Wir leben in unruhigen Zeiten. Nicht nur in der Gesellschaft, auch im Fußball bleibt das Menschliche oft auf der Strecke. Nicht so beim Spiel des TSV 1860 München gegen Waldhof Mannheim. Eine kleine, unscheinbare Geste abseits des Geschehens erwärmte so manche Herzen. Was war passiert?
Für den eingfleischten Sechzger-Fan Ade Reiner wird das Spiel zur Nebensache, als er von seinem Platz aus eine Szenerie beobachtet. An den Zaun vor der Stehhalle wird eine offensichtlich schwerkranke Frau gebracht, die nur im Liegen und auf einer Trage das Spiel verfolgen kann. Es handelt sich um eine Aktion des "Wünschewagens". Die Idee hinter dem ausschließlich aus Spenden finanzierten Projekt: Es wird versucht, Menschen, die die Gewissheit haben, nicht mehr lange zu leben, einen letzten großen Wunsch zu erfüllen.
"Ich habe das gesehen und dachte mir: Wie kann ich der Frau eine Freude bereiten. Ich bin dann spontan hin und habe ihr mein Trikot geschenkt, das ich wiederum von einem guten Freund bekommen hatte. Sie hat sich so sehr gefreut und hat es das ganze Spiel über nicht mehr losgelassen", berichtet Reiner. Fußballbegeisterung, gepaart mit Herz und Menschlichkeit, das gehört für ihn zusammen. Der heute 61-Jährige kickte in seiner aktiven Laufbahn selbst über 25 Jahre lang für den SV Pfelling und den SV Hunderdorf. Mehr als 30 Jahre lang engagierte sich Ade Reiner als Nachwuchstrainer diverser Jugendmannschaften. Als Anerkennung für seine Dienste erhielt er die Jugendraute des Landkreises Straubing-Bogen und wurde ebenfalls vom DFB ausgezeichnet.
Heute bringt sich Ade Reiner ehrenamtlich beim Sportjugendring des Landkreises Straubing-Bogen ein. Jeden Sommer begleitet er beispielsweise als Betreuer eine Gruppe Jugendlicher ins Ferienlager. Mit seiner Aktion im Grünwalder Stadion wollte er einfach ein Zeichen der Menschlichkeit in turbulenten Zeiten setzen - und hat eine Botschaft: "Wenn wir öfters überlegen würden, wie wir anderen eine Freude bereiten können, wäre die Welt mit Sicherheit ein kleines Stück besser. Zudem möchte ich jeden animieren, sich in der Jugendarbeit zu engagieren. Das ist unglaublich wichtig."