Bittet man Trainer gemeinhin um die Einordnung des Saisonstarts, dann kommt sehr oft die Antwort: Fragt mich doch nach dem zehnten Spieltag noch einmal, dann nimmt die Tabelle langsam aussagekräftige Konturen an. Zehn Partien hat der 1. FC Schweinfurt 05 in der Regionalliga Bayern absolviert - und thront auf Platz eins! Was heißt das nun im Umkehrschluss, Victor Kleinhenz?
Auf diese Frage muss der Cheftrainer der Schnüdel erst einmal lachen, überlegt kurz und sagt dann: "Natürlich schauen wir auch auf die Tabelle, das ist doch klar. Allerdings messen wir der Momentaufnahme keine große Bedeutung zu." Dennoch: Wer Ende September auf Platz eins steht, kann in der ersten Saisonphase nicht so viel falsch gemacht haben, oder? "Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen sehr viel von dem umgesetzt, was wir sehen wollen", schmunzelt Kleinhenz.
Und was will der 33-Jährige konkret sehen? "Ich würde sagen, wir haben eine gute Mischung gefunden im Spiel mit und gegen den Ball. Und einen guten Mix, was meine Vorstellungen betrifft und zur Mannschaft passt. Wir haben eine unglaubliche Intensität, eine unglaubliche Leidenschaft in unserem Spiel. Die Jungs identifizieren sich zu 100 Prozent mit dem Ganzen. Das merkt auch das Umfeld. Wir haben schon so eine Art Euphorie entfacht. Genau das hatten wir uns erhofft."
Die Lust auf die 05er ist in Stadt und Umkreis zu spüren. Über 3.000 Zuschauer pilgerten am vergangenen Freitag zum Topspiel gegen Wacker Burghausen ins Sachs-Stadion. "Und die werden wiederkommen", ist sich Kleinhenz nach dem tollen 3:2-Heimsieg der Schnüdel sicher. Der Plan, wieder verstärkt auf Regionalität zu setzen, geht bislang voll auf.
Wovon Kleinhenz mit Blick auf seinen durchaus hochkarätig besetzten Kader bislang besonders angetan ist: Der Leistungsgedanke! "Im Rahmen des Amateurstatus versuchen wir alles, um so professionell wie möglich zu agieren. Das verlangt allen viel ab, die Jungs investieren extrem viel, verzichten auf so einiges. Wenn ich sehe, was da noch an individuellen Extraschichten geschoben wird, auch um Verletzungen vorzubeugen - Stichwort Körperpflege - dann bin ich begeistert." Es kommt also nicht von ungefähr, dass die Schweinfurter bislang im Großen und Ganzen vom Verletzungspech verschont geblieben sind.
Der Lohn der Entbehrungen: Der Blick auf die Tabelle! Wo soll das noch hinführen? Aufs Glatteis lässt sich Kleinhenz freilich nicht führen, eine Aussage zum Thema Aufstieg kann ihm nicht entlockt werden. Verständlich: Der Nikolaus war schließlich noch nie der der Osterhase. Oder sinngemäß den legendären Spruch von Uli Hoeneß abgewandelt: Im Herbst ist noch keiner Meister geworden. "Wir wollen die Euphoriewelle so lange wie möglich weiterreiten", betont Kleinhenz.
Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich am kommenden Samstag in Ansbach, wo die Tabellenführung verteidigt werden soll.