Auf und ab ging es in der vergangenen Saison für Andreas Geipl und den SSV Jahn Regensburg. Doch nach zwei dramatischen Relegationsspielen feiert der Bad Kohlgruber den Aufstieg.
Regensburg – Während die meisten Profifußballer schon ihren verdienten Sommerurlaub genießen oder sich gar auf die Europameisterschaft vorbereiten, ging es für Andreas Geipl in den vergangenen Wochen nur um eines: die 2. Bundesliga. Mit dem SSV Jahn Regensburg gelang dem Bad Kohlgruber nun in zwei dramatischen Spielen gegen den SV Wehen Wiesbaden der direkte Wiederaufstieg. Die Erleichterung war nach dem hart erkämpften 2:1-Auswärtssieg in Wiesbaden spürbar. „Das war pure Ekstase“, erzählt der Fußballer. „Super schön, oft steigt man nicht auf.“ Selbst für den erfahrenen Kapitän, der bereits zwei Relegationspartien erlebt hatte, war diese Drittliga-Saison alles andere als normal. Auf ein Hoch folgte ein Tief. Schicksalsschlag inklusive.
Bereits vor dem Start in die neue Saison traf Geipl eine ungewöhnliche Entscheidung. Er ging vom Erstligaaufsteiger Heidenheim – sein Vertrag wurde nicht verlängert – zurück in Liga drei. „Der Verein liegt mir am Herzen. Ich wollte nach dem Abstieg wieder helfen, dass das Team in jedem Spiel alles gibt und die Jahn-Mentalität auf den Platz bringt.“ Keine leichte Aufgabe: Ganze 22 Fußballer verließen den Club, den Wiederaufstieg nahm in Regensburg niemand in den Mund. Das war auch Geipl, der im Jahr 2003 als Elfjähriger vom FC Bad Kohlgrub zum TSV 1860 München wechselte, klar. „Wir mussten uns mit einer neuen Mannschaft erst mal finden. Wir wollten eine gute Runde spielen und nichts anbrennen lassen.“ Doch das Team überraschte, legte von Anfang Oktober bis Dezember eine Siegesserie hin und thronte nach 17 Begegnungen mit sechs Zählern Vorsprung auf Rang eins. Damit sorgte der Jahn für einen neuen Drittliga-Rekord. „Dass wir zehn Spiele am Stück gewinnen, hatte niemand erwartet“, betont der 32-Jährige. „Aber wir haben alle gesagt, dass wir dann dranbleiben wollen.“
Umso höher war dieser Erfolg zu bewerten, da er in die schwerste Phase der Saison fiel. Ende November verstarb unerwartet der 25-jährige Jahn-Spieler Agyemang Diawusie. „Der Tod von Agy hat uns schwer getroffen“, erzählt Geipl über die Zeit. „Das erlebt man zum Glück selten.“ Ein Erlebnis, woran eine Mannschaft auch zerbrechen kann. „Wichtig war, dass in dieser Zeit keiner alleine schlafen musste, jeder war für den anderen da. Wir sind ein Stück weit zu einer Familie geworden.“
Und doch sollte der Höhenflug nicht anhalten. Auf die Sieges- folgte die Sieglosserie. Über einen Monat gewann Regensburg keine einzige Begegnung mehr. Mitte März rutschte Geipls Team auf den Relegationsplatz ab. „Das Spielglück hat gefehlt, und hinten sind wir nicht mehr gut gestanden.“ Die fehlende Sicherheit mündete unter anderem in einer krachenden 3:6-Pleite gegen Sandhausen. Der Jahn schleppte sich von Partie zu Partie, gab Anfang April abermals die Tabellenführung ab und erholte sich von diesem Rückschlag nicht mehr. Am Ende gab der Club sogar noch Tabellenplatz zwei an Aufsteiger Preußen Münster ab, ein Tiefpunkt.
Nur sah Geipls Team diesen nicht als solchen an, sondern als Wendepunkt. „Erst als feststand, dass wir in die Relegation müssen, waren wieder eine neue Konzentration und Spannung innerhalb der Mannschaft zu spüren“, erläutert der Bad Kohlgruber. „Wir wollten für Agy aufsteigen, das war immer sein Traum und Wunsch.“
Mit neuem Elan ging es in die Saisonverlängerung gegen Wehen Wiesbaden. Geipl stellt klar: „Wir wussten, dass wir in der Relegation eine bessere Leistung und Selbstvertrauen brauchen als zuletzt noch in der Liga.“ Eine Steigerung, die sichtbar war. Von vermeintlichen Rückschlägen wie einem schnellen Doppelschlag der Wiesbadener in Partie eins ließ sich das Team nicht unterkriegen. „Das war ein ganz anderes Auftreten.“ Elf Minuten vor Ende gelang Regensburg das 2:2, das „extrem wichtig“ war. Im Rückspiel reichte Geipls Truppe je ein Treffer vor der Halbzeit und kurz danach. „Für Kopf und Moral war das noch mal was ganz anderes.“ Danach ging es „25 Minuten nur ums Verteidigen. Aber selbst nach dem Anschlusstreffer ist jeder positiv geblieben“.
Am Ende stand der verdiente Aufstieg und eine beispiellose Sause. Noch in der Nacht auf Mittwoch ging es zurück nach Regensburg, wo die Anhänger das Team am Haidplatz frenetisch empfingen. Geipl führte den Feiertross mit Sonnenbrille im Gesicht an, kostete seinen dritten Aufstieg im Kreise der Familie aus. „Meine Jungs waren mit auf dem Platz und auf der Bühne tags drauf.“
Nun geht es für den Kapitän des Aufsteigers erst mal in den Urlaub, bevor das nächste Ziel ansteht. „Alles andere als der Klassenerhalt wäre vermessen. Es gilt schnellstmöglich die Liga anzunehmen.“ (je)