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„Dann bin ich halt Vizeweltmeister“: Florian Rupprecht, nachdem er gehört hatte, dass ein Spieler in England schon mal nach 2,4 Sekunden getroffen hat.
„Dann bin ich halt Vizeweltmeister“: Florian Rupprecht, nachdem er gehört hatte, dass ein Spieler in England schon mal nach 2,4 Sekunden getroffen hat. – Foto: Christian Riedel / fotografie-

Erding - der Landkreis der Weitschützen

Traumtore aus der Distanz

Tore aus 50 und mehr Metern – Das passiert auf den Sportplätzen im Landkreis Erding häufiger.

Erding – Tor in der 4. Spielsekunde: Der Treffer direkt nach dem Anstoß von Geislings Florian Rupprecht (wir berichteten) hat’s mal wieder bewiesen: Erding ist der Landkreis der Weitschützen. Denn vor ihm trafen auch schon Raffi Ascher, Thomas Hilger und Co. aus größter Distanz. Andererseits: So unhaltbar waren die Bälle auch nicht immer. Willkommen im Land der Distanz-Künstler! Oder doch im Land der Torwart-Dilettanten? Beide Thesen sind so steil wie die erfolgreich geschlagenen Bälle. Denn nix gegen unsere Keeper, die sind nämlich immer für ein Tor gut. Auf beiden Seiten, wie Sie unserer Aufstellung der kuriosesten Tore entnehmen können (und da ist Vitus Eichers 70-Meter-Hammer für die Löwen gegen Buchbach aus dem Jahr 2013 noch gar nicht dabei).

Tomislav Saric, der Abschlag-König

Tomislav Saric, SV Walpertskirchen
Tomislav Saric, SV Walpertskirchen – Foto: Verein

15. November 2015: SV Walpertskirchen 2 – FC Finsing 2: Tomislav Saric ist ein Torwart mit einem extrem guten Abschlag, den er gern bis in den gegnerischen Strafraum jagt. „Und unsere Stürmer sind dann hinterher“, erzählt der heute 42-Jährige und verrät. „Es war schon immer mein Ziel, ein Tor zu schießen.“ Dann die 63. Minute gegen Finsing: Saric schlägt etwa vom Elferpunkt ab, der Ball fliegt und fliegt, springt vor dem Strafraum vor dem Keeper auf. „Der war mit den Fingerspitzen noch dran“, erinnert sich SVW-Trainer Sepp Heilmeier, „aber war dann doch machtlos“. Der SVW gewinnt am Ende 4:0. Kurios: Drei Wochen später wiederholt Saric sein Kunststück. Zumindest fast. „Der Ball kullerte Richtung Torlinie und wäre wahrscheinlich reingegangen. Aber unser Stürmer hat zur Sicherheit nachgeholfen – war mir auch recht.“

Malterer entschuldigt sich für den Volltreffer

Max Malterer damals SV Wörth
Max Malterer damals SV Wörth – Foto: Verein

10. Oktober 2015: FC Forstern 2 – SV Wörth: Max Malterer trifft aus 60 Metern und entschuldigt sich sofort für seinen Volltreffer. „Ich wollte das ja auch gar nicht und kann verstehen, dass der gegnerische Trainer getobt hat“, wird Malterer hinterher der Heimatzeitung sagen. Was war passiert?

Referee Ludwig Lerch hat die Partie unterbrochen. Ein verletzter Spieler wird behandelt. Regelkonform geht es danach mit einem Schiedsrichterball weiter. „Ich wollte möglichst weit aus unserer Hälfte zum gegnerischen Torwart zurückschießen, damit wir uns wieder sortieren können“, erklärt Malterer. Aber er trifft den Ball gut. Zu gut. Die Kugel segelt über den verdutzten Forsterner Keeper Stefan Unterhaslberger ins Tor. Der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 zählt. Aber Malterer und seine Teamkollegen wissen, was zu tun ist. Forsterns Stürmer Tom Gehrke darf nach dem Anstoß ohne Gegenwehr durch die Wörther Reihen laufen und einschießen. Forstern gewinnt 3:2.

Wenn ein Sechser am Anstoß steht...

Thomas Hilger, FC Finsing
Thomas Hilger, FC Finsing – Foto: Verein

7. November 2021: FC Finsing 3 – FC Türkgücü Erding 2: Thomas Hilger hat den Plan schon früh. „Eigentlich wollte ich es schon direkt beim Anpfiff probieren“, verrät der 23-Jährige. Aber es sollte an diesem Tag ja noch öfter die Gelegenheit für einen Anstoß geben. Zum Beispiel nach dem 3:3. Emre Yavuz hat für die Türken ausgeglichen. Dann stellt sich Hilger zum Anstoß. „Eigentlich ungewöhnlich für einen Sechser“, meint er augenzwinkernd. Aber er will das jetzt durchziehen. „Und dann habe ich den Ball perfekt getroffen.“ Der Torwart habe das Unglück schon geahnt, sei mit einen „Scheiße, Scheiße….“ nach hinten geeilt, „aber dann ist der Ball direkt unter der Latte eingeschlagen“, erzählt Hilger, der für gute Schusstechnik und lange Bälle bekannt ist. Kein Wunder: Er war in der Jugend selbst Torwart. Das Spiel gewinnt der FC Finsing 6:3.

