch auf Lager hat, wie der FCP vorige Saison selbst erfahren hat. Krebs bezeichnete den FCP als „launische Diva“, worüber man damals im Verein schmunzelte. Heute nimmt ihm das niemand übel. „Er hatte auch ein bisserl recht“, sagt Fotios Roumbos.
In diesem Punkt setzt seine Arbeit an. Penzberg soll wegkommen von seiner Launenhaftigkeit. Josef Siegert, aktuell Trainer, hat in dieser Hinsicht bereits fundamentale Arbeit geleistet, auf der Krebs aufbauen möchte. Die beiden verstehen sich blendend, teilen ähnliche Ansichten über den Sport. Der Neue bringt ein paar Maximen mit. Fitness ist ein großer Punkt, eine dritte Trainingseinheit pro Woche Einheit für den Körper sieht Krebs als verpflichtend an. Offensiv setzt er auf eine Mischung aus Penzbergs bekanntem Kurzpassspiel, aber auch auf lange Bälle. Zuletzt gilt Krebs als Analytiker, der sich viel und gut mit dem Gegner beschäftigt, um ihm die Stärken zu nehmen.
In dieser Hinsicht hilft ihm Maximilian Bauer, der als Assistent bleibt. Wobei Wolfgang Krebs der Terminus nicht taugt. „Ich sehe uns als gleichberechtigt. Ich kann mir vorstellen, dass er über kurz oder lang das Amt übernimmt.“ Genau das ist Wolfgang Krebs, ein großer Mannschaftsspieler mit klarer Kante, aber keinerlei Eitelkeiten. Im Grunde möchte er seinen Erfolg aus der Vergangenheit in Penzberg kopieren, auf einer gesunden Basis eine Mannschaft aufbauen, die über die nächsten Jahre um den Aufstieg mitspielen kann. Sein Ziel für Saison eins: Mindestens das Ergebnis der aktuellen Spielzeit erreichen. Einen Wolfgang Krebs holt man sich nicht für kurzfristige Höhen. Und so sagt Joachim Plankensteiner auch: „Wenn wir aufsteigen, wollen wir nachhaltig aufsteigen.“