Dabei hat der Preußen-Präsident die Entwicklung des Gesamtvereines im Blick, zieht ein Fazit der abgelaufenen Serie, blickt auf personelle Veränderungen und voraus auf die kommende Spielzeit...
Das Interview führte Markus Fromm
Hallo Benno, du bist im April wieder einstimmig als Vorsitzender unseres Vereins gewählt wurden. Im Vorstand gab es die eine oder andere Veränderung. Wie verlief der Start in der neuen Besetzung?
Benno Harbauer: Das Vertrauen der Vereinsmitglieder ehrt mich und ist sicher auch nicht selbstverständlich. Wir sind in einigen Dingen noch in der Findungsphase, insbesondere was die neue Vorstandsgruppe Sponsorenaquise und Betreuung als auch das Mitgliederwesen betrifft. Das wird sich aber im Laufe des Jahres verselbständigen.
Nach dem Pokalfinale der Frauen ist die Saison 2023/24 beim FSVP beendet. Wie fällt Dein Fazit aus?
Benno: Im Nachwuchsbereich haben wir mit 11 Mannschaften und allen besetzten Altersklassen überragende Arbeit abgeliefert unabhängig von Ergebnissen und Tabellenständen. Im nächsten Jahr werden wir mit noch einer Mannschaft mehr an den Start gehen, überall eigenständig, ohne Spielgemeinschaft oder in Form eines Jugendfördervereins. Die Verantwortlichen um Jugendwart Torsten Otto, die Trainer und Betreuer geben alles für ihre Mannschaften, stecken jede Menge Herzblut rein, das kann man nicht genug wertschätzen. Und wenn jetzt von den A-Junioren 3 Jungs in die Thüringenliga-Mannschaft wechseln, dann hat jeder seinen Anteil daran.
Mit Max Domeinski ist eine Vereinsikone neu im Vorstand. Was sind die Aufgaben des langjährigen „Capitano“ und wo sind eure Schnittmengen bzw. inwieweit entlastet dich Max in der sportlichen Regie?
Benno: Es ist unglaublich wichtig, die über die Jahre sportlichen Gesichter des Vereins mit in die Verantwortung einzubinden. Max ist seit Februar intensiv in die Kaderplanung der Männermannschaften eingebunden. Auch die Schnittstelle zwischen den drei Männermannschaften und den A-Junioren nimmt er in vielen Gesprächen wahr. Wir tauschen uns in der Hochzeit der Transferperiode nahezu täglich aus, er sieht nun die andere Seite der Vereinsarbeit und ist zuweilen selbst erschrocken, welcher Aufwand hier unbemerkt von den Vereinsmitgliedern betrieben wird.
Im vergangenen Jahr liefen noch alle Strippen der Kaderplanung bei dir zusammen. Bist du zufrieden mit dem Resultat des abermaligen neunten Platzes der 1. Mannschaft?
Benno: Die Thüringenliga muss sich unser Verein Jahr für Jahr hart erarbeiten und will verteidigt werden. Wir hätten gern etwas besser als Platz 9 abgeschlossen, aber das ist alles jammern auf hohem Niveau, wir hatten nie etwas mit den Abstiegsplätzen zu tun. Das ist nach 5 Jahren, seitdem Thomas Wirth hier Trainer ist, eine für den Verein außergewöhnliche Leistung, denn in dieser Liga wollen alle erstmal nicht absteigen. Aber klar, so ganz hat die Kaderzusammenstellung im letzten Jahr nicht gepasst, da hinterfrage ich mich auch.
In der zweiten Saisonhälfte wurde nur die Hälfte der Punkte aus der Hinrunde geholt. Wie erklärst du dir den erneuten Einbruch nach der Winterpause?
Benno: Nach Hin- und Rückrunde geschaut sicher richtig. Aber da drei Spiele aus dem Herbst ins Frühjahr rutschten, haben wir eigentlich 21 Punkte im Herbst und 19 Punkte im Frühjahr geholt. So krass ist es eigentlich gar nicht. Aber zuletzt war es bis auf den Derbysieg sehr zäh in den Leistungen.
Das Trainergespann um Thomas, Rico, Lars und Miro sowie das Betreuerteam mit Ingo und Micha bleiben geschlossen im Amt. Wenn wir auf andere Vereine blicken, ist eine derartige Konstanz ziemlich selten. Woher nehmen unsere Coaches die Motivation für ihre langjährige Tätigkeit?
Benno: Das müsstest du sie selbst fragen. Wir versuchen das drumherum so angenehm wie möglich zu gestalten. Über Rico, Micha und Ingo brauchen wir nicht reden, das ist Vereinsherzblut von Kindesbeinen an. Thomas hat mir neulich eine sehr emotionale Nachricht geschrieben, „egal was passiert, ich bin ein Preuße“. Das sagt eigentlich alles.