Das pfiffigste von Aschers 29 Toren

Raffi Ascher, FC Schwaig
Raffi Ascher, FC Schwaig – Foto: Verein

22. Juli 2022: FC Schwaig - ASV Dachau: Mit 29 Treffern wird Raffi Ascher Torschützenkönig der Landesliga. Er schießt sie mit links, rechts, per Kopf – und aus jeder Distanz. Gegen den ASV Dachau zieht er kurz hinter der Mittellinie ab – aus rund 50 Metern. Der Ball fliegt über den Torwart hinweg und landet im Netz. Es ist das Goldene Tor beim 1:0-Sieg des FC Schwaig. Ascher: „Der Torwart stand schon das ganze Spiel sehr weit vor seinem Tor und hat mir den ein oder anderen Ball abgelaufen.“ Deshalb habe er es einfach mal von der Mittellinie aus probiert. „Böse Zungen behaupten, ich war nur zu faul, um weiterzulaufen“, meint er grinsend.

Philipp Gref: Lieber schießen als dribbeln

Philipp Gref, damals FC Erding
Philipp Gref, damals FC Erding – Foto: Verein

22. Oktober 2022: FC Erding – SG Buch/Forstern: Manchmal hat man einen Plan, manchmal ist man auch „nur zu langsam fürs Eins-gegen-Eins“, wie Philipp Gref verrät. Deshalb habe er nach dem Abschlag von Keeper Florian Leiner an die Mittellinie gar nicht lange gezögert und gedacht: „Scheiß drauf, der Torwart steht ein bisschen weit vor dem Tor. Ich probier’s einfach.“ Und schon stand es 1:0 für den FCE (Endstand 4:0). „Wahrscheinlich wird mir das niemals mehr gelingen. Aber es war eine coole Sache.“ Ganz zufällig kam es aber dann doch nicht. Gref: „Tatsächlich treffe ich eher bei Weitschüssen als direkt vorm Tor.“ Ob der Ball haltbar war? „An einem guten Tag schon“, meint Gref grinsend, „aber der war nicht so einfach“.

Eine Frage derSchusstechnik

Alexander Strobl, TuS Oberding
Alexander Strobl, TuS Oberding – Foto: Verein

20. Mai 2023: FC Türkgücü Erding – TuS Oberding: Keeper Alex Strobl macht erstmal seinen originären Job: Er fängt einen Angriff des Gastgebers ab, dann schlägt er ab. „Der Wind hat schon ein bisschen mitgeholfen“, meint der 28-Jährige. Der Ball fliegt und fliegt, „und dann hat der Türkgücü-Keeper den Ball klassisch unterlaufen“, berichtet Fredy Obermeier, TuS-Trainer und einst selbst Torwart. Allerdings in den 80er- und 90er-Jahren, als solche Tore viel seltener passierten.

Sind die Nachfolger heute schlechter? Nein, aber das Spiel habe sich verändert, meint Obermeier. „Die Keeper werden angehalten mitzuspielen und stehen deshalb deutlich weiter vor dem Tor. Außerdem hat sich die Schusstechnik verbessert“, sagt er. Abschläge mit Rücklage hoch in die Wolken gebe es nicht mehr. „Heute kommen die Bälle flach, mit viel mehr Druck – wie ein Torschuss.“ Im Profi- und oberen Amateurbereich würden die Torhüter per Seitfallzieher abschlagen. „Das flacht die Flugkurve ab, und die Stürmer können die Bälle viel besser verarbeiten.“ Auch gute Torhüter in den unteren Klassen hätten es sich längst abgeschaut. Strobls Treffer fällt in der 3. Minute. Sein Team gewinnt am Ende 6:1.

Das zweitschnellsteTor aller Zeiten

12. November 2023: SVN München – FC Langengeisling: Maxi Birnbeck schiebt beim Anstoß den Ball zu Sturmpartner Florian Rupprecht, der sofort abzieht. Keeper Samy Günydin steht keine zwei Meter vor dem Tor, aber der Ball senkt sich direkt über ihm ins Netz. In der Halbzeit wird der Torwart übrigens ausgewechselt. Ob er wirklich schuld war? „Die einen sagen so, die anderen so“, meint der Torschütze. Handgestoppt waren es von Anpfiff bis Einschlag 3,7 Sekunden. „Ein englischer Fußballprofi hat mal nur 2,4 Sekunden gebraucht“, sagt Rupprecht, „aber mei, dann bin ich halt nur Vizeweltmeister“, meint er grinsend. Der 25-Jährige ist übrigens ein Wiederholungstäter. „In der Jugend und später auch bei den Herren in Wörth sind mir öfter Tore aus der Distanz gelungen“, erzählt er und erinnert an einen Freistoß, „der noch hinter der Mittellinie geschlagen war“. Der Versuch direkt nach Anpfiff in Neuperlach war erst sein zweiter. „Gegen Waldperlach habe ich es auch schon versucht, da war es auch schon knapp.“ Ob er es heute beim Derby gegen Moosinning auch probiert? „Wird nicht verraten“, sagt er und fügt hinzu: „Mal schauen, wo der Torwart steht.“

Aufrufe: 018.11.2023, 03:20 Uhr
Dieter PriglmeirAutor