Beim letzten Heimspiel wurde gefühlt die halbe Mannschaft verabschiedet. Wie sehr ärgert bzw. schmerzt es dich, dass einige Spieler nach nur einem Jahr wieder gehen?
Benno: Wir wussten recht frühzeitig, dass wir einen enormen Umbruch haben werden. Wir hätten gern den einen oder anderen überzeugt den Weg weiter mitzugehen, aber Prioritäten verschieben sich, Wohnortwechsel, berufliche Situationen ändern sich, Spieler beenden ihre Laufbahn und dies gilt es zu respektieren, wenn man den ersten Schock verdaut hat. Insbesondere bei Dome und Moritz war das der Fall, die locker noch einige Jahre hier eine herausragende Rolle hätten spielen können.
Wie ist der Stand bei den Neuzugängen?
Benno: Unser Kader steht mit 22 Feldspielern und 3 Torhütern. Die insgesamt neun externen Neuzugänge waren notwendig. Wir werden sie in den nächsten Tagen vorstellen.
Trotzdem sieht manch Außenstehender in der kommenden Saison das Abstiegsgespenst über dem Stadion der Freundschaft schweben. Was möchtest du entgegnen?
Benno: Über Ziele zu sprechen ist es noch zu früh. Es war eine echte Herausforderung, aber gemeinsam mit Max und dem Trainerteam haben wir gute Lösungen gefunden. Neben den externen Neuen werden 4 Jungs aus der A-Junioren und der Zweiten mit in den Kader rücken. Wir werden eine sehr junge Mannschaft in die nächste Saison ins Rennen schicken, von der wir aber sportlich und auch charakterlich absolut überzeugt sind. Es werden sicher auch Rückschläge kommen, denn die Liga wird mit Absteiger Arnstadt und den drei guten Aufsteigern aus Bad Frankenhausen, Weimar und Meiningen bärenstark sein.
Der eine oder andere A-Junior sammelte in der abgelaufenen Saison bereits Erfahrungen im Kader der Ersten. Bleiben die Jungs dabei oder gehen sie andere Wege?
Benno: Sie sind der Weg, den wir zukünftig verstärkt einschlagen wollen. Sie sollen im ersten Jahr lernen, können sowohl in der A-Jugend als auch im Männerbereich spielen. Das ist optimal.
War es überraschend, dass die Zweite mit 15 Punkten Vorsprung den sofortigen Wiederaufstieg schafft?
Benno: Ja absolut. Die Mannschaft besteht komplett aus Spielern, die hier im Verein ausgebildet worden sind mit Einbindung der Spieler aus der Ersten und der A-Jugend. Das wird auch so bleiben. Sie haben die Liga dominiert, nur ein Spiel verloren, aber die Kreisoberliga ist schon nochmal ein anderes Brett. Aber gerade die jungen Spieler werden weiter dazulernen und sich verbessern. Mit Ben Seifert hat einer den Sprung in den Kader der Ersten geschafft und das können im Prinzip alle schaffen.
Wann ist der Auftakt in die Saisonvorbereitung geplant?
Benno: Die Nachwuchsmannschaften werden erstmal in die Sommerpause gehen und zum Ende der Ferien hin wieder starten. Die Zweite und Erste starten bereits Anfang Juli wieder, die Thüringenliga-Mannschaft genau am 4. Juli. Regionale Freundschaftsspiele gegen Großengottern, Bad Tennstedt, Gotha sowie zum Abschluss auswärts bei Oberligist Germania Halberstadt stehen im Vorbereitungsprogramm.
Willst Du noch was zum Saisonende loswerden?
Benno: Preußen steht und fällt mit seinen ehrenamtlichen Helfern, mit den Eltern der Kinder und mit seinen engagierten Trainern. Das gilt es zu hegen und zu pflegen. Jeder trägt den Verein im Herzen und ist sich nicht zu schade, mehr als eigentlich machbar zu leisten. Das Versorgungsteam, die Bierwagenbesatzung, die Ordner, Kassierer, selbst unsere Schiedsrichter – alle packen mit an und machen den Verein zu einem Treffpunkt unserer Stadt. Wo kann man denn noch eine gute Bratwurst essen, ein gezapftes Bier trinken, Fußball schauen und sich mit Freunden treffen?! Ein Riesen Dankeschön an alle, die dazu beitragen! Und jetzt sollen alle die Sommerpause und den Urlaub mit der Familie oder Freunden genießen. Danach wird es jeden wieder jucken ins Stadion der Freundschaft zu kommen